Mit frischem Blut in die Jubiläums-Saison

Sieben prominente Abgänge, drei echte Neue und drei "Aufsteiger" aus der Regionalliga-Mannschaft: Mit einem Durchschnittsalter von 22,5 Jahren gehen die Trierer "Miezen" in ihre zehnte Bundesliga-Saison.

Trier. Als die Trierer "Miezen" am 15. April 2000 durch einen Sieg in Bensheim den Bundesliga-Aufstieg feierten, war nur eine Spielerin der aktuellen Mannschaft (Daniela Vogt) schon im Seniorenbereich, die meisten pendelten zwischen C- und A-Jugend, einige waren gerade den "Minis" entsprungen. Die DJK/MJC Trier geht in die zehnte Bundesliga-Saison in Folge - und dies mit einer Vielzahl von "jungen, hungrigen Katzen", die sich die Krallen im Oberhaus erst noch abwetzen müssen. Nach einer eher durchwachsenen Vor-Saison, in der zeitweise sogar das Abstiegsgespenst über der Mosel schwebte, soll nun langfristig eine ganz neue Mannschaft aufgebaut werden.

"Die Großen ein paar Mal ärgern und in die Play-offs einziehen" lauten die Ziele beim Deutschen Meister von 2003. Seit diesem Titel hat sich - mit Ausnahme des Managements - so ziemlich alles geändert, vor allem die Mannschaft. Und daher hofft man bei den "Miezen", dass bei Fans und Sponsoren die Erwartungshaltung anno 2009 realistisch bleibt. "Wir können und wollen uns nicht am Team von 2003 mit Stars wie Maren Baumbach, Anja Althaus oder Svetlana Minewskaja messen lassen", sagt Trainerin Ildiko Barna, die in ihre zweite Saison in Trier geht.

Große Hoffnungen setzen die Triererinnen in zwei Neuzugänge: Anne Jochin vom FHC Frankfurt/Oder und Lydia Jakubisova von den insolventen Rhein Main Bienen. Beide haben das Zeug dazu, Führungsspielerinnen zu werden. Zudem darf man sich einen weiteren Fortschritt von Junioren-Weltmeisterin Nadja Nadgornaja erhoffen, die sich im linken Rückraum - wie Jochin in der Mitte - fürs Nationalteam empfehlen will.

Mit den "jungen Wilden" soll auch der frühere Tempo-Handball wieder Einzug in die Arena halten. "Wir wollen, können und müssen viel schneller spielen. Nur wenn wir einfache Tore erzielen, sind wir in der Abwehr nicht so ausgepowert wie im Vorjahr", sagt Barna. In der Spielzeit 2008/2009 vergaben die "Miezen" eine deutlich bessere Platzierung als am Ende Rang acht, weil sie häufig Führungen verschenkten und am Ende verloren.

In der Abwehr haben die Trie-rerinnen eine offensivere Variante getestet, mit der Französin Megane Vallet als "Abfangjägerin". Allerdings muss sich die Defensive erst noch aufeinander einspielen, erst wenn Stefanie Egger nach ihrer Verletzung wieder fit ist, steht die Abwehr komplett.

Ein entscheidender Punkt wird sein, wie sich die MJC auf der Torwart-Position entwickelt. Junioren-Weltmeisterin Anna Monz wird häufiger auflaufen als in der Vorsaison, ihr fehlt aber noch Routine. Daniela Vogt spielte zuletzt in der Regionalliga-Mannschaft, besitzt aber Bundesliga-Erfahrung. "Wir haben ein gutes Duo", sagt Barna. Stefan Premm wird sich wie schon unter mehreren Cheftrainern zuvor, um das Torwarttraining kümmern.

Am Kreis verfügt Barna - im Gegensatz zu anderen Positionen - über gleich drei gleichwertig starke Spielerinnen, während der rechte Rückraum stark abhängig von der Leistung Jakubisovas sein wird. Dort kann im Bedarfsfall auch Neuzugang Willemijn Karsten aushelfen. Aber die niederländische Nationalspielerin, die aus Dortmund kam, konnte noch kein einziges Mannschaftstraining bestreiten, nachdem bei ihr ein Beckenschiefstand diagnostiziert wurde. Derzeit kämpft sich Karsten durch die Reha, wann sie erstmals auflaufen kann, ist ungewiss.

"Verletzte können wir eigentlich überhaupt nicht gebrauchen", verweist Barna auf den eher kleinen Kader und die Tatsache, dass drei junge Spielerinnen - Katrin Schneider, Eva Lennartz, Judith Derbach, die aus der zweiten Mannschaft kamen - erst langsam an die Bundesliga herangeführt werden sollen.

Fazit: Wenn die Leistungsträger fit bleiben, ist Trier ein Kandidat für die Play-offs, zunächst aber sollte man den Abstand nach unten im Auge halten. Aber insgeheim hofft man darauf, den Großen gelegentlich ein Bein stellen zu können. Der Saisonstart hat es aber in sich: Nach dem Heim-Auftakt gegen Blomberg reisen die "Miezen" zu den Topfavoriten Oldenburg und Leipzig.

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