Laufkolumne Nüchtern bleibt die Ausnahme – Tipps für Läufer (37)

Mit nichts im Magen auf die Strecke? Unser laufender Reporter Rainer Neubert hält das für unnötige Quälerei. Warum, das ist Thema seiner aktuellen Kolumne.

Nüchtern bleibt die Ausnahme - Tipps für Läufer (37)
Foto: Rainer Neubert

Die Fastenzeit beginnt mit milden Temperaturen. Die lange Laufhose darf also in die Waschmaschine und danach vorerst wieder im Schrank verschwinden. Kurz ist angesagt. Das gilt auch für das, was sich Nüchternlauf nennt. Aufstehen, ein Glas Wasser trinken und dann vor dem Frühstück eine Laufrunde? Wer erleben will, wie es ist, wenn einem ohne Vorwarnung der Stecker gezogen wird, kann das ausprobieren.

Für ungeübte Nüchternläufer wird nach 40 bis 60 Minuten jede kleinere Rampe zum monstergroßen Hindernis. Denn dann sind die nach der Nachtruhe noch vorhandenen Kohlenhydrate, als Glykogen in den Muskeln gespeichert, aufgebraucht und der Körper lechzt nach mehr. Nun haben Wissenschaftler zwar festgestellt, dass die tatsächlich höhere Fettverbrennung als bei einem Lauf nach dem Essen dafür sorgt, dass dann auch mehr Körperfett verbraucht wird. Für das Abnehmen hat das zwar einen positiven Effekt. Alleine reicht es aber nicht, um schnell Gewicht zu verlieren. Entscheidend ist nach wie vor die Kalorienbilanz: Nur wer über längere Zeit weniger Kalorien zu sich nimmt als er verbraucht, wird Gewicht verlieren. Eine intensive und nicht ganz nüchterne Trainingseinheit, bei der mehr Kalorien verbraucht werden, ist folglich deutlich effektiver.

Laufprofis und manche ambitionierte Freizeitsportler nutzen das nüchterne Laufen, um den Energiehaushalt des Körpers zu trainieren. Vor allem für Ausdauersportler ist es wichtig, länger mit dem in der Muskulatur gespeicherten Glykogen auszukommen und die Energiespeicher möglichst effizient wieder füllen zu können. Für Alltagsjogger kann ein Nüchternlauf aber allenfalls eine Abwechslung und Selbsterfahrung sein. Ich persönlich verzichte darauf und esse vor dem Lauf zumindest eine Kleinigkeit. Die wenig schöne Erfahrung mit dem plötzlich gezogenen Stecker habe ich trotzdem erlebt. Dann war der Lauf zu lang oder das Training zu intensiv.

Wer diese Kolumne regelmäßig liest, was ich bei längeren Läufen immer dabei habe, um so etwas zu verhndern: Eine Handvoll Rosinen, rechtzeitig eingeworfen, hilft gegen den Hammermann.

Demnächst: Von Eisschwimmern und Warmduschern.

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