Weniger internationale Stars, aber viele deutsche Talente

Trier · Die Frauen-Bundesliga steht vor einer spannenderen Spielzeit als im Vorjahr: Die großen Zwei aus dem Osten halten sich in Sachen Neuzugängen zurück, Schwaben rüsten auf - und der deutsche Nachwuchs drängt nach vorne.

 Ex-Mieze Anja Althaus hat den Thüringer HC verlassen und spielt nun in Mazedonien. Foto: TV-Archiv

Ex-Mieze Anja Althaus hat den Thüringer HC verlassen und spielt nun in Mazedonien. Foto: TV-Archiv

Trier. Eigentlich müsste man sich Gedanken um die Frauen-Handball-Bundesliga (HBF) machen. Die Anzahl der Stars, die die HBF vor der neuen Saison verlassen haben, ist deutlich größer als jene, die nach Deutschland strömten. Alexandrina Barbosa nach Frankreich, Susann Müller nach Ungarn, Ex-Mieze Anja Althaus nach Mazedonien, Lois Abbingh nach Rumänien, Laura van der Heijden nach Dänemark.
Und wer kam? Die richtig großen Namen wie in den Vorjahren (Müller, Barbosa) sind nicht dabei, wenn man sich die Listen der Neuzugänge anschaut. "Die deutschen Vereine können finanziell eben nicht mithalten, wenn internationale Topklubs mitbieten. Deswegen wird es immer schwerer, internationale Topspielerinnen nach Deutschland zu holen", sagte Liga-Präsident Berndt Dugall dem TV.
Auffällig ist zudem, dass die großen Zwei - der Thüringer HC und der HC Leipzig - kaum auf dem Transfermarkt zugeschlagen haben. Beim THC gibt man unumwunden Finanzprobleme zu, weil Sponsoren ihre Zusagen nicht eingehalten haben. Auch anderenorts hört man von finanziellen Problemen. Wie bei Aufsteiger Bad Wildungen, wo die Hauptgeldgeber aus der Familie Merck (diesmal endgültig) ihren Rückzug bekanntgegeben haben. Oder in Göppingen, wo man "aus Gründen der Konsolidierung" den halben Kader der Vorsaison hatte ziehen lassen müssen. Dennoch rechnet Dugall nicht mit Problemen: "Die Zahl der Vereine, die finanziell dazugelernt haben, ist größer geworden."
Alle Befragten rechnen für die neue Spielzeit mit einer deutlich spannenderen Saison als in 2013/14, als der Thüringer HC einsam und am Ende ungeschlagen seine Kreise zog, die Europapokalplätze frühzeitig vergeben waren und Bensheim/Auerbach frühzeitig als (einziger) Absteiger feststand.
"Ich glaube nicht, dass die THC-Dominanz erneut so deutlich sein wird. Der HC Leipzig dürfte das Team sein, das ganz oben mitspielen wird. Metzingen dürfte angesichts der Neuverpflichtungen erheblich stärker einzuschätzen sein als im Vorjahr", sagt Dugall. Denn der TuS hat aufgerüstet wie kaum ein Verein in Liga eins, hat die deutschen Nationalspielerinnen Anna Loerper, Marlene Zapf und Julia Behnke oder die niederländische Torfrau Jasmina Jankovic eingekauft - und bläst zum Großangriff aufs Establishment, nachdem man in der Vorsaison sensationell (und dank der Tore von Ex-Mieze Evgenija Minevskaya) die Meisterrunde erreicht hatte.
"Mit Metzingen ist zu rechnen, aber der THC ist für mich wieder der Topfavorit, dem Leipzig im Nacken sitzen wird", meint auch Renate Wolf. Sie ist bei Bayer Leverkusen wieder am Ruder, nachdem nach nur 50 Tagen im Amt Trainer Khalid Khan mitten in der Vorbereitung wieder entlassen wurde.
Und weil weniger Stars in den Kadern stehen, setzen viele Vereine große Hoffnungen in den deutschen Nachwuchs, der bei der U20-WM Vierter wurde und bei der U18-WM sogar Silber gewann. Emily Bölk (Buxtehuder SV) wurde zur besten Spielerin der U18-WM gewählt, die Torfrauen Dinah Eckerle (THC/U20) und Jessica Jochims (U18) wurden in die WM-All-Star-Teams gewählt. Daneben drückten Xenia Smits (Blomberg) und Jennifer Rode (jetzt Leverkusen) der U20-WM ihren Stempel auf.
In Sachen Abstieg prophezeien alle Beteiligten übrigens einen Vier- bis Fünfkampf zwischen Trier, Wildungen, Celle, Göppingen und möglicherweise Koblenz/Weibern. BP

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