Mehr Ausgaben als Einnahmen

Trier · Noch vor dem ersten Spiel der Frauen-Handball-Bundesliga hat Sindelfingen Insolvenz anmelden müssen, dann folgten Nachrichten von Finanzproblemen des nächsten Miezen-Gegners Bad Wildungen, Trier stand vergangene Saison am Abgrund. Im Interview mit TV-Redakteur Björn Pazen nimmt der Liga-Vorsitzende Berndt Dugall Stellung.

Trier. Wie sehen Sie die finanzielle Situation der Bundesliga?
Dugall: Die Situation ist überall mehr oder weniger eng. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass die Ausgaben zunehmen, die Einnahmenseite sich aber nicht in gleicher Weise mitentwickelt. Dass es dann auch immer wieder zu Insolvenzen kommt, ist kein Spezifikum der Frauen-Handball-Bundesliga, sondern eine leider verbreitete Tatsache in vielen Mannschaftssportarten.

Wie kann die Liga reagieren?
Dugall: Eigentlich nur durch Aufklärung und Hinweise. Letztlich kann die Liga nie alle Finanzen täglich kontrollieren. Wir müssen auf die Eigenverantwortung der handelnden Personen setzen. Der Ruf nach schärferen Lizenzbestimmungen schlägt hier fehl. Wer Zahlenwerke manipulieren möchte, der kann dies tun, ohne dass wir eine Chance hätten, dies rechtzeitig zu erkennen.

Wie bewerten Sie generell das Finanzgebaren der Vereine?
Dugall: Ich unterstelle jedem Verein zunächst, dass er eine seriöse Finanzplanung und Finanzierung vornimmt. Ich weiß auch, dass dies in Einzelfällen nicht unbedingt zutrifft - siehe Sindelfingen, aber ich sehe praktisch keine Möglichkeit, im Vorhinein die Unseriosität zu erkennen. Die Probleme fangen immer dann an, wenn sich der sportliche Erfolg nicht wie gewünscht einstellt und das Umfeld nach Verstärkungen ruft, die letztlich nicht gegenfinanziert werden können. Manchmal geht aber auch eine seriöse Kalkulation deshalb schief, weil einem der Hauptsponsor wegbricht.

Am Samstag trifft Bad Wildungen auf Trier. Wie sehen Sie die Situation beider Clubs, die mit Problemen kämpfen oder kämpften?
Dugall: Trier hatte in der letzten Saison erhebliche Probleme und hat die Lizenz nur erhalten, weil der Verein den Nachweis erbringen konnte, seine Verbindlichkeiten bis zum 30. Juni fast vollständig abgebaut zu haben. Die laufende Saison dürfte - davon ist fest auszugehen - stabil sein. Bei Bad Wildungen ist es so, dass die Ausgaben durch spät getätigte Verpflichtungen noch einmal deutlich gestiegen sind, wobei diese Mehrausgaben nicht mehr gegenfinanziert waren. Der Verein befindet sich jetzt auf einem strikten Konsolidierungskurs, von dem zurzeit noch nicht zu sagen ist, ob er erfolgreich sein wird.

Gibt es in der Liga Fälle von "schwarzen Kassen"?
Dugall: Ich kenne keine schwarzen Kassen. Wir überprüfen die Lohnzahlungen sowie die Abführung der Sozialleistungen. Wir lassen uns im Lizenzierungsverfahren bestätigen, dass Spielerinnen oder Trainer außer den vertraglich vereinbarten Zahlungen keine Zuwendungen von Dritten erhalten. Ich weiß aber auch: Papier kann geduldig sein.

Welche Möglichkeiten sehen Sie eher bei den Clubs: Einnahmesteigerungen oder Kostensenkungen?
Dugall: Die Vereine befinden sich auf einem recht bescheidenen Kostenniveau, somit bleibt nur die Einnahmesteigerung. Dazu müsste es uns aber gelingen, die Präsenz im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu steigern.

Ein Ausgabe-Faktor sind Beiträge zur Berufsgenossenschaft.
Dugall: Diese Zahlungen haben sich in den letzten vier Jahren fast verdoppelt. Wir mussten sogar befürchten, dass für 2011 der Beitragssatz noch einmal um 30 Prozent angehoben wird. Zum Glück konnte dies dank starker Unterstützung des DOSB abgewendet werden. Dennoch belaufen sich die BG-Beiträge auf zehn Prozent der Vereinsetats. BP

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