Verlorener Titel bei Club-WM kein Problem für Kiel

Doha (dpa) · Als die beiden Offiziellen mit der Trophäe an ihm vorbeiliefen, war das ein ungewohntes Bild für Marcus Ahlm. Denn der Kapitän des THW Kiel musste mit ansehen, wie nicht er, sondern der Spielführer von Atletico Madrid den Siegerpokal bei der Club-WM der Handballer in Empfang nahm.

Titelverteidigung adé, Erfolgsserie beendet, doch für Trainer Alfred Gislason brach die Welt deswegen nicht zusammen. „Wir wollten uns hier für die Liga einspielen, das hatte klare Priorität“, sagte der Erfolgscoach trotz des 23:28 (13:13) im Finale in Doha/Katar gegen Atletico Madrid.

Nach fast elf Monaten mussten die Überflieger des deutschen und europäischen Handballs am Samstag wieder eine Pflichtspiel-Pleite einstecken. Am 9. Oktober 2011 hatten die Kieler zuletzt verloren, in der Champions League daheim 23:24 gegen Montpellier. Danach hatten die „Zebras“ alle möglichen Titel geholt - die deutsche Meisterschaft, den deutschen Pokal, die Champions League, zuletzt auch noch den Super Cup.

Dass die erfolgsverwöhnten Norddeutschen in der Wüstenstadt Doha den Vereins-Weltmeistertitel einbüßten, hatte einen einfachen Grund: Acht von zehn Halbzeiten präsentierte sich der THW beim Super Globe prächtig, zeigte eine sehr starke Defensivleistung. Aber wie schon in Hälfte eins des Auftaktspiels gegen Gastgeber Al-Sadd waren die Kieler in der zweiten Halbzeit des Endspiels gegen Madrid in der Offensive zu schwach, blieben zehn Minuten ohne Treffer - die Spanier nutzten das schonungslos aus. „Sie waren der verdiente Sieger, ganz einfach, wir waren zu schlecht“, gestand Gislason ein.

Nationalspieler Dominik Klein („Ich wollte diese Trophäe unbedingt wieder gewinnen“) empfand das Turnier als lehrreiche Erfahrung, trotz des Final-K.o.: „Für uns war das eher Teil zwei der Vorbereitung, nachdem wir wegen der Olympischen Spiele nicht komplett trainieren konnten. Nun wissen wir genau, woran wir noch arbeiten müssen.“

Neuzugänge wie die abwehrstarken Patrick Wiencek oder Rene Toft Hansen wachsen langsam in Gislasons Defensiv-Konzept hinein, Gegenstoßspezialist Gudjon Valur Sigurdsson leistete sich kaum einen Fehlwurf und auch der serbische Rückraumspieler Marko Vujin hat seinen Torriecher bewiesen. Aber es fehlt noch am Feinschliff, auch weil im Halbfinale und Finale Spielmacher Aron Palmarsson wegen einer Rückenverletzung nicht auflaufen konnte.

Im Mai hatte der THW die Madrilenen im Champions-League-Finale noch 26:21 bezwungen, vor einem Jahr beim Super Globe in Doha hatte es einen 28:25-Erfolg gegeben. Nun die aktuelle Final-Niederlage, die indes kein gutes Omen für die Champions League ist - denn der erste THW-Gegner ist Ende September Atletico Madrid. Versüßt wurde den Norddeutschen die verpasste Titelverteidigung allerdings mit einem Preisgeld von 200 000 Dollar für den zweiten Platz.

Für Gislason, der ohnehin kein großer Freund dieses Turniers ist, hat die Vereins-WM keine besondere Bedeutung: „Ob der Super Globe gut oder schlecht war, zeigt sich am Mittwochabend beim Ligaspiel gegen Hannover-Burgdorf“, betonte der THW-Coach. „Nur das zählt!“

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