Kampf ums WM-Geld: Frauen wollen Abstellgebühren

Sao Paulo (dpa) · Die Frauen kämpfen bei der Handball-WM um Gold, die Funktionäre hinter den Kulissen ums Geld: Wieder einmal hat die Führungsriege des Weltverbandes IHF vornehmlich bei europäischen Mitgliedsverbänden für Verstimmung gesorgt.

 Kerstin Wohlbold wirft auf das Tor von Montenegro. Foto: Sascha Klahn

Kerstin Wohlbold wirft auf das Tor von Montenegro. Foto: Sascha Klahn

Hintergrund sind die von den Clubs geforderten Abstellgebühren für die Spielerinnen sowie Versicherungen bei Verletzung. Während die IHF die entsprechenden Zahlungen seit der WM zu Jahresbeginn bei den Männern übernommen hat, sollen die Frauen bei ihrer laufenden WM in Brasilien leer ausgehen.

Erstmals schlugen die Wellen am Rande der Jubiläumsgala zum 20. Gründungstag der Europäischen Handball-Föderation (EHF) Mitte November in Wien hoch. Dort wurde bekannt, dass die IHF-Exekutive mit Präsident Hassan Moustafa (Ägypten), Vizepräsident Miguel Rocas Mas (Spanien), Generalsekretär Joel Delplanque (Frankreich) und Schatzmeister Sandi Sola (Kroatien) angeblich einen Beschluss des 17-köpfigen Rates gekippt hätte, wonach die Zahlungen für die Frauen analog zu den Männern bereits in Brasilien geleistet werden sollten.

Insbesondere Norwegens Verband reagierte echauffiert und verlangte Aufklärung aus der IHF-Zentrale in Basel. Geschäftsführerin Amal Khalifa und Wettbewerbsdirektor Patric Strub reagierten darauf mit einem Brief am 22. November, in dem sie die freiwilligen Zahlungen für die Teilnehmer der Männer-WM als Test bezeichneten, der derzeit in der Geschäftsstelle noch ausgewertet wird.

Die Ergebnisse sollen dann erst der Exekutive unterbreitet werden. „Das IHF-Exekutivkomitee hat sich mit dem Fall der Frauen noch nicht befasst, weil es Unterschiede bei den Erlösen aus den Meisterschaften beider Geschlechter gibt“, heißt es in dem Schreiben, das der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Schatzmeister Sola sagte dazu der dpa: „Das wird ein Thema der Exekutive in Sao Paulo. Es ist noch nichts entschieden.“

Er bezeichnete das Prämiensystem bei den Männern nicht als Test. „Das ist bereits eingeführt“, stellte er klar. Bei der WM in Schweden wurden somit rund 790 000 Euro an Abstellgebühren gezahlt. Zudem war eine Gehaltsversicherung abgeschlossen für den Fall, dass ein Spieler durch Verletzung ausfällt.

Der Deutsche Handballbund (DHB) unterstützt die Forderung der Frauen-Clubs. Zwar sollen die auszuschüttenden Beträge für die Frauen geringer sein, das Zahlungssystem jedoch gleich. „Ich sehe das schon so, dass auch die Frauen das bekommen sollten. Es sollte analog zu den Männern durchgeführt werden“, sagte DHB-Präsident Ulrich Strombach der Nachrichtenagentur dpa.

Er will auf der Ratssitzung am 15. Dezember in Sao Paulo sogar vorpreschen und mehr Geld für die Verbände von der IHF fordern. „Wir werden den Antrag stellen, dass nicht nur für die 16 Spieler Tagegeld gezahlt wird, sondern auch für acht Betreuer“, erläuterte Strombach sein Vorhaben. Für seinen Anspruch scheint er mit der Bewerbung des DHB für die Frauen-WM 2017, die auf der Ratsversammlung in Brasilien vergeben werden soll, gute Karten zu haben.

Immerhin hat Weltverbandschef Moustafa nach dpa-Informationen nachdrücklich den Wunsch an die Deutschen herangetragen, die WM in sechs Jahren auszurichten. Der DHB teilte mit, er fühle sich „dieser Sache verpflichtet“ und verbreitete die Zusage Moustafas, dass Ausrichter von Männer- und Frauen-WM mit der Zahlung von rund 970 000 Euro durch die IHF für die Organisation gleich honoriert werden.

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