Die Unabsteigbaren und ihr erfolgreicher Ritt auf der Rasierklinge

Das war haarscharf, aber nach dem Abpfiff gab es kein Halten mehr: Erst durch eine Steigerung in der Schlussphase haben die Miezen das letzte Saisonspiel gegen den FHC Frankfurt/Oder 23:21 gewonnen und damit den Klassenerhalt perfekt gemacht.

 Das Motto des Abends: Der „unabsteigbare“ Miezen-Co-Trainer Stefan Premm. TV-Foto: Funkbild

Das Motto des Abends: Der „unabsteigbare“ Miezen-Co-Trainer Stefan Premm. TV-Foto: Funkbild

Trier. "Oh, wie ist das schön", hämmerte es aus den Boxen der Arena. Kapitänin Willemijn Karsten "schoss" mit einer Sektfontäne auf ihre Mitspielerinnen, alle lagen sich in den Armen, vereinzelt kullerten Freudentränen über die sektbespritzten Gesichter: Um 18.02 Uhr am Samstagabend hatten die Trierer Miezen ihr Saisonziel erreicht. Erstmals seit Anfang Oktober 2010 hatten sie einen Abstiegsplatz verlassen, beendeten die Saison nach dem 23:21 (12:14)-Zittersieg über den FHC Frankfurt/Oder auf dem drittletzten Platz. Und nur wenige Sekunden nach dem Abpfiff zogen sich die Spielerinnen die T-Shirts mit ihrem neuen Motto über: "Unabsteigbar mit den besten Fans der Liga" stand darauf zu lesen. Die Saisonrekordkulisse von über 2200 Zuschauern - der dritthöchste Besuch aller Zeiten bei einem Miezen-Spiel - hatte die Mannschaft entscheidend nach vorne gepeitscht, als es nicht mehr danach aussah, als ob der benötigte Punkt eingefahren werden könnte. "Noch nie in meinem Leben habe ich eine solche Stimmung erlebt, das war gigantisch, genial, supergeil", schrie es Kreisläuferin Tessa Cocx heraus.

Die Niederländerin wäre am Samstag fast zur tragischen Figur geworden. Chance um Chance vergab Cocx gegen die bestens aufgelegte FHC-Torfrau Melanie Hermann (insgesamt 23 Paraden). Aber als es in der 55. Minute darauf ankam, schleuderte sie den Ball ins Netz - zum 21:20, der ersten MJC-Führung überhaupt in einem nervenzerreißenden Spiel. Und als ihre überragende Landsfrau Willemijn Karsten zweieinhalb Minuten vor dem Ende zum letztlich entscheidenden 23:21 traf, brachen schon alle Dämme. Die Zuschauer saßen schon lange nicht mehr, auf der Bank zitterte man mit, und beim Abpfiff entluden sich alle Emotionen.

Das Glück der Miezen hatte schon vor dem Anpfiff begonnen - denn beim FHC fehlte die überragende Toptorschützin Franziska Mietzner wegen einer Verletzung. "Mit Mietzner hätten wir das nicht geschafft", sagte MJC-Vorstand Martin Rommel. Aber trotz dieser Tatsache und vor allem trotz zahlloser Überzahlsituationen schafften es die Miezen erst in der Schlussphase, die Partie zu kippen. Die Anspannung stand ihnen ins Gesicht geschrieben, und als sich kurz nach der Pause auch noch Spielmacherin Katrin Schneider eine Bänderverletzung am Fuß zuzog und ausfiel, war die MJC wie gelähmt.

Doch die Fans merkten, dass sie benötigt wurden, schrien, klatschten, trommelten - und hatten am Ende riesigen Anteil am sportlichen Klassenerhalt. Ob es dennoch für ein weiteres Jahr Bundesliga-Zugehörigkeit reicht, entscheidet sich bis Donnerstag. Dann muss die MJC ihre Lizenz unterlagen einreichen. "Wir haben alles getan, was in unserer Macht stand. Jetzt liegt das Schicksal des Vereins in anderen Händen", sagte der überglückliche Trainer Thomas Happe. Der Ritt auf der Rasierklinge - nicht nur, was das finale Spiel, sondern die ganze Saison betrifft - war erst mal erfolgreich. BP

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DJK/MJC Trier: Vogt, Monz - Cocx (2), Popovic (6/2), Schneider (3/2), Karsten (6), Pütz (3), Vallet (0), Arnosova (2), Premm (0), Derbach (0), Lennartz (0), Solic (1)

FHC Frankfurt/Oder: Hermann, Kurzke - Nega (0), Schneider (1), Wegner (4), Hering (4/3), Eickhoff (1), Gubernatis (5), Scheidemann (0), Kramer (2), Beier (4), Haase (0)

Zuschauer: 2200 - Schiedsrichter: Methe/Methe

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