Ein dramatischer Punkt als Lebenszeichen

Trier · Abstiegskrimi mit Happy-End vor 1489 begeisterten Fans: Im Kellerduell gegen den Drittletzten TuS Metzingen haben die Trierer Miezen nach einem 11:18-Pausenrückstand mit dem Schlusspfiff noch ein 32:32-Remis erreicht, bleiben aber auf einem Abstiegsplatz.

 In der ersten Hälfte tragische Figur, nach der Pause die große Heldin: Carolin Schmele erzielte zehn Treffer gegen Metzingen und sicherte vier Sekunden vor dem Abpfiff das Remis. TV-Foto: Sebastian Schwarz

In der ersten Hälfte tragische Figur, nach der Pause die große Heldin: Carolin Schmele erzielte zehn Treffer gegen Metzingen und sicherte vier Sekunden vor dem Abpfiff das Remis. TV-Foto: Sebastian Schwarz

Trier. Diese dreifache Belohnung hatten sich die Trierer Miezen wahrlich verdient: Zunächst auf dem Feld völlig enthusiastisch einen nicht mehr erwarteten Punkt gesichert, dann von den Fans gefeiert - und schließlich von den Besuchern des Vip-Raums mit stehenden Ovationen empfangen. Sechs Tage nach dem 28:11-Erfolg gegen Blomberg verpasste es die MJC zwar, die Abstiegsränge zu verlassen, aber sie sandten den 1489 begeisterten Fans in der Arena ein klares Zeichen: Wir leben noch, wir geben alles, um nicht abzusteigen.
Rote Karte für Czanik


60 Minuten lang war es ein purer Abstiegskrimi mit vielen Verletzungsunterbrechungen, vielen Fouls - und der ersten Zeitstrafe schon nach 23 Sekunden gegen Mieze Andrea Czanik. Selbst als die Abwehrchefin nach 41 Minuten nach ihrer dritten Strafe mit Rot vom Feld musste, gaben die Miezen nicht auf - im Gegenteil: Mit einer unbändigen Moral drehten sie ein Spiel, das eigentlich schon verloren schien.
Bis zur 16. Minute und dem 10:10 war die Partie absolut ausgeglichen, dann verlor Trier völlig den Faden. Alle MJC-Spielerinnen schoben die Verantwortung auf Carolin Schmele, die traf erst viermal Pfosten oder Latte und dann gar nichts mehr. "Warum hören die einfach auf zu spielen? Das ist doch unerklärlich", war MJC-Vorstand Jürgen Brech in der Halbzeit der Verzweiflung nahe.
Fans stehen auf den Sitzen


Metzingen erzielte sieben Tore in Folge, lag zur Pause immer noch deutlich mit 18:11 vorne, vor allem dank der bärenstarken zehnfachen Torschützin Annamaria Ilyes und einer äußerst aggressiven Defensive. Aber schon nach der Pause merkte man den Miezen an: Wir geben nicht auf! Bis zur 47. Minute war der Rückstand beim 22:25 auf drei Tore geschmolzen - aber Metzingen gab sich ebenfalls nicht geschlagen. Obwohl sich Torfrau Verena Flöck erheblich steigerte, schien das dritte "Abstiegsfinale" in Folge sechs Minuten vor dem Ende beim 26:31 verloren.
Doch die Gäste schwächten sich durch zahlreiche Zeitstrafen, Schmele drehte auf wie die Feuerwehr, die 1489 Fans standen schon früh auf den Sitzen, schrien ihre Mannschaft nach vorne. In doppelter Überzahl verkürzen die Miezen auf 30:32 - noch drei Minuten. Metzingen völlig von der Rolle, trifft nicht mehr, aber auch Trier vergibt Chancen. 56 Sekunden vor dem Ende erzielt Schmele das 31:32, Metzingen verwirft wieder. Noch 23 Sekunden, Auszeit Trier. Trainer Jörn Ilper setzt alles auf eine Karte, bringt Miroslava Jelicic als siebte Feldspielerin, nimmt Torfrau Flöck vom Feld. Und dann macht Schmele das Wunder vier Sekunden vor dem Ende mit ihrem zehnten Tor wahr - trifft zum 32:32, Abpfiff, Remis. "Unfassbar", schreit Hallensprecher Christian Schmidt.
Trainer Ilper läuft mit der geballten Siegerfaust durch die Halle, klatscht alle Spielerinnen ab - gesteht dann aber auch ein, dass ein Sieg zu viel des Guten gewesen wäre: "Wenn du 60 Minuten lang nie führst, musst du mit einem Punkt zufrieden sein."
Dieser eine Zähler sorgt dafür, dass die Miezen zwar Vorletzter (mit nun drei Punkten Vorsprung auf Bad Wildungen) bleiben - aber nur einen Zähler hinter Metzingen und dem punktgleichen zweiten Aufsteiger Weibern/Koblenz . Nach den nun folgenden vier Partien gegen die "Großmächte der Liga" geht es am 16. Februar nach Koblenz. "Wenn wir die Klasse halten wollen, müssen wir dort gewinnen", macht Ilper unmissverständlich klar.. Das Hinspiel hatten die Miezen zu Hause verloren.
Und zehn Spieltage vor dem Saisonende hat bei ihm bereits das große Rechnen eingesetzt: "Fünf Punkte brauchen wir mindestens, mit sechs sind wir auf der sicheren Seite. Aber wenn die Mannschaft so kämpft wie in den vergangenen beiden Spielen, können wir es schaffen."
DJK/MJC Trier: Flöck, Bocka - Zelmel (4), Czanik (1), Schmele (10), Vallet (4), Adeberg (4), Derbach (1), Solic (4/3), Jelicic (0), Cabeza (4)
TuS Metzingen: Stockhorst, Glaser - Engel, Mayer, Mössinger (3), Balogh (1), Tuc (1), Kubasta (2), Stefani (5), Ilyes (10/3), Smideliusz (3), Antonewitsch (0), Großmann (7), Padutsch (0), Beddies (0)
Schiedsrichter: Immel/Klein - Zuschauer: 1489

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