Daumen hoch für einen "tollen Handballtag"

Trier · Revanchegelüste an der Mosel: Nach der 23:25-Niederlage im Hinspiel in Ungarn wollen die deutschen Handballerinnen mit erhofften 2500 Fans am Sonntag in der Arena "einen tollen Handballtag" feiern.

 Zurück vor der Porta: Die ehemaligen Miezen-Spielerinnen Anja Althaus (jetzt Viborg), Nadja Nadgornaja (Erfurt) und Laura Steinbach (Leverkusen, von links) wollen an alter Wirkungsstätte in Trier mit der deutschen Nationalmannschaft am Sonntag gegen Ungarn gewinnen. TV-Foto: Björn Pazen

Zurück vor der Porta: Die ehemaligen Miezen-Spielerinnen Anja Althaus (jetzt Viborg), Nadja Nadgornaja (Erfurt) und Laura Steinbach (Leverkusen, von links) wollen an alter Wirkungsstätte in Trier mit der deutschen Nationalmannschaft am Sonntag gegen Ungarn gewinnen. TV-Foto: Björn Pazen

Trier. Um 3.30 Uhr klingelte gestern Morgen der Wecker, dann hatten sie eine Reise durch halb Europa hinter sich, bevor sie am Nachmittag im Mercure-Hotel an der Porta Nigra eincheckten. Aus dem Ungarischen Nyiregyháza an der rumänischen Grenze - wo es für die Frauenhandball-Nationalmannschaft am Donnerstagabend eine 23:25-Hinspielniederlage in der EM-Qualifikation gab - mit dem Bus nach Budapest, Flug nach Frankfurt und dann abermals mit dem Bus an die Mosel. Um die müden Knochen wachzumachen, stand am Freitagmittag in der Wolfsberghalle ein lockeres Training für die deutschen Handballerinnen an, heute Morgen wird noch einmal in der Arena trainiert - ehe es am Sonntag (Anwurf: 15 Uhr) gilt, eine Serie zu verteidigen: Noch nie hat eine deutsche Handball-Nationalmannschaft in der Arena verloren. Das soll auch trotz des unglücklichen 23:25 in Ungarn Bestand haben. Elf Nadgornaja-Tore

Eine Ex-Mieze stand am Donnerstag besonders im Mittelpunkt: Nadja Nadgornaja (heute Thüringer HC): Mit elf Treffern war sie beste deutsche Torschützin, vergab - wie andere - in der Schlussphase aber zu viele Chancen und gab damit den durchaus möglichen Sieg aus der Hand. Die Deutschen hatten einen 7:13-Rückstand aufgeholt und sogar 21:20 geführt. "In der zweiten Hälfte haben wir gezeigt, wie wir Handball spielen können. Wir waren dran, nun werden wir alles daran setzen, am Sonntag zu Hause zu gewinnen", sagte Nadgornaja, die sich einiges vom Publikum erhofft: "Ich kenne die Trie rer Fans - die gehen mit und können uns pushen. Die Halle wird hoffentlich voll. Und wenn alles passt, wird am Sonntag ein toller Handballtag stattfinden." Dafür müssen die Deutschen nicht nur besser treffen als in Nyiregyháza, sondern auch die ungarische Weltklassespielerin Anita Görbicz unter Kontrolle bekommen. Die Führende in der Champions-League-Torschützenliste ist der Dreh- und Angelpunkt der Ungarn. "Wahnsinn, was die macht", meint auch Heinz Winden aus Kasel (Verbandsgemeinde Ruwer), der Delegationsleiter der deutschen Mannschaft. Bundestrainer Heine Jensen, der auf die in Ungarn verletzte Kapitänin Isabell Klein verzichten muss, hofft auf etwas "mehr Glück" als im Hinspiel" und darauf, "dass wir die Leistung der zweiten Hälfte wiederholen können". Die Chancen auf einen Sieg sieht er bei 50:50: "Das wird wieder ein Spiel auf Augenhöhe."Werbung in eigener Sache

Hauptziel ist, den direkten Vergleich gegen Ungarn zu gewinnen, dazu ist ein Sieg mit mindestens drei Toren Differenz nötig. In den beiden letzten EM-Qualifikationsspielen in Weißrussland und gegen Aserbaidschan sind die Deutschen Favorit. Die ersten beiden Mannschaften der sieben Qualigruppen sichern sich ihre Tickets für die EM im Dezember in den Niederlanden. Mit einer vollen Halle und einer guten Organisation kann die Arena auch Werbung in eigener Sache betreiben: Man hofft darauf, Spielort bei der Frauen-WM 2017 zu werden. Und die Fans können darauf hoffen, mal wieder einen Heimerfolg von Handballerinnen zu beklatschen: Der einzige Miezen-Heimsieg dieser Saison datiert vom 30. Dezember. Die Organisatoren hoffen auf 2000 bis 2500 Zuschauer, bis gestern Nachmittag waren etwa 1500 Tickets verkauft. Am Sonntag öffnet die Tageskasse um 13 Uhr. Extra

