Sissi und das Spiel des Lebens

Trier · Mit 21 Paraden hat Torfrau Verena Flöck die Handball-Miezen quasi im Alleingang auf den vorletzten Tabellenplatz gehievt. Sie war der Schlüssel zum 26:21-Sieg gegen Göppingen, der im Abstiegskampf Mut macht.

 Überragende Leistung gegen Göppingen: Torfrau Verena Flöck hat den Trierer Miezen quasi im Alleingang mit 21 Paraden den dritten Saisonsieg festgehalten. TV-Foto: Sebastian Schwarz

Überragende Leistung gegen Göppingen: Torfrau Verena Flöck hat den Trierer Miezen quasi im Alleingang mit 21 Paraden den dritten Saisonsieg festgehalten. TV-Foto: Sebastian Schwarz

Trier. Als sie frisch geduscht in den Vip-Raum der Arena kam, brandete spontaner und tosender Beifall auf. Als der Schlusspfiff ertönt war, stürzten sich alle übrigen Miezen auf sie. Als sie diesem Jubelorkan entkommen war, musste sie sofort zum Fernsehinterview. Am Samstagabend drehte sich alles um "Sissi". Verena Flöck, dank ihres österreichischen Passes mit dem königlichen Spitznamen gesegnet, wurde der Trubel irgendwann zu viel. 21 Würfe - und damit jeden zweiten des Miezengegners Göppingen - hatte sie in den 60 Minuten abgewehrt, stand gerade in den entscheidenden Phasen wie der Turm in der Schlacht.Schneider beißt auf die Zähne

"Sissi hat das beste Spiel ihres Lebens gemacht", lobte MJC-Co-Trainerin Jana Arnosova: "Der Sieg gehört alleine ihr." Dieses Kompliment wollte die 22-jährige Flöck so nicht gelten lassen: "Die Abwehr stand einfach super, das hat mir die Sache viel leichter gemacht. Aber natürlich war das ein irres Spiel." Schon zur Pause standen zwölf Flöck-Paraden in der Statistik - und da hätten die Miezen eigentlich den Sack im Abstiegsduell schon zugemacht haben müssen. Göppingen spielte 20 Minuten lang unterirdisch, aber auch bei den Miezen war die Fehlerquote zu hoch - so stand es nach 30 Minuten "nur" 13:10. Und es kam noch schlimmer für Trier: Kurz vor der Pause zog sich Katrin Schneider bei einer Abwehraktion eine Verletzung ihrer ehedem schon angeschlagenen Schulter zu, musste mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Feld. Als sie nach 34 Minuten wieder auf die Platte kam, hatte Göppingen die Partie schon gedreht. Aus einem 10:13 machten die Schwaben ein 17:15 - und warum Trainer Alexandar Knezevic ausgerechnet in dieser Hochphase eine Auszeit nahm, bleibt sein Geheimnis. Denn als die Partie wieder angepfiffen wurde, war es mit der Göppinger Herrlichkeit vorbei, Flöck machte den Laden dicht, die am Samstag überragenden Schneider, Maxime Struijs und Judith Derbach (alle in der Endabrechnung mit jeweils sieben Treffern) übernahmen die Verantwortung im Angriff - und dank einer unglaublichen 6:0-Serie hatten die Miezen wieder die Kontrolle übernommen, die rund 900 Fans standen auf ihren Sitzen. "Diese Atmosphäre war heute unglaublich", lobte Arnosova. Mit der Unterstützung der Fans gaben die Triererinnen den dritten Saisonsieg nicht mehr aus der Hand, auch wenn es bis zum 25:21 eng war. "Wir machen es eben gerne spannend", betonte Matchwinnerin Flöck, die zugab: "Es ist ein gutes Gefühl, nicht mehr Letzter zu sein. Aber auch vom vorletzten Platz können wir uns nichts kaufen."Durch den Sieg und die gleichzeitige 25:35-Niederlage von Koblenz/Weibern gaben die Miezen die rote Laterne ans Deutsche Eck ab, sind nun punktgleich mit dem Drittletzten Göppingen - am Ende steigen zwei Mannschaften ab. "Ich denke, es wird bis zum Schluss spannend bleiben in Sachen Klassenerhalt", waren sich Knezevic und Arnosova einig. Zumindest Flöck hegt eine gewisse Hoffnung: "Vielleicht schaffen wir es ja diese Saison einmal, dass wir nicht bis zum allerletzten Spieltag zittern müssen."Zwei Wochen Pause

Bei diesem Ansinnen kommt dem ärztlichen Bulletin von Schneiders Schulter eine enorme Bedeutung zu. "Das fühlt sich alles andere als gut an", sagte die Rückraumspielerin, die bislang für 105 Trierer Tore zuständig war. "Kate ist schmerzfrei, da muss sie durch", entgegnet Arnosova. Eine genaue Untersuchung der Schulter soll heute Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben. Da trifft es sich gut, dass die Miezen zwei Wochen bis zum nächsten Spiel in Blomber (21. Februar) Zeit haben - auch was das Knie sowie den Sehnenanriss im Finger von Spielmacherin Franziska Garcia Almendaris betreffen. "Wir gehen auf dem Zahnfleisch", sagt Schneider - aber zumindest bei den Kreisläuferinnen Andrea Czanik und Celine Michielsen sieht es aus, als ob sie im März wieder mittrainieren könnten.DJK/MJC Trier: Flöck, Kockler - Sattler (0), Backhed (0), Mohr (0), Schneider (7), Houben (0), Vallet (3), Kordel (0), Derbach (7), Struijs (7), Solic (0), Garcia-Almendaris (2)Frisch Auf Göppingen: Herrmann, Jochims - Windisch (0), Daniels (0), Hrbkova (8/2), Guberinic (1), van de Weil (2), A. Rösler (0), Dinkel (3), Ineichen (0), M. Rösler (0), Krhlikar (6), Petrinja (1)Schiedsrichter: Hörath/Hofmann, Z: 900

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