HSV mit Nonstop-Party - Hens: „Ballast abgefallen“

Hamburg (dpa) · Ausnahmezustand in Hamburg: Der HSV ist Handball-Meister. Erst stand die Halle kopf, jetzt liegen die Spieler auf „Malle“ am Pool und lassen den Sekt kreisen. Noch aber wartet eine Herausforderung.

Die Schlusssirene beim Meisterstück gegen den VfL Gummersbach war für den HSV Hamburg zugleich der Startschuss zur viertägigen Nonstop-Sause. Böller knallten, Feuerfontänen sprühten, ein Dickicht aus Papierschlangen fiel herab und ein ohrenbetäubendes Trötenkonzert lieferte den Stampf-Rhythmus für die wilden Tänze der Spieler. 13 269 Handball-Fans in der ausverkauften Halle feierten, so schien es, Silvester. „Das ist der schwerste Titel, den man holen kann“, rief Nationalspieler Torsten Jansen und freute sich auf die rauschende Party auf Mallorca.

Manch einer der Spieler soll kein Auge zugemacht haben, bis am Donnerstagvormittag der Flieger auf die Balearen-Insel abhob. „Ich werde mir fiese Sachen für die Jungs ausdenken“, verriet Trainer Martin Schwalb, der nach den Bierduschen mitleiderregend triefte und streng roch. In Anbetracht der drei ausstehenden Bundesligaspiele verpasste Schwalb dem Spaß-Trip auf das Mittelmeer-Anwesen von Präsident und Mäzen Andreas Rudolph einen Tarnnamen: Kurztrainingslager.

Rechtsaußen Stefan Schröder, der gemeinsam mit seinen Gefährten den Trainer durch die Luft schleuderte und ihn anschließend von hinten mit zwei Litern Bier übergoss, erkannte nur ein Problem: „Mein Koffer ist noch nicht gepackt. Ich muss irgendwann nach Hause, meine Frau wecken.“ Alle anderen Bedenken hielten sich in dieser Nacht in Grenzen. „Wer - ist deutscher Meister? Ha-Ha-Ha-HSV“, sang die weiße Zuschauerwand. Nahezu alle Fans waren in die zuvor verteilten T-Shirts mit dem Schriftzug „Wir sind die Nummer eins“ geschlüpft.

Der HSV hat den großen THW Kiel beerbt, der 16 Mal zu Meisterehren kam und zuletzt mit sechs Erfolgen am Stück eine Serie in „Lindenstraßen“-Format gestartet hatte. „Glückwunsch, die Hamburger sind zu Recht Meister“, gratulierte THW-Trainer Alfred Gislason und meinte es aufrichtig. Seine Mannschaft hat in dieser Saison nicht die Konstanz auf höchstem Niveau erreicht, die der HSV demonstrierte. „Die Mannschaft hat einen super Charakter über die ganze Saison gezeigt. Wir haben super gespielt, manchmal sensationell“, befand Kreisspieler Igor Vori.

Nach drei zweiten Plätzen können es die Hamburger noch nicht so recht glauben. „Ein riesiger Ballast fällt von uns“, gestand Rückraumkanonier Pascal Hens. „Ich bin froh, dass wir den ersten Matchball genutzt haben.“ Der Titelgewinn des HSV werde, so sind sich die Beobachter einig, jedoch keine Wachablösung an der Spitze des deutschen Handballs bedeuten, weil Kiel auf Augenhöhe bleibe. „Es wäre langweilig, wenn nur der THW Meister wird. Der Wechsel tut der Liga gut“, beteuerte der ehemalige HSV-Trainer und jetzige Geschäftsführer der Füchse Berlin, Bob Hanning.

Nach der viertägigen Orgie auf Malle müssen die Hamburger schnell zur Tagesordnung zurück. Am 28. und 29. Mai ist in der Champions League die Veredelung der Meistersaison möglich. „Wir haben noch ein großes Ziel: das Final4 in Köln“, sagte Hens.

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