Miezen: Trainer droht, Spielerinnen warten wieder auf ihr Geld

Trier · Miezen-Trainer Thomas Happe droht mit Konsequenzen, die Spielerinnen haben seit September kein Gehalt mehr bekommen, im Etat klafft ein großes Loch: Nur acht Monate nach der letzten Rettungsaktion steht den Miezen das Wasser wieder bis zum Hals.

 Thomas Happe.

Thomas Happe.

Foto: Archiv/Funkbild

Das Leid begann auf dem Höhepunkt: Kurz nachdem die Miezen 2003 Deutscher Meister wurden, zog sich der damalige Mäzen Edmund Krix zurück. Der hessische Unternehmer hatte rund die Hälfte des sechsstelligen Etats bestritten. Seither knabbern die Miezen an finanziellen Problemen, schleppen Altlasten aus der einen in die nächste Saison. Immer wieder mussten Sponsoren oder Förderer am Ende einer Spielzeit ein nicht geringes Minus abdecken. Schon häufiger in den vergangenen Jahren wurden Gehälter verspätet überwiesen - was in der Frauen-Bundesliga aber kein Trierer, sondern ein generelles Problem ist. "Wir haben aufgrund der Probleme unseren Personaletat seit 2006 um 30 Prozent reduziert", sagt Vorstand Jürgen Brech: "Aber die Nebenkosten sind erheblich gestiegen."

Lage wie vor einem Jahr

Im Dezember 2010 wurde bekannt, dass drei Monatsgehälter an Spielerinnen und Trainer nicht bezahlt worden waren, Trainer Thomas Happe war vors Arbeitsgericht gegangen, kurz vor dem Termin wurde die noch ausstehende Summe bezahlt. Unter Mitwirkung von Oberbürgermeister Klaus Jensen wurden die Miezen dann im April von Sponsoren gerettet. Durch deren rund 150.000 Euro Soforthilfe - so die MJC seinerzeit - "wurden alle Altlasten aus der Saison 2010/11 beglichen".

Nach dem hauchdünnen sportlichen Klassenerhalt wurden die Voraussetzungen zur Erteilung der Bundesliga-Lizenz geschaffen. "Die von der MJC angezeigten Verbindlichkeiten wurden mit Stichtag 31. Juli 2011 beglichen. Dies war unsere einzige Auflage zur Erteilung der Lizenz", sagte HBF-Präsident Berndt Dugall jetzt dem TV. Allerdings wurde zur Tilgung wohl ein nicht geringer Teil des mittleren sechsstelligen Etats für die laufende Saison in Anspruch genommen. "Zum Beispiel wurden die Beiträge zur Berufsgenossenschaft aus diesen Mitteln bezahlt", gibt MJC-Vorstand Rommel zu. Aufgrund der deutlich geringeren Mittel mussten Abstriche am Kader gemacht werden - derzeit liegen die Miezen auf dem letzten Rang.

Und die Finanzprobleme tauchten schnell wieder auf: Für die Monate Juli und August wurden die Gehälter noch überwiesen, seither wartet die Mannschaft auf ihr Geld. Während die Spielerinnen - vier von ihnen leben nur vom Handball - sich zurückhielten, wurde es Trainer Thomas Happe nun zu bunt: "Das wird Konsequenzen haben", sagte er dem TV. Und am Freitag (19.30 Uhr) steht das "Spiel der Spiele" im Abstiegskampf gegen Celle an.

Laut Rommel und Brech ist der zuvor mehrfach angekündigte und nach TV-Informationen hohe fünfstellige Sponsorenbetrag eingetroffen, soll heute an die Spielerinnen und Happe überwiesen werden. "Damit werden die Gehälter für September und Oktober bezahlt", sagt Rommel. Doch damit ist das Etatloch (nach TV-Informationen mindestens weitere 150.000 Euro) für die restliche Saison nicht gedeckt. Aber wie konnte es dazu überhaupt kommen? "Einige Sponsoren sind abgesprungen, andere befinden sich im Wartestand, wollen erst einmal die Entwicklung abwarten", betonen die Vorstände. Ein langjähriger Großsponsor hat zudem bei einem Krisengipfel in Koblenz zur Bedingung für weitere Zahlungen gemacht, dass die besagte neue Sponsorensumme fließt und dass es Strukturänderungen im Verein gebe. Diese Änderung war auch von den Geldgebern im April angemahnt worden - vor allem, was die Person Rommel und dessen Machtfülle betrifft (siehe Extra).

"Es macht uns überhaupt keinen Spaß mehr, aber wir stehen in der Verantwortung. Und die Verantwortung werden wir auch tragen", sagt Rommel zur Zukunft. Und Brech ergänzt: "Wir wollen den finanziellen Boden für einen Neuanfang bereiten." Rommel gibt Fehler zu, sagt zudem: "Ich muss mir ankreiden, vor fünf Jahren nicht den Absprung geschafft zu haben." Die ehrenamtlichen Vorstände bestreiten allerdings vehement Gerüchte, dass es neben der Summe zur Deckung des aktuellen Etats weitere hohe Verbindlichkeiten aus Altlasten gebe. Sie geben aber zu, über Jahre mit Geld aus der eigenen Privatschatulle den Verein über Wasser gehalten zu haben. "Und dafür", sagt Rommel, "werden wir jetzt noch an den Pranger gestellt."

Meinung

Der grüne Zweig ist weit entferntFrauenhandball auf Bundesliga-Niveau ist in Trier nicht finanzierbar, selbst wenn bis zu 2500 Fans in die Arena kommen und es somit ein regionales Interesse für eine nationale Randsportart gibt. Das müssen die Miezen-Macher einsehen. Seit Jahren kämpfen sie den verzweifelten Kampf gegen Insolvenzen und Etatlöcher, stecken eigenes Geld in den Verein - ohne auf einen grünen Zweig zu kommen. Der zeitliche und finanzielle Einsatz der ehrenamtlichen Vorstände ist aller Ehren wert, aber sie hätten früher kapitulieren sollen. Zum Ende der vergangenen Saison reanimierten Sponsoren die MJC mit viel Geld, nur kurze Zeit später warten Spielerinnen schon wieder monatelang auf ihre Gehälter - und die MJC auf die vielfach zugesagte Unterstützung bei der Vorstandsarbeit. Es hat vor allem mit Ehrlichkeit - gegenüber Fans, Sponsoren und Spielerinnen - zu tun, einzugestehen, dass der Patient nicht lebensfähig ist, und nicht weiterzuwurschteln auf Teufel komm raus. So stehen die Macher vor dem Scherbenhaufen ihres Lebenswerks. Ein Neuanfang ist schwer möglich, denn viel Vertrauen wurde zerstört, die Identifikation mit dem Traditionsverein wurde verspielt. Ein früheres Ende mit Schrecken hätte mehr Chancen für die Zukunft geboten. b.pazen@volksfreund.de

Extra

Neue SatzungAm 25. November beschloss die Mitgliederversammlung der DJK/MJC Sportmanagement e. V. - der wirtschaftliche Träger der Miezen - laut Brech eine Satzungsänderung: Es gibt keinen alleinvertretungsberechtigten Vorstand mehr, der Vorstand wurde von zwei auf fünf Personen erweitert, ein Aufsichtsrat wurde installiert. Rommel und Brech wurden wiedergewählt - und für die vergangenen Jahre, in denen es keine Mitgliederversammlung gegeben hatte, entlastet. Was zuvor an fehlenden Bilanzen für die Jahre 2009 bis 2011 gescheitert war. Miezen-Vorstand Rommel: "Wir freuen uns über jeden, der Verantwortung übernehmen will."

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