Handball Ende der Trierer Miezen: Handballerinnen verzichten auf 3. Liga

Trier · Chaos bei den Trierer Handballmiezen: Der insolvente Club verzichtet auf die 3. Liga. Zudem gab es nun eine Wahlposse um den neuen Vorstand.

 Nichts geht mehr: Die Trierer Miezen stehen vor dem Nichts.

Nichts geht mehr: Die Trierer Miezen stehen vor dem Nichts.

Foto: Stefan Strohm

Das Thema Spitzenhandball in Trier ist seit Montagabend endgültig vom Tisch. Nach einer denkwürdigen Mitgliederversammlung hat der DJK/MJC Sportmanagement e.V. als Lizenzträger der Trierer Miezen keinen Vorstand mehr, nach einer Wahlposse wurde beschlossen, dass der Verein seine Lizenz für die 3. Liga nicht wahrnimmt. Am 1. Juni übernimmt sowieso offiziell Insolvenzverwalter Thomas Schmidt die Verfügungsgewalt über die Miezen. Ob es dann überhaupt noch einer Rettung bedarf, ist fraglich, eher sieht es nach einer Löschung des Vereins aus. Am 12. April hatten die Miezen aufgrund finanzieller Probleme einen vorläufigen Insolvenzantrag gestellt, die Spielerinnen hatten drei Monate lang keine Gehälter mehr erhalten. Noch bis Ende Mai beziehen sie Insolvenzgeld.

Nicht betroffen von diesem Aus der „großen Miezen“ ist der Gesamtverein DJK/MJC Trier. Während die bisherige erste Mannschaft (unter dem Dach des Sportmanagement e.V.) vom Spielbetrieb abgemeldet wird, geht es mit der bisherigen zweiten Mannschaft (in der Rheinlandliga) und der bisherigen dritten Mannschaft in der Bezirksliga weiter. „Diese Entscheidungen standen auch schon lange vor der Versammlung fest“, sagt Jörg Hunold, Sportreferent des Gesamtvereins DJK/MJC Trier (Mergener Hof).

Er war auch der Wahlleiter bei der Versammlung, in der zunächst der amtierende Vorstand Christoph Steil bekanntgab, dass er und der erkrankte Vorsitzende Jürgen Brech ihr Amt zur Verfügung stellen, weil ein neues Team um den  ehemaligen Bundestagsabgeordneten Manfred Nink sowie ehemalige Aufsichtsratsmitglieder bereit sei, die Aufgabe zu übernehmen.

Nach Aussage von Hunold wurden alle potenziellen Vorstandsmitglieder gefragt, ob sie im Falle einer Wahl diese auch annehmen würden, alle antworteten mit Ja. Als sich bei der Wahl (die ohne Gegenstimme erfolgte) aber einige aktuelle Aufsichtsratsmitglieder, die teilweise auch MJC-Sponsoren sind, ihrer Stimme enthielten, wurde um eine Unterbrechung gebeten. Danach erklärten die frisch gewählten Vorstände, dass sie die Wahl nicht annehmen.

Zuvor war der Antrag, den alten Vorstand zu entlasten, von den Mitgliedern abgelehnt worden. Somit ist aktuell unklar, ob die MJC nun bis zum 1. Juni, wenn der Insolvenzverwalter die Verfügungsgewalt übernimmt, führungslos ist oder nicht. Das neue Team gab als Grund für den Rückzieher an, dass die Zeit zu kurz gewesen sei, um bis zum Saisonstart eine Mannschaft zusammenzustellen und Sponsoren zu finden. Zudem sei man während der Versammlung davon überrascht gewesen, dass der Rückhalt vom bisherigen Aufsichtsrat fehle.

Nach einigen hitzigen Diskussionen und Schuldzuweisungen waren die Mitglieder schließlich einer Meinung, dass ein Neustart in der 3. Liga aufgrund der aktuellen Situation (kein Geld, keine Mannschaft) keinen Sinn mache, und man einen echten Neuanfang mit der aktuellen Rheinlandligamannschaft anstrebe.

Wer allerdings nun den Deutschen Handballbund als spielleitende Stelle informieren soll, dass die MJC die Lizenz nicht mehr benötigt, ist offen, weil es ja derzeit keinen handelnden Vorstand gibt. Spätestens wenn die geforderte Drittliga-Bürgschaft in Höhe von 5000 Euro nicht überwiesen werde, sei dies ohnehin klar.

Nach Volksfreund-Informationen hätten die Miezen eine Lizenz sowieso nur dann erhalten, wenn der neue Lizenznehmer auch der alte ist. Bei einer Vereinsneugründung – die dann erforderlich geworden wäre, wenn mangels Masse kein Insolvenzplan möglich gewesen wäre – hätte man die Lizenz laut Statuten nicht überschreiben können.

Christoph Steil betont: „Es ist höchst bedauerlich, dass wir nun das Spielrecht in der 3. Liga nicht wahrnehmen können. Allerdings ist dies auch der richtige Weg. Wir können so nun endlich die von uns angestrebte Regionalität realisieren und mit unseren Talenten aus dem Jugendbereich eine neue Ära beginnen. Nahezu alle bei der Versammlung anwesenden Mitglieder, der Fanclub und der Hauptverein haben deutlich signalisiert, eng zusammenzuarbeiten. Das Ende der Versammlung war von Konstruktivität, hoher Motivation und Zusammenhalt geprägt.“

Wie der Trierische Volksfreund am Samstag berichtet hatte, haben (so ziemlich) alle Spielerinnen der ersten Mannschaft ihren Abschied aus Trier angekündigt. Auch die zweite Miezen-Mannschaft hat einige studienbedingte Abgänge zu verzeichnen, zudem haben die verbliebenen Spielerinnen erklärt, nicht in der 3. Liga auflaufen zu wollen.

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