Gegenwind

Wer häufiger Fußball schaut, wird sich fragen, warum so viel gespuckt wird. Auch in anderen Sportarten ist die schwungvolle Entsorgung cortisolhaltiger Körpersäfte nicht gerade selten. Von weniger guten Erfahrungen damit berichtet Laufkolumnist Rainer Neubert

 Gegen den Wind auf der Route du Vin.

Gegen den Wind auf der Route du Vin.

Foto: Rainer Neubert

Nach einer vergebenen Torchance befördert der enttäuschte Stürmer seinen zähflüssigen Speichel mit Schmackes auf das Grün. Auswechselspieler markieren spuckend ihr neues Revier, bevor sie auf den Platz gelassen werden. Und die Bilder von der unappetitlichen Schleimattacke des Niederländers Frank Rijkaard auf die Vokuhila-Frisur von Rudi Völler ist uns älteren Fußballfans unauslöschlich ins Gehirn gebrannt.
Spucken diene häufig dem Frust?abbau, sagen Psychologen. Sportmediziner argumentieren, durch den inneren Druck und die Anstrengung steigt der Adrenalinspiegel im Blut so stark, dass die Speichelproduktion gehemmt wird. Weil schwer aktive Sportler zusätzlich durch den Mund atmen müssen, trocknet auch noch der Mund aus, was den Speichel zäh und dickflüssig werden lässt. Also weg damit!
Mein persönlicher Adrenalinspiegel steigt allerdings auch dann, wenn so ein Spuckmonster unmittelbar vor mir läuft. Kommt dann noch starker Gegenwind hinzu, wie am Sonntag beim Halbmarathon in Remich, bringt so etwas feuchte Erfahrungen. Wirklich viel Spaß macht es jedenfalls nicht, wenn einem ständig die Spucke eines offensichtlich enorm angestrengten Mitläufers um die Ohren fliegt. Ob der speichelnde Herr aus dem Fußballmetier kommt, weiß ich nicht. Das zu fragen hätte mich beim Vorbeilaufen zu viel Atem gekostet. Meinen Ärger habe ich deshalb … heruntergeschluckt.

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