Immer auf Achse

Schule, Ausbildung, Autobahn, Handball: Für ihre Liebe, den Leistungssport, nehmen vier junge Sportler aus der Region Trier eine Menge Stress in Kauf.

Mülheim-Kärlich. Sie ist neu und fordert die Spieler sehr. Zur Saison 2011/12 hat der Deutsche Handball-Bund die viergeteilte A-Jugend-Bundesliga eingeführt. Sie ersetzt die bisherigen Jugend-Regionalligen. In der zwölf Teams umfassenden West-Staffel bemüht sich der aktuell zehntplatzierte TV Mülheim so gut es geht, dem Bundesliga-Nachwuchs aus Gummersbach, Großwallstadt oder Hüttenberg Paroli zu bieten (siehe Tabelle rechts oben). Woche für Woche ist das ein schweres Unterfangen. Davon können vier Spieler des TVM aus der Region Trier ein Lied singen. Sie stellen sich der Herausforderung und betreiben dafür täglich einen enormen Aufwand.
Michel Mantsch: 18 Jahre, Position: Rückraum Mitte, Wohnort: Niederöfflingen, Schüler des Cusanus-Gymnasiums Wittlich, Ex-Spieler HSG Wittlich.
Stefan Keil: 18, Mitte, Hüttingen, St. Willibrord-Gymnasium Bitburg, Ex-Spieler TV Bitburg, HSG Wittlich.
Manuel Schell: 18, Rückraum links, Irmenach, Ausbildung zum Metallbauer, Ex-Spieler HSG Irmenach/Kleinich/Horbruch.
Julian Kölsch: 18, Torhüter, Morbach, Nikolaus-von-Kues-Gymnasium Bernkastel-Kues, Ex-Spieler TV Morbach und Hunsrück-HSG.
"Der Alltag schlaucht schon sehr. Gerade jetzt vor dem Abitur. Aber Handball muss sein. Auch so hochklassig. Sonst macht es keinen Spaß mehr", sagt Michel Mantsch. Wenn das Quartett aus der Schule oder von der Arbeit kommt, bleibt oft wenig Zeit bis zur Abfahrt ins abendliche Training. Manuel Schell und Julian Kölsch sowie Stefan Keil und Michel Mantsch bilden jeweils Fahrgemeinschaften. Mal sitzt der eine, mal der andere hinterm Steuer. Der Beifahrer schläft, lernt für die Schule oder dient als Gesprächspartner. Vier Mal pro Woche geht\'s auf die Autobahn. Vom Hunsrück und von der Eifel aus in Richtung Trainingshalle in Mülheim-Kärlich. Mittwochs absolvieren drei der vier Akteure zudem in Hasborn eine Zusatzeinheit bei der Mutter von Mantsch, einer Personaltrainerin. An den Wochenenden kommen die Spiele hinzu.
Das Quartett ist ambitioniert. Über verschiedene Auswahl-Mannschaften hat es auf sich aufmerksam gemacht. Die vier wollen auch bei den Senioren höherklassig Handball spielen. In der dritten Liga, vielleicht auch im Bundesliga-Unterhaus. Geld lässt sich in diesen Klassen nicht großartig verdienen. Momentan ist Handball sogar ein Zuschussgeschäft. "Die täglichen Fahrtkosten bekommen wir nicht erstattet", sagt Keil. Die Eltern öffnen den Geldbeutel. Lohn gibt\'s in Form anderer Dinge. "Wir entwickeln uns durch die Jugend-Bundesliga nicht nur sportlich, sondern auch persönlich weiter. Wir werden erwachsener", sagt Schell. Julian Kölsch lobt die "tolle Gemeinschaft" in Mülheim. Ein Plus für die tägliche Motivation. Schell: "Wenn ich von der Arbeit komme, bleibt oft nur die Zeit, um ein Brot zu essen. Da ist es schwierig, die Konzentration aufrechtzuerhalten. Anfangs hat mir das Probleme bereitet. Aber man lernt, damit umzugehen."
Nach dem Training wird es öfters 23 Uhr oder später, ehe die Jugend-Spieler ins Bett kommen. Der Handball-Ehrgeiz jedoch ist groß. "Wir können uns jedes Wochenende mit den besten A-Jugend-Teams des Westens messen", sagt Stefan Keil. Manuel Schell umschreibt den Reiz plakativ: "Gegen Gummersbach zu spielen ist schon was anderes als gegen Gösenroth."

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