50 Jahre Trainer und keine Rente in Sicht

Trier · Leichtathletik in Trier ist mit dem Namen Volkhart Rosch unauflöslich verknüpft. Seit Anfang April 1966 ist der gebürtige Bonner Trainer beim Post-SV Trier.

 Aktuelle und ehemalige Athleten von Volkhart Rosch (vorne in der Mitte im blauen Pullover bei der PST-Fahne) gratulierten ihm zu seinem 50-jährigen Trainerjubiläum beim Post-SV Trier. TV-Foto: Holger Teusch

Aktuelle und ehemalige Athleten von Volkhart Rosch (vorne in der Mitte im blauen Pullover bei der PST-Fahne) gratulierten ihm zu seinem 50-jährigen Trainerjubiläum beim Post-SV Trier. TV-Foto: Holger Teusch

Foto: Holger Teusch (teu) ("TV-Upload Teusch"

Trier. Die Überraschung war gelungen: "Es hieß, es wäre eine Sitzung hier", rieb sich Volkhart Rosch verwundert die Augen, als er am vergangenen Montagabend ins Clubhaus des Post-Sportvereins Trier (PST) kam. Vereinspräsident Thomas Lorenz war da und rund 100 weitere Gratulanten, die Rosch zu seinem Trainerjubiläum beglückwünschten. Exakt 50 Jahre zuvor, am 4. April 1966, hatte er seine Trainertätigkeit beim PST aufgenommen.
Genau genommen Übungsleitertätigkeit. "Trainer durfte ich mich erst nennen, als ich meinen A-Schein gemacht habe", erzählt er. Das war 1975, unter anderem bei Bert Sumser, dem Trainer von 100-Meter-Olympiasieger und -Weltrekordler Armin Hary.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Rosch schon etliche Erfolge zu verbuchen. Die legendären 4 x 400-Meter-Staffeln des PST, beispielsweise mit Günter Heidle, Johannes Brühl, Lothar Reintrog und Manfred Kuhn wurde dreimal deutscher U23-Meister. "Glücksfall" nennt Rosch seine erste Generation von Athleten, die am Montag teilweise mehrere Hundert Kilometer zu seinem Jubiläum anreisten. "Ich bin dankbar dafür, dass ich so etwas erleben durfte", sagt der mittlerweile 75-Jährige. Seine eigene 400-Meter-Bestzeit von 49,8 Sekunden war das Ergebnis harter Trainingsarbeit, von Fleiß und Disziplin.
Es sind Tugenden, die Rosch auch seinen Athleten zu vermitteln versucht und von ihnen erwartet. "Dein Training ist zwar nichts für Täubchen, aber die Falken, die sich darauf einlassen, haben immer wieder sehr gute Ergebnisse erzielt", brachte es Seniorenläufer Jürgen Hein stellvertretend für die aktuellen PST-Athleten auf den Punkt.
Drei Stoppuhren im Blick und mit Kommandos, die selbst Hobbyläufer auf der Joggingrunde des Moselstadions zusammenzucken lassen, dieses Bild von Rosch ist ins kollektive Bewusstsein der Trierer Sportler eingegangen. Aber auch das Image als streitbarer und alles andere als unumstrittener Patriarch. Wobei Rosch lachen musste, als Jürgen Hein seine Ablehnung von Volksläufern unfair bezeichnete, "obwohl du selbst auf der Zehn-Kilometer-Strecke allenfalls Volkslaufniveau erreicht hast." Konkret: Bestzeit 41:48 Minuten mit fast 50 Jahren.
Das Moselstadion ist Roschs Wohnzimmer geworden. Lieber würde er im PST-eigenen Waldstadion eine Kunststoffrundbahn sehen. In dieser Idylle durfte der gebürtige Bonner am Anfang seiner Sportlerlaufbahn beim PST zu Beginn der 1960er Jahre ein halbes Jahr lang wohnen - und trainieren. Dem gerade 20 Jahre alten Lehramtsstudenten wurde der Vereinsbeitrag erlassen. Hilfestellungen, die Rosch prägten. Für manchen seiner jungen Läufer hat Rosch seitdem den Vereinsbeitrag bezahlt und auch anderweitig abseits der Laufbahn zur Seite gestanden.
Die Zukunft der Leichtathletik sieht der 75-Jährige pessimistisch. "Was heute los ist, ist gegenüber früher eine Katastrophe", sagt er. Zu wenige Kinder, großen Wohlstand, der zu satt mache, und keine Freude mehr an der Leistung sieht Rosch als Hauptgründe für die Probleme der olympischen Kernsportart. Trotzdem: Ans Aufhören denkt er auch nach einem halben Jahrhundert nicht. Sein Herz schlägt weiter für die Leichtathletik.Extra

31 Medaillen gewannen die von Volkhart Rosch trainierten Leichtathleten in den vergangenen 50 Jahren. Sechs wurden deutsche Meister, 14 Vizemeister. Elfmal kamen seine Schützlinge mit der Bronzemedaille nach Hause.

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