Lemgo stellt Strafanzeige gegen Zerbe

Lemgo (dpa) · Der Handball-Bundesligist TBV Lemgo will Strafanzeige gegen seinen ehemaligen Geschäftsführer Volker Zerbe stellen. Zudem hat sich der ostwestfälische Club vom derzeitigen Geschäftsführer Fynn Holpert getrennt.

Das teilte der Verein nach einer Sitzung des TBV-Beirats in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz mit. Man habe sich dazu „entschieden, das Angebot von Fynn Holpert anzunehmen und ihn von seinem Amt als Geschäftsführer zu entbinden“, hieß es zudem in der offiziellen Mitteilung des Clubs.

Als Interimsgeschäftsführer setzte der Club den 33 Jahre alten Christian Sprdlik ein, der zurzeit Geschäftsführer der Handball Lemgo Spielbetriebs GmbH ist. Holpert soll aber noch bis Ende des Monats tätig sein, um eine korrekte Übergabe zu ermöglichen.

Mit den Maßnahmen reagierte der in Turbulenzen geratene Bundesligist auf staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen Holpert sowie zahlreiche Medienberichte und Spekulationen. Holpert hatte nach eigenen Angaben erst aus den Medien von der Ermittlungen gegen ihn erfahren und versichert, zur Aufklärung beitragen zu wollen. „Ich werde mit der Staatsanwaltschaft auf jeden Fall eng kooperieren, um all diese Dinge aufzuklären“, hatte Holpert am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa erklärt.

Oberstaatsanwalt Michael Kempkes bestätigte, dass schon seit Januar ermittelt wird. Hintergrund sei ein 200-Millionen-Euro-Scheck eines vermeintlichen Immobilieninvestors. Es stehe der Verdacht der versuchten Urkundenfälschung oder der Verdacht des versuchten Betrugs im Raum. Der „Spiegel“ hatte berichtet, dass mit dem Geld ein Sportpark und weitere Projekte in Lemgo entstehen sollten.

Unter Verdacht war zuvor Zerbe geraten. Laut TBV war der Club im Sommer wirtschaftlich „in seine größte Krise der Geschichte“ geschlittert. Erst nach einer Solidaraktion der lippischen Wirtschaft, an der sich auch die Mannschaft kollektiv beteiligte, habe die drohende Pleite abgewendet werden können.

Der Beirat habe „im Rahmen intensiver Überprüfungen Ungereimtheiten“ festgestellt. „Weitergehende Nachforschungen führten zu der Erkenntnis, dass der Verein in den zurückliegenden zwei Geschäftsjahren in sechsstelliger Höhe geschädigt wurde. Darüber hinaus wurden in dieser Zeit mit diesen Geschäftspartnern Sponsorenverträge abgeschlossen, die nicht erfüllt wurden“, hieß es weiter.

Wegen der sportlichen Verdienste von Zerbe sowie zum Schutz des Vereins habe der Beirat eine außergerichtliche Einigung mit dem Ex-Nationalspieler angestrebt, der dann „wegen eines Burnouts“ sein Amt als Geschäftsführer niederlegte. „Ein letzter außergerichtlicher Einigungsversuch blieb heute ebenfalls erfolglos. Für den Beirat sind die Möglichkeiten eines nicht-öffentlichen Verfahrens zur Beilegung des Konfliktes mit Volker Zerbe erschöpft“, teilte der Verein mit.

Die Mannschaft zeigte sich von den Entwicklungen geschockt. „Ich habe sieben Jahre mit Zerbe zusammengespielt. Er war mein Chef als Trainer und Geschäftsführer. Ich persönlich hätte mir die letzten acht Wochen gern erspart“, sagte Kapitän Florian Kehrmann. „Um das Ansehen des Verein zu erhalten, war der Schritt notwendig.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Reicht es für die JSG Bernkastel-Wittlich noch zum Vize-Titel? versöhnlicher Abschluss für die JSG Mosel/Ruwer (männliche A) - Schweicherinnen sind Favoritinnen beim Tabellenletzten und Wittlicher Mädels empfangen den Meister (weibliche C)
Handball RPS Oberligen Jugend 20.4.24 Reicht es für die JSG Bernkastel-Wittlich noch zum Vize-Titel? versöhnlicher Abschluss für die JSG Mosel/Ruwer (männliche A) - Schweicherinnen sind Favoritinnen beim Tabellenletzten und Wittlicher Mädels empfangen den Meister (weibliche C)
Aus dem Ressort