Statistik des Hinspiels vom Donnerstagabend: Ungarn - Deutschland 25:23 (14:10) Deutschland: Katja Schülke (HC Leipzig), Clara Woltering (Buducnost Podgorica/Montenegro) - Isabell Klein (Buxtehuder SV), Franziska Mietzner (1/FHC Frankfurt/Oder), Natalie Augsburg (3/HC Leipzig), Anne Müller (1/HC Leipzig), Anna Loerper (1/Tvis Holstebro/Dänemark), Marlene Zapf (Bayer Leverkusen), Laura Steinbach (1/Bayer Leverkusen), Stefanie Melbeck (Buxtehuder SV), Anja Althaus (4/Viborg HK/Dänemark), Nadja Nadgornaja (11/Thüringer HC), Angie Geschke (1/VfL Oldenburg), Kim Birke (VfL Oldenburg), Kerstin Wohlbold (Thüringer HC), Luisa Schulze (HC Leipzig) Beste Torschützinnen Ungarn: Görbicz (7), Kovacsicz (5) Tabelle der EM-Qualifikationsgruppe 1 nach dem dritten von sechs Spieltagen: 1. Ungarn/94:67 Tore/6:0 Punkte 2. Deutschland/84:60 Tore/4:2 Punkte 3. Weißrussland/75:76 Tore/2:4 Punkte 4. Aserbaidschan/56:106 Tore/0:6 Punkte Zwei Heimspiele: Nicht nur die drei ehemaligen Miezen Nadgornaja, Althaus und Steinbach haben am Sonntag ein "Heimspiel": Delegationsleiter der deutschen Mannschaft ist DHB-Vizepräsident Heinz Winden aus Kasel (bei Trier), Physiotherapeutin ist die langjährige Mieze Anja Gläsener, die die deutsche Nationalmannschaft schon seit vielen Jahren betreut und im Juni auch in Trier eine Praxis für Osteopathie und Sportphysiologie eröffnen wird. EHF-Offizielle: Schiedsrichter der Partie am Sonntag sind die Tschechen Jiri Opava und Pavel Valek, Delegierte ist Monique Alsemgeest aus den Niederlanden. Die Klasse von 2003: Am 1. Juni 2003 gab es das bislang einzige Frauen-Handball-Länderspiel in der Arena Trier. Im Rückspiel der WM-Qualifikation siegte Deutschland 29:18 gegen Bulgarien und qualifizierte sich für die WM in Kroatien. Damals waren drei Miezen im Kader: Maren Baumbach, Alexandra Gräfer und Silke Meier. Einzige "Überlebende", die am Sonntag gegen Ungarn im Kader steht, ist Stefanie Melbeck (Buxtehuder SV). Heiner Brand kommt: Auch Heiner Brand wird den deutschen Frauen in Trier die Daumen drücken. Der Gummersbacher, der im Juni 2011 seinen Abschied als Bundestrainer in der Arena Trier mit einem Sieg gegen Lettland feierte, weilt am Wochenende zwar beim Länderpokal der männlichen und weiblichen Jugend in Rotenburg in Nordhessen, wird aber gemeinsam mit DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier nach Trier kommen. Brands neuer Arbeitsbereich als "Teammanager" umfasst die Frauen- und Männer-Nationalmannschaften, aber auch den Nachwuchsbereich. Ungarische Handballerinnen in der Arena: Da war doch was. Am 6. Januar 2004 gelang den Trie rer Miezen in ihrem ersten Champions-League-Gruppenspiel der Vereinsgeschichte ein sensationelles 24:24 gegen Dunaferr, seinerzeit fast identisch mit der ungarischen Nationalmannschaft, die kurz zuvor Vizeweltmeister geworden war. Je eine Spielerin aus jeder Mannschaft steht auch morgen auf dem Feld: Anja Althaus und Anita Bulath. Zirkus und Basketball: Die Arena Trier hat beide Mannschaften eingeladen, sich gestern Abend den chinesischen Staatszirkus and heute Abend das Basketballspiel der TBB gegen die Artland Dragons anzuschauen. BP

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