Softshell - eine heiße Sache

Trier · Ursprünglich wollte ich an dieser Stelle heute auf den Dreikönigslauf in Bitburg eingehen. Da der aber wegen zu viel Eis ausfällt, kommt ein anderes Thema zur Sprache, das ebenfalls mit tiefen Temperaturen zu tun hat: die richtige Wahl der Kleidung im Winter.

Softshell ist dabei das neue Zauberwort: Leicht, dünn, wasserdicht, wärmedämmend. Ob diese Versprechungen des Verkäufers eingelöst werden? "Da musst du nur ein Laufshirt tragen, darüber die Softshell-Jacke, das genügt."

Also ausprobiert: Fühlt sich zunächst zwar an wie ein etwas zu weit geratener Taucheranzug. Irgendwie Gummi halt. Aber was soll's, zumindest die Baumwollmütze ist flauschig. Und dass Naturfasern nicht immer der Weisheit letzter Schluss sind, haben inzwischen nahezu alle Ausdauersportler erkannt. Raus in die Kälte ... na gut, auf den ersten paar Hundert Metern ist es zwar nicht kalt, aber doch ein wenig erfrischender als ich mir das wünsche. Toll sind natürlich die in die Ärmel eingearbeiteten Stulpen mit Daumenzug. Da verrutscht nichts.

Nach einem Kilometer ist von Kälte nichts mehr zu spüren. Mutig ziehe ich am Reißverschluss, damit auch am Hals die Wärme etwas besser nach außen kann. Neun flotte Kilometer durch die Weinberge, mal hoch, mal runter, mal geradeaus. Da bekommt die Muskulatur was zu tun und bedankt sich mit Wärme - und Schweiß. Und jetzt weiß ich auch, welches Attribut den Softshell-Klamotten abgesprochen werden muss: atmungsaktiv. Wenn es darum geht, die Feuchtigkeit nach draußen zu leiten, verhält sich mein neues Kleidungsstück ziemlich passiv. Die großzügigen Lüftungsschlitze am Rücken bieten einige Abhilfe. Aber die Arme sind nach dem Lauf so nass, als wäre ich die letzten zwei Kilometer gekrault. Und mein Shirt hat den Feuchtigkeitsgehalt wie nach einem Sommerlauf durch den subtropischen Urwald.

Fazit: Softshell ist ein sinnvolles und insgesamt angenehm zu tragendes Material. Wer aber nicht die Chance hat, nach dem Sport die Kleidung zu wechseln, sollte lieber verzichten und sich weiterhin nach Zwiebelprinzip kleiden. Und etwas gehört unbedingt zur Grundausstattung einer Softshell-Jacke: Ein Kleiderbügel, um sie über der Heizung zum Trocknen aufzuhängen.

TV-Redakteur Rainer Neubert ist ambitionierter Hobbyläufer und stellt diesen Sport in den Mittelpunkt der immer donnerstags erscheinenden Kolumne sowie seines Blogs Midlifecrisis (zu finden unter http://midlifecrisis.blog.volksfreund.de).

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