Handball Der große Wunsch: Nie mehr Herztropfen!

TRIER · Handball: Die neue Trainerin der Miezen und der MJC-Vorstand wollen mit einem kleinen Kader frühzeitig den Klassenerhalt schaffen.

 Seit einer Woche hat sie das Sagen bei den Miezen: Die neue Trainerin Elena Vereschako (Zweite von rechts, links daneben Co-Trainerin Siona Eckelt) und die Spielerinnen Andrea Czanik (links) und Angela Petrovska.

Seit einer Woche hat sie das Sagen bei den Miezen: Die neue Trainerin Elena Vereschako (Zweite von rechts, links daneben Co-Trainerin Siona Eckelt) und die Spielerinnen Andrea Czanik (links) und Angela Petrovska.

Foto: TV/Björn Pazen

(BP) Das soll eine ganze Handballmannschaft sein? Beim Konditionstraining im Moselstadion ist die Zahl der Miezen-Spielerinnen recht übersichtlich. Dass Neutrainerin Elena Vereschako nur eine Handvoll Spielerinnen zur Verfügung steht, liegt einerseits am noch nicht kompletten Kader (siehe Extra), aber auch an diversen anderen Gründen: die Kroatin Vena Tolic musste sich einer Zahn-Operation unterziehen, die Slowenin Maja Zrnec ist in ihrer Heimat bei der A-Trainer-Ausbildung, Hannah Sattler ist noch in Urlaub und Dora Simon-Varga noch nicht wieder richtig fit nach ihrer Schuler-Operation im Frühjahr.

Rund fünf Wochen vor dem Saisonstart und nach einer Woche Vorbereitung stehen Vereschako (45), die nach drei erfolgreichen Jahren beim luxemburgischen Meister und Pokalsieger Grevenmacher wieder zur MJC zurückkehrte, und Vorstand Jürgen Brech Rede und Antwort, was die Gegenwart und Zukunft des Zweitligisten betrifft.

Sie wurden mit den Miezen deutsche Meisterin, waren dann erfolgreiche Nachwuchstrainerin im Verein – und hatten sich dann nach der Geburt Ihrer beiden Söhnen erst einmal von der MJC verabschiedet. Was waren Ihre Gründe, wieder zu den Miezen zurückzukehren?

Vereschako: Meine Jungs sind jetzt alt genug, dass ich diesen Posten übernehmen konnte. Und das Wichtigste: Hein Herz hängt immer noch an den Miezen, deren Entwicklung ich in den letzten Jahren natürlich sehr intensiv verfolgt habe, obwohl ich wegen eigenen Spielen nicht mehr so oft in der Halle war. Man kann hier in Trier wieder etwas aufbauen, gerade, was die Verzahnung von erster Mannschaft und Nachwuchsarbeit betrifft.

Aber in den vergangenen Jahren schaffte es kaum noch eine Nachwuchs-Mieze ins Zweitliga-Team?

Vereschako: Genau das wollen wir ändern. Ich stehe in sehr engem Kontakt zu den Trainern unserer zweiten Mannschaft und unserer B-Jugend. Da gibt es Talente, und die müssen wir langfristig, behutsam und geduldig an die erste Mannschaft heranführen. Aus der zweiten Mannschaft werden einige bei uns mittrainieren, eine Möglichkeit wären Doppel-Spielrechte.

Brech: Wir haben eine gute Nachwuchsarbeit betrieben, es fehlte allerdings die Anbindung ans Zweitliga-Team. Elena wird genau dort ansetzen, weil sie auch den Überblick haben wird. Als wir noch DHB-Stützpunkt waren, ein Internat hatten und in der ersten Liga spielten, war die Anziehungskraft für Talente aus der Großregion größer. Das zog einfach mehr, auch da müssen wir intensiv ansetzen, diese Spielerinnen für uns zu gewinnen. Wir wollen langfristig etwas aufbauen, deswegen hat Elena auch einen Zwei-Jahres-Vertrag mit der Option auf Verlängerung bekommen.

