Miezen gehen im Matsch an ihre Grenzen

Trier · Fast vier Wochen lang haben die Handball-Miezen im ersten Teil der Saisonvorbereitung keinen Ball gesehen - dafür wurden sie aber in Sachen Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit vom Trainerduo Sebastian Bethge/Mark Kowalinski an ihre Grenzen geführt.

Trier. Der Abschluss war eine Mischung aus der Rekrutenausbildung im Film "Full Metal Jacket" und dem Extremlauf "Strongmanrun" auf dem Nürburgring - ein Hindernisparcours der besonderen Art rund um die Trierer Wolfsberghalle.
Die Trierer Handball-Miezen - die von ihrem "Glück" im Vorfeld nichts wussten - mussten durch Matschgruben robben, über aufgestapelte Europaletten klettern, durch LKW-Reifen sprinten - und dies dreimal. "Die sind wirklich durch die Hölle gegangen", sagt Athletiktrainer Sebastian Bethge.
Gemeinsam mit dem PST-Läufer Mark Kowalinski zeichnete der Geschäftsführer von "Physiomed" für die Grundlagenausdauer im Kampf um den Klassenerhalt verantwortlich - und nach fast vier Wochen ohne Ball war der Hindernisparcours der Abschluss der wohl härtesten Miezen-Vorbereitung aller Zeiten.
"So fit war ich noch nie, aber ich habe auch noch nie in meinem Leben so beinhart trainiert", meint Kreisläuferin Silvia Solic: "Was die beiden auf die Beine gestellt haben, war gigantisch."
Die Intention, die hinter den knallharten Ausdauer- und Krafteinheiten steckte, ist ganz einfach: Die Miezen haben keine Weltstars im Team, also müssen sie eben fitter sein als die Konkurrenz, um in der Bundesliga zu bestehen. Und um dieses Ziel zu erreichen, floss reichlich Schweiß. Nebenbei lernten nicht nur die neuen Miezen auch die Region kennen: In Mehring wurden sie über die Finnbahn (Laufstrecke) gescheucht, in Mertesdorf und im Weisshauswald gab es Bergläufe, an der Fachhochschule lernten sie die Treppen nach oben kennen.
Bloß keine Langeweile


"Es ging uns darum, Ausdauer zu bolzen, aber gleichzeitig das Training nicht stupide werden zu lassen. Wir hätten die Mannschaft auch permanent Runden im Moselstadion drehen lassen können, aber das wäre ja langweilig geworden, so setzten wir immer unterschiedliche Akzente", sagt Läufer Kowalinski, für den es eine ganz neue Erfahrung war, eine ganze Mannschaft zu trainieren: "Und das hat mir einen Riesenspaß bereitet."
Die Grundidee zur "höllen-ähnlichen" Vorbereitung hatte Bethge, der schon seit vielen Jahren im Trainerstab der Miezen ist. "Alleine war das aber nicht zu stemmen, und deswegen suchten wir einen Ausdauerexperten. Mark war genau der richtige Mann."
Gemeinsam wurden die Trainingspläne zusammengestellt, teilweise dauerten einzelne Einheiten bis zu zweieinhalb Stunden. "Besonders stolz waren wir, als alle Spielerinnen gegen Ende dieser Trainingsphase 90 Minuten am Stück liefen, bis zu 16 Kilometer", meint Kowalinski.
Und aufgeben galt nie: "Es war sensationell, wie sich alle Spielerinnen gegenseitig anfeuerten, welchen Mannschaftsgeist sie an den Tag legten. Da wurde jedes Training bis zur letzten Sekunde durchgezogen, ohne zu murren", zieht Bethge Bilanz.
"Wir haben wirklich eine tolle Truppe, da gibt jede alles - das hat sich gerade in diesem Teil der Vorbereitung gezeigt, und das soll in der Saison auch unsere Stärke sein", sagt Solic. Und Bethge gibt zu, dass niemand geschont wurde: "Wir haben in jedem Training das Limit ausgereizt."
Seit rund einer Woche haben die Handballerinnen jetzt ihr Spielgerät wieder, den Ball. Nun haben die eigentlichen Trainerinnen Jana Arnosova und Cristina Cabeza übernommen. Bis zum Saisonstart am 31. August gilt es, auf Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit aufzubauen und das Handballerische in den Vordergrund zu stellen.
Für Bethge und Kowalinski ist die Arbeit dennoch nicht beendet: "Auch während der Saison werden wir unsere Kraft- und Ausdauereinheiten fortsetzen - damit der Effekt der Schinderei nicht verpufft und die Spielerinnen die zweite Luft haben, um die Klasse zu halten", hofft Bethge.

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