(K)eine Kommunikationsstörung

Läufer haben sich viel zu erzählen. Sie tun das nicht nur im realen Leben, sondern auch in den sozialen Netzwerken des Internet und in Blogger-Stammtischen. Wenn das aus technischen Gründen für einige Zeit nicht möglich ist, fehlt etwas. Das meint der leidgeprüfte TV-Laufkolumnist Rainer Neubert.

 Ein Gruppenbild zur Erinnerung: (von links) Die Facebook- und Laufblogfreunde Anne, Iris, Dirk, Marion und Rainer vor dem Start beim Trierer Silvesterlauf.

Ein Gruppenbild zur Erinnerung: (von links) Die Facebook- und Laufblogfreunde Anne, Iris, Dirk, Marion und Rainer vor dem Start beim Trierer Silvesterlauf.

Foto: Rainer Neubert

Der Gesprächsstoff geht uns Läufern wahrlich nicht aus: Die neuesten Laufschuhe, die schönsten Strecken, der letzte Wettbewerb - ja der, bei dem das Wetter so bescheiden war -, das richtige Training, der Zwischenfall mit dem Hund, die Schönheit der Natur, der Spaß am Laufen. All das kann zum Thema werden, wenn sich Jogger treffen.

Immer mehr von ihnen belassen es nicht bei den realen Begegnungen auf der Laufstrecke. Sie suchen den Austausch mit Gleichgesinnten auch virtuell, in entsprechenden Gruppen in sozialen Netzwerken oder, wenn sie etwas mehr zu erzählen und vorzeigbare Bilder haben, in Internetblogs. Da haben sich längst kleinere und größere Läuferstammtische gebildet, in denen jeder jeden kennt und jedes Neumitglied mit Interesse und Wohlwollen aufgenommen wird.

Oft lernen sich die bloggenden Läufer dank ihrer modernen Form der Brieffreundschaft so gut kennen, dass sie bei einer wirklichen Begegnung das Gefühl haben, ihr Gegenüber schon lange und gut zu kennen.

Das habe ich beim Silvesterlauf erlebt. Schon auf den ersten Blick war es mit den drei Gästen aus Aachen so, als würden wir uns ewig kennen. Und in den folgenden Stunden ging uns der Gesprächsstoff nicht aus. Lediglich bei den Läufen selbst wurde es ruhiger. Das lag am unterschiedlichen Tempo. Allerdings hätte die Luft eh nicht zu mehr als Drei-Wort-Sätzen gereicht.

Ausführlichere Formulierungen sollten meine Freunde dann wieder im Laufblog lesen. Das Pseudonym "midlifecrisis", unter dem mein Internettagebuch gewöhnlich zu finden ist, zeugt davon, wie man(n) dieser Krise in der Mitte des Lebens im wahrsten Sinne davonlaufen kann - pardon - konnte. Denn seit Jahresende bin ich offline. Wartungsarbeiten!

Nun hätte ich gerne an dieser Stelle verkündet, dass mein Volksfreund-Blog ebenso wie alle anderen, die unter der Volksfreundflagge die virtuelle Welt mit mehr oder weniger geistreichen Beiträgen bereichern, wieder erreichbar ist. Leider nicht. Mir fehlt etwas. Zumindestens einigen meiner Laufblogfreunde auch, wie sie mir versichern. Aber ich denke, es läuft bald wieder. Hoffentlich, bevor mich die Midlifecrisis wirklich ereilt.

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