Miezen: Experten äußern sich zu manipulierten Dopingproben

Trier/Köln · Die Trierer Miezen, die ohne eigene Schuld in einen Dopingskandal verwickelt sind, gehen an die Öffentlichkeit. Experten äußern sich in volksfreund.de zu den manipulierten Dopingproben.

(BP) Der Chef der Anti-Doping-Kommission des Deutschen Handball-Bunds, Heinz Winden aus Kasel bei Trier, äußert sich auf volksfreund.de zu dem Fall ebenso wie der Trierer Berthold Mertes, Kommunikationschef der nationalen Anti-Doping-Agentur.

Die Trierer Miezen sind entsetzt über den Fall manipulierter Dopingproben bei ihrem Pokalspiel im Januar in Mainz – der gestern in der Sportschau aufgedeckt wurde. „Dopingkontrollen sollen dafür sorgen, dass der Handballsport stets nachweisbar sauber ist“, sagt Vorstand Jürgen Brech, der zudem betont: „Doping spielt bei uns überhaupt keine Rolle und umso tragischer ist es, wenn der Sport durch ein solch krasses Fehlerverhalten von Kontrolleuren negative Schlagzeilen macht.“

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass eine Doping-Kontrolleurin der Mannheim Firma Serco gar nicht beim Spiel anwesend war, sondern eigenen Urin abgegeben und die Kontrolle über Serco abgerechnet hatte. Der Betrug war im Kölner Doping-Kontroll-Labor aufgefallen, weil alle vier Proben von derselben Person stammten. Sofort wurde der zuständige Deutsche Handballbund (DHB) eingeschaltet. Dort ist Heinz Winden aus Kasel (Kreis Trier-Saarburg) Vizepräsident Recht und Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission.

In einem Schreiben vom 29. Januar, das dem TV vorliegt, informierte Winden alle zuständigen Stellen wie den Europäischen und Welthandballverband sowie die nationale Anti-Doping-Agentur über die insgesamt zwei Fälle von manipulierten Dopingkontrollen. Winden legte der MJC die gefälschten Protokolle der Kontrolle vor, wobei sich laut MJC und DHB umgehend feststellen ließ, dass die Unterschriften gefälscht worden sein mussten. Alle Spielerinnen - bei den Miezen handelte es sich um Nadja Nadgornaja und Stefanie Egger, die beide mittlerweile den Verein verlassen haben - legten zugleich eine eidesstattliche Erklärung ab, nicht kontrolliert worden zu sein.

Am Abend des 25. Januar gab der Geschäftsführer der Firma Serco laut des dem TV vorliegenden Schreibens zu, dass seine – mittlerweile entlassene Mitarbeiterin - die Proben, die Protokolle und die Unterschriften der Spielerinnen gefälscht hatte. Winden stellte schließlich Strafanzeige wegen des Verdachts des Betrugs und der Urkundenfälschung bei der Staatsanwaltschaft Mannheim. Der Dopingkontrollvertrag des DHB mit der Firma Serco wurde sofort gekündigt, zudem ist in Mannheim ein weiteres zivilrechtliches Verfahren anhängig, in dem der DHB entstandene Kosten wie Fahrtkosten, DNA-Analysen und Ähnliches von Serco zurückfordert.

Winden betont: „Es handelt sich nicht um einen Dopingfall eines Athleten, eines Vereins oder eines Verbands im Sinne des Welt-Anti-Doping-Codes.“ Wegen der Brisanz habe der DHB aber – nach Rücksprache auch mit der Nada – nicht an die Öffentlichkeit gehen wollen.

Der Trierer Berthold Mertes, seit Mai Kommunikationschef der Nationalen Anti-Doping-Agentur Nada, sagte dem volksfreund.de: „Uns liegen keine weiteren Anhaltspunkte über weitere Fälle vor. Es ist auch kein Dopingskandal und definitiv auch kein Dopingfall. Es handelt sich juristisch gesehen um einen Betrugsfall. Wir waren frühzeitig informiert worden und haben alle unsere Informationen auch an den Deutschen Handballbund und die Staatsanwaltschaft weitergegeben. Der DHB hat sehr konsequent gehandelt.“

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