Apfelstrudel als Belohnung für Vizemeistertitel

Ulm · Während die deutschen Spitzenläufer im Frühjahr im Höhentrainingslager Kondition bolzten, schwitzte Kerstin Marxen über ihren Büchern. Mit dem Diplom als staatlich geprüfte Pharmazeutin in der Tasche startet die 28-Jährige aus Manderscheid durch. In Ulm wurde sie deutsche Vizemeisterin über 800 Meter.

Reize in der dünnen Höhenluft setzt Kerstin Marxen erst nach dem Saisonhöhepunkt. Einen Tag nach der DM wandert die 28-Jährige aus Manderscheid mit ihren Schwestern Anne und Tina durch die Alpen. Beim Abstieg vom Berg gibt's Apfelstrudel - auch eine Art Regeneration.

Kerstin Marxen hat sie sich mit dem größten Erfolg ihrer bisherigen Karriere verdient. Im DM-Finale über 800 Meter musste sie sich nur Fabienne Kohlmann (Erfurt) geschlagen geben. Die Staffel-Vizeeuropameisterin von Barcelona (2010) lief die zwei Stadionrunden in 2:04,00 Minuten. Marxen war nur vier Zehntel langsamer.

"Während des Examensstresses habe ich nie an eine Medaille gedacht", sagt Marxen. Die Konkurrenz machte im März harte Tempoläufe. Für die Läuferin aus der Eifel, die in Tübingen studierte und für des TSV Gomaringen startet, war der Sport nur Ausgleich zum Lernen. Und auch wenn sie sich nach den bestandenen Prüfungen eine Pause gönnt und sich ganz auf den Sport konzentrieren kann, nachholen könne man Training nicht, sagt sie.

Trotzdem: "Im Laufe der Saison habe ich gemerkt, dass da etwas möglich ist", sagt sie. Wink mit dem Zaunpfahl: Anfang Juni verbesserte Kerstin Marxen ihre vier Jahre alte 800-Meter-Bestzeit um mehr als eine Sekunde auf 2:04,04 Minuten.

Fast genauso schnell (2:04,40) war die ehemalige Läuferin der LG Vulkaneifel (bis 2001, dann Wechsel nach Leverkusen) bei der DM. "Das Rennen war genau passend für mich. Ich hatte eine gute Position und konnte mich vom vierten Platz langsam nach vorne arbeiten", erzählt sie. Auf der Zielgeraden war nur noch Kohlmann vor ihr. Dass es sogar mit dem Meistertitel klappen könnte, sei ihr durch den Kopf geschossen, "aber Fabienne konnte ganz gut gegenhalten."

Über die Vizemeisterschaft ist die ehemalige deutsche Jugendmeisterin und Cross-EM-Teilnehmerin (beides 2004) voll zufrieden. Zumal sie ihren Freund Benedikt Karus überflügelt hat. Der hatte am Samstag über 3000 Meter Hindernis Bronze gewonnen. Das sei Motivation gewesen. "Nach meinem Rennen habe ich gesagt: Ich war besser als du!", erzählt Kerstin Marxen schmunzelnd.

Alle Ergebnisse der 113. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften:
http://www.leichtathletik.de/results/5867_130607_dm_ulm.pdf

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