100-Kilometer-Mann aus dem Salmtal

Salmrohr-Dörbach/Biel · Bananen während des Laufs, nach dem Training ab und zu ein Bier und natürlich viele, viele Kilometer "schrubben", das ist Ralf Müthers Erfolgsrezept. Der 43-Jährige aus Dörbach ist beim 100-Kilometer-Lauf von Biel in weniger als zehn Stunden ins Ziel gekommen.

 Ralf Müther aus Salmrohr-Dörbach ist beim 100-Kilometer-Lauf von Biel in der Schweiz nach weniger als zehn Stunden ins Ziel gekommen. Foto: privat

Ralf Müther aus Salmrohr-Dörbach ist beim 100-Kilometer-Lauf von Biel in der Schweiz nach weniger als zehn Stunden ins Ziel gekommen. Foto: privat

Salmrohr-Dörbach/Biel. "Irgendwann musst du nach Biel", nennt Werner Sonntag, der in seinem Leben Hunderte Marathons gelaufen ist, sein Handbuch für Ultramarathonläufer. Für Ralf Müther war "irgendwann" das vergangene Wochenende. Beim legendären 100-Kilometer-Lauf in der Schweiz erfüllte sich der Produktionsarbeiter bei einem Reifenhersteller in Wittlich einen Traum - für den er hart arbeitete.
Um 22 Uhr nach Hause laufen


Wenn für seine Kollegen um 22 Uhr Feierabend war, wechselte Müther die Arbeits- mit der Laufkleidung. "Nach der Arbeit 14 Kilometer nach Hause zu laufen, das hat abgehärtet", sagt der Dörbacher. Außerdem habe er sich so an die Startzeit in Biel gewöhnt. Bei dem traditionsreichsten Ultramarathonrennen (seit 1959) fällt auch zwei Stunden vor Mitternacht der Startschuss. "Oder ich bin nachts um drei Uhr aufgestanden und habe einen 60-Kilometer-Lauf von Dörbach nach Bernkastel gemacht. Ich wollte ja auch mal wissen, wie es so ist, in den Sonnenaufgang zu laufen", ergänzt der Familienvater.
1153 Kilometer legte Müther so in den letzten drei Monaten vor dem Rennen laufend zurück. "Ich kann nur jedem, der in Biel starten will, raten, das nicht mit weniger als 1000 Kilometern in den letzten drei Monaten zu tun", sagt er. Es sei auch nicht nur die schier unglaubliche Distanz, die bewältigt werden muss. Die Strecke führt nicht nur über Straßen, sondern auch über schmale Waldpfade - und das nachts! "Man läuft hauptsächlich mit Taschen- oder Stirnlampe. Hat man keine, ist man arg aufgeschmissen", erzählt Müther. Denn Wurzeln und Steine bilden gefährliche Stolperfallen. Der berüchtigtste Abschnitt nach 50 Kilometern wird von den Läufern scherzhafterweise "Ho-Chi-Minh-Pfad" genannt.
Marathon: Ein Bambinilauf


Trotz aller Anstrengung, Müther ist begeistert. "Nach dem Zieleinlauf habe ich gesagt: ‚Nie wieder!\'", erzählt er. Das sehe jetzt aber schon ganz anders aus. Es sei ein atemberaubendes Erlebnis gewesen. "Das kann man mit einem Stadtmarathon gar nicht vergleichen. Ich sage jetzt: Ein Straßenmarathon ist dagegen ein Bambinilauf."
Müther legte die 100 Kilometer in weniger als den angepeilten zehn Stunden (in 9:55:37 Stunden) zurück. "Ich habe dauernd mit einem Tiefpunkt gerechnet, aber es kam keiner", freut er sich, dass er ein konstantes Tempo von sechs Minuten pro Kilometer laufen konnte und sich unter den 1053 Läufern (mehr als 1500 waren gestartet!), die das Ziel erreichten, immer weiter nach vorne bis auf den 139. Platz vorarbeitete. Sieger David Girardet aus der Schweiz (7:04:16) hatte da allerdings schon lange geduscht.

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