Handball: Bleiben die Miezen doch in der 1. Liga?

Trier · Der Traditionsverein FHC Frankfurt/Oder hat in der Nacht zum Mittwoch einen Insolvenzantrag gestellt und will nicht mehr am Spielbetrieb teilnehmen. Dadurch eröffnet sich urplötzlich für die Trierer Miezen eine – zumindest theoretische – Chance in der 1. Bundesliga zu bleiben.

Nach 13 Jahren Erstklassigkeit waren die Trierer Handball-Miezen im April als Vorletzter aus der Bundesliga abgestiegen. In der 2. Liga soll nun die Mission Wiederaufstieg angegangen werden - doch plötzlich könnte es doch noch eine Chance geben, im Oberhaus zu bleiben. Der FHC Frankfurt/Oder (Meister von 2004) hat in der Nacht zum Mittwoch Insolvenz angemeldet - selbst für die Ligaspitze völlig überraschend. Nach Angaben der Märkischen Oderzeitung fehlt eine sechsstellige Summe im Etat, die vornehmlich aus Altlasten resultiert und jetzt erst entdeckt wurde. Daher sah sich der Verein zu diesem Schritt gezwungen. Somit steht der FHC laut Satzung des Ligaverbands HBF als erster Absteiger der Saison 2013/2014 fest und darf für die Spielzeit 2014/15 auch keine Lizenz für die 1. und 2. Liga beantragen. In der 1. Liga weiterspielen dürfte er nach Auskunft von Ligaboss Berndt Dugall aber schon. Das will der FHC allerdings nicht: "Wir werden nicht am Bundesliga-Spielbetrieb teilnehmen", heißt es in einer Erklärung des FHC vom späten Dienstagabend, und weiter: "Mit Beginn der neuen Spielsaison musste der Vorstand des Vereins nach vielen Gesprächen und Verhandlungen mit Sponsoren, Unterstützern des Handballs, Behörden und Gläubigern konstatieren, dass eine weitere Fortführung des Spielbetriebs nicht mehr zu vertreten ist." Dugall zeigte sich echauffiert: "Die nun kolportierte Höhe der Verbindlichkeiten war aus den bei der Lizenzierung vorgelegten Zahlen nicht abzusehen" - heißt: die Liga hatte keine Informationen über die drohende Insolvenz, als sie die Lizenz erteilte. Das Kernproblem, vor dem nun die Liga steht, ist der Zeitpunkt des Insolvenzverfahrens: Hätte der FHC die Insolvenz bis zum 30. Juni angemeldet, wäre die Lizenz erloschen - und die Trierer Miezen wären als bester Absteiger in der 1. Liga geblieben. Da der Antrag aber nach dem offiziellen Ligastart am 1. Juli gestellt wurde, geben die Ligastatuten keine direkte Aufnahme der Miezen ins Oberhaus her. "Wir fühlen uns veräppelt und prüfen rechtliche Schritte. Wir mussten in der Vergangenheit nach unseren finanziellen Problemen so viele Auflagen erfüllen, dass es uns schon wundert, wie eine so plötzliche Insolvenz zustande kommt. Mir persönlich tut es aber auch für die FHC-Macher leid, die sicherlich alles versucht haben, um den Verein zu retten", sagte Miezen-Vorstand Jürgen Brech, der mächtig sauer über den Zeitpunkt der Bekanntgabe durch den FHC war: "Auf der Ligatagung vor eineinhalb Wochen war das offiziell überhaupt kein Thema." Nun setzen die Miezen alle Hebel in Bewegung, um in der kommenden Saison weiter in der 1. Liga zu spielen: "Wir werden noch heute eine Absichtserklärung an den Ligaverband senden, dass wir gewillt sind, in der 1. Liga zu spielen", sagte Brech dem TV. Allerdings sind die Chancen derzeit noch nicht absehbar - es ist alles eine Frage der Zeit: Erstens kann der FHC nicht mehr selbst über sein Schicksal entscheiden, sondern das liegt nun in der Hand des Insolvenzverwalters. Gibt dieser bekannt, dass der FHC nicht am Spielbetrieb teilnimmt, wird eine Bürgschaft in Höhe von 40.000 Euro fällig, zudem ist es seine Aufgabe, möglichst viel für die Gläubiger herauszuholen. Gibt der Insolvenzverwalter allerdings kurzfristig bekannt, dass der FHC nicht am Spielbetrieb teilnimmt, könnte der Ligaverband noch darüber entscheiden, ob die MJC weiter in der 1. Liga bleibt. Das wäre dann aber wohl keine Vorstandsentscheidung, sondern alle elf verbliebenen Bundesligisten müssten einstimmig dafür stimmen. Spielt der FHC nicht weiter und die Miezen dürfen nicht im Oberhaus bleiben, spielt die 1. Liga in der kommenden Saison mit nur elf Mannschaften - ein Team hätte an jedem Spieltag spielfrei. Und in der neuen Saison wird erstmals mit einem anderen Modus gespielt: Nach der Normalrunde spielen die ersten Sechs den Meister aus, die zweiten sechs Mannschaften spielen einen Absteiger aus. Wird die Liga nicht mit Trier aufgefüllt, wäre diese Runde völlig sinnlos, weil mit dem FHC der einzige Absteiger schon vorher feststehen würde.

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