Nicht immer auf Empfang

Der technische Fortschritt kennt keinen Halt. Kein Wunder also, dass er auch ausdauernde Läufer und solche, die es werden wollen, begeistert. Manchmal tut es aber auch gut, sich von den Segnungen der Technik zeitweise zu verabschieden, meint TV-Laufkolumnist Rainer Neubert.

Schuhe mit Schaum-, Waben-, Noppentechnik versprechen, den Laufprozess zu einem fortdauernden Schwebezustand werden zu lassen. Damit der damit verbundene Schweißverlust nicht ins Gewicht fällt, sorgen Shirts und Hosen aus modernster Kunstfaser für das Verdunsten der Körperflüssigkeiten, kaum dass sie die Hautoberfläche benetzen. Der Clou sind Computer am Handgelenk oder im Oberarmband, die den Sportler zum aktiven Teil unseres Sonnensystems machen: stetig vernetzt mit Satelliten und dem Rest der Welt. Solche Uhren mit GPS-Sender waren einst nur etwas für Spezialisten, die zur Überprüfung ihrer ausgeklügelten Trainingspläne viel Geld ausgeben wollten. Inzwischen ist so eine Laufuhr, die neben der Zeit auch Geschwindigkeit und Strecke misst, bereits für unter 100 Euro zu haben. Wen wundert\'s, wenn die Zahl der Hobbyläufer, die satellitengestützt ihre Runden drehen und ihre Leistung danach - Achtung Suchtgefahr! - am Computer oder Smartphone bewundern, stetig wächst? Brauchen wir das wirklich? Meine Laufuhr hatte gestern mal wieder keinen Strom. Akku leer. War das schlimm? Nein, ich kenne meine liebsten Laufwege und weiß, wie lang sie sind. Vor drei Tagen habe ich es sogar geschafft, ganz bewusst auf eine Uhr oder Streckenaufzeichnung zu verzichten. Es war befreiend, ein gutes Gefühl von zwanglosem Laufen. Zur Nachahmung empfohlen. laufen@volksfreund.de

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