Bei Kilometer 32 kommt die Kuba-Krise

Havanna/Hermeskeil · Ein Abenteuer in Laufschuhen: Jan Schmidt vom TV Hermeskeil hat beim Havanna-Marathon auf Kuba teilgenommen. Im Ziel war er sechstbester Europäer. Sein 16. Lauf über die klassische Distanz von 42,195 Kilometern war auch der anstrengendste des 30-jährigen Hermeskeilers.

 Müde, aber glücklich: Jan Schmidt (Nummer 2449) vom TV Hermeskeil beim Marathon auf Kuba. Foto: privat

Müde, aber glücklich: Jan Schmidt (Nummer 2449) vom TV Hermeskeil beim Marathon auf Kuba. Foto: privat

Havanna/Hermeskeil. Und so was nennt sich Urlaub: "Gestartet sind wir sonntagmorgens um 7 Uhr. Da waren die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit in Havanna noch einigermaßen auszuhalten. Aber schon nach einem Kilometer hatte ich das Bedürfnis, etwas trinken zu müssen." Neben Jan Schmidt haben sich mehrere Tausend Läufer bei Temperaturen jenseits der 30 Grad und sehr hoher Luftfeuchtigkeit auf den Weg durch die 2,5-Millionen-Metropole gemacht.
"Mit einem Marathon wie in unseren Breitengraden, etwa in Berlin oder in London, lässt sich das nicht vergleichen", schildert Schmidt, der bereits zum zweiten Mal auf der Karibikinsel zu Besuch war, das exotische Lauferlebnis. "Der Veranstalter hatte für ausreichend Stände mit Flüssigkeit und einem reichlich undefinierbaren Citro-Produkt von den kubanischen Plantagen gesorgt. Das war auch notwendig, denn der Flüssigkeitsverlust war enorm. Aber dem unbekannten Obst habe ich nicht getraut."
Eine Attraktion war der Lauf für die Einheimischen indes nicht. "Am Start haben ein paar Leute gestanden und geklatscht, aber in der Stadt hat der Lauf niemanden interessiert. Wir sind da weit auseinandergezogen für uns gelaufen." Ab und zu querten freilaufende Hunde den Parcours. Schmidt: "Da musste man aufpassen, dass man nicht gebissen wurde."
Nicht gedacht hatte der Ausrichter nach Angaben des Läufers vom TV Hermeskeil an feste Nahrung für die Athleten. "So ganz allmählich bekam ich einen Hungerast." Zum Glück führte die Strecke an einem kubanischen Markt vorbei, und Schmidt hatte ein paar Pesos in der Tasche. Denn bei Kilometer 32 kam die Krise. Aber auch der Markt. "An einem Stand von einheimischen Campesinos habe ich mir ein paar Bananen gekauft. Sonst wäre es das wohl gewesen."
Mit frischer Energiezufuhr ging es zurück Richtung Ziel. Genießen konnte der Hermeskeiler das Ereignis dennoch: "Ich wollte ja nicht auf Zeit laufen, sondern auch etwas