Vereschako: Generell ist es viel schwieriger geworden, Spielerinnen für die 2. Liga zu begeistern. Wir können kein Vollprofitum bieten, bei uns gehen alle Spielerinnen arbeiten. Sie fahren teilweise eineinhalb Stunden von der Arbeit zum Training, kommen mitten in der Nacht von Auswärtsspielen heim. Auch das müssen die Fans einmal sehen, was diese Spielerinnen auf sich nehmen, um hier zu spielen. Und dazu sind eben viele nicht mehr bereit – sie gehen nach dem Abitur studieren und sind für den Verein verloren.

Der Kader für die neue Saison ist noch nicht komplett, oder?

Vereschako: Ideal wären 14 Spielerinnen, zwei Torfrauen und zwölf Feldspielerinnen …

Brech: …aber das muss alles auch bezahlt werden. Wir wollen und werden noch weitere Spielerinnen verpflichten, aber das muss ins Budget passen. Und die Verhandlungen sind für uns nicht einfacher geworden, alleine schon, weil erst kurz vor Saisonende feststand, in welcher Liga wir spielen. Das machte die Trainer- und Spielersuche extrem schwierig. Daher ist mein größter Wunsch für die nächste Saison, dass wir einmal frühzeitiger den Klassenerhalt sichern.

Das heißt, einziges Saisonziel ist nicht abzusteigen?

Brech: Unser Kader ist zwar klein, aber nicht schlecht. Dennoch ist unser vorrangiges Ziel, die Klasse frühzeitig zu halten. Die Fans und das Umfeld müssen Geduld haben. Man darf keine Wunderdinge erwarten, und wenn im schlimmsten Fall langfristige Verletzungsausfälle dazukommen, kann es auch schwer werden.

Vereschako: Mein persönliches Ziel ist, dass Jürgen nicht bei jedem Spiel seine Herztropfen nehmen muss, sondern sich unsere Spiele entspannt anschauen kann. Ich habe die vergangene Saison analysiert: Die Vorrunde ist sehr gut gelaufen, aber dann wurde es erschreckend schlecht. Die Spielerinnen haben zwar gekämpft, aber nicht füreinander. Da stand keine Einheit auf dem Platz.

Wie wurde die Vorsaison aufgearbeitet?

Brech: Ich kann mir diesen Leistungsabfall bis heute nicht erklären, denn das Team hatte Potenzial. Wir haben in der Hinrunde einige Spiele glücklich gewonnen, dann einige unglücklich verloren – und dann kamen wir aus dieser Abwärtsspirale nicht mehr raus. Wir hatten einfach das Siegen verlernt. Dann mussten wir die Reißleine mit der Entlassung von Trainer Andy Palm ziehen. Ich hoffe, dass jetzt mit Elena wieder mehr Kontinuität im Verein einzieht.

Mit welcher Philosophie sollen die Miezen künftig spielen?

Vereschako: Aus einer stabilen Abwehr schnell nach vorne – und mit mehr Sicherheit und weniger Fehlern als in der Vorsaison. Dazu müssen wir uns vor allem athletisch steigern, um dieses höhere Tempo zu gehen und schnell umzuschalten. Zudem geht alles nur über Teamgeist, jede muss für die andere kämpfen. Und ich will viele positive Emotionen auf dem Feld sehen. Und auch das ganze Team hinter dem Team muss immer zeigen: Wir geben alles für euch. So wollen wir auch verlorenes Terrain bei den Fans zurückgewinnen. Bei einem Treffen mit dem Fanclub habe ich gemerkt: Die Unterstützung ist vorhanden, aber die Fans wollen die Mädels kämpfen sehen – dann dürfen sie auch verlieren. Denn alle wissen, dass wir kein Team sind, das um die ersten drei Plätze kämpft.

 So soll’s laufen: Vorstand Jürgen Brech und Trainerin Vereschako.

So soll’s laufen: Vorstand Jürgen Brech und Trainerin Vereschako.

Foto: TV/Björn Pazen

Wie sieht die Vorbereitung bis zum Saisonstart im Pokal am 1. September aus?

Vereschako: Momentan stehen Kraft und Ausdauer im Vordergrund – über die ganze Saison hinweg wird Athletiktrainerin Sina Eckelt diesen Bereich forcieren, mit sehr komplexen Übungen. Neben einigen Trainingsspielen starten wir am ersten Augustwochenende bei einem Turnier in Bad Soden und dann Ende August beim Lotto-Cup in Ludwigsburg.

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