Die schwierige Mission, Talente in die Bundesliga zu bringen

Bascharage/Luxemburg · Souverän haben die deutschen Jugendhandballer das EM-Qualifikationsturnier in Luxemburg gewonnen. DHB-Nachwuchskoordinator und Weltmeister Christian Schwarzer wünscht sich mehr Unterstützung aus der Bundesliga.

 Die luxemburgischen Nachwuchshandballer (in Rot, im Bild Yann Hoffmann) wehren sich tapfer gegen Deutschland, verlieren aber 23:38. Foto: FLH

Die luxemburgischen Nachwuchshandballer (in Rot, im Bild Yann Hoffmann) wehren sich tapfer gegen Deutschland, verlieren aber 23:38. Foto: FLH

Bascharage/Luxemburg. "Blacky" fiel seinem Entdecker und ersten Förderer freudestrahlend in die Arme, wohl wissend, dass er heute für den deutschen Nachwuchs die gleiche Rolle spielt. Bei der EM-Qualifikation der männlichen Handball-Jugend in Luxemburg traf Christian "Blacky" Schwarzer auf Mane Skercevic, der ihn bei seiner ersten Profistation in Fredenbeck trainiert und gefördert hatte. Der frühere Miezen-Coach Skercevic trainiert heute einen luxemburgischen Erstligisten, Schwarzer hatte in Luxemburg gemeinsam mit Klaus-Dieter Petersen (Kieler Spielerlegende, Europameister von 2004) das Kommando über die deutsche Mannschaft, die sich nach drei Siegen über die Gastgeber (38:23), Lettland (45:17) und Slowenien (35:24) souverän als Gruppenerster für die Europameisterschaft vom 12. bis 22. Juli in Österreich qualifizierte.
In der Mannschaft der Jahrgänge 1994/95 schlummern viele Talente - ihr Ziel: so erfolgreich werden wie ihre Vorgänger-Mannschaften. Bei der vergangenen Jugend-EM 2010 in Montenegro verpasste der DHB-Nachwuchs als Vierter hauchdünn eine Medaille, 2008 wurde Deutschland Europameister.
Nachdem die Erfolge des Männer-Teams in den vergangenen Jahren verblasst sind, startet immer wieder nach Welt- oder Europameisterschaften die Diskussion über die Nachwuchsförderung. Weltmeister oder Europameister bei Jugend und Junioren - aber dann keine Einsatzzeiten in der Bundesliga, um sich für das A-Team weiterzuentwickeln. Gewisse Dinge kann DHB-Nachwuchs-Koordinator Christian Schwarzer, der übergangsweise auch die Junioren als Nachfolger des neuen Männer-Bundestrainers Martin Heuberger trainiert, daher nicht mehr hören: "Es wird immer nur geredet, getan wurde dann zu selten etwas." Weltmeister Schwarzer freut sich, dass das Trainerteam im Nachwuchsbereich nun mit Markus Baur, Kapitän der Weltmeister von 2007 und Europameister von 2004, komplettiert wurde: "Markus war unser Wunschkandidat. Mit ihm und dem Rest unseres Trainerteams sind wir über Jahre hinweg gut aufgestellt."
Der im Saarland lebende Schwarzer hofft für die von ihm in Luxemburg "nebenbei" betreute Jugend auf EM-Erfolge: "Sie spielen schon länger zusammen, einige jüngere, gut ausgebildete Spieler kamen jetzt noch dazu. Dennoch muss man abwarten, wie sich die Jungs entwickeln." Wie alle anderen im Deutschen Handballbund appelliert Schwarzer an die Erstligisten, dem Nachwuchs mehr Einsatzzeiten zu geben, denn: "Der Weg der Junioren in den Erwachsenenbereich führt immer noch über die 2. Liga." So bitter es für die Clubs sei, sagt Schwarzer, häufig würden erst finanzielle Probleme zum Umdenken führen, statt auf teure Ausländer auf junge Deutsche zu setzen. "Mir wäre es lieber, die Vereine würden aus freien Stücken diesen Weg gehen."
In Luxemburg kämpft man mit anderen Problemen. International sind die "Ländchen-Handballer" drittklassig, immerhin hielt die Jugend am Wochenende über weite Strecken gegen Deutschland und Slowenien mit, gewann sogar 36:29 gegen Lettland. Eines der größten Talente, Yann Hoffmann, ist unter Skercevics Fittichen in Differdingen. Und im Internat des Bundesligisten TV Großwallstadt wird der größte Rohdiamant poliert: Yannick Bardina - ein bisschen deutsche Entwicklungshilfe für den kleinen Nachbarn also. BP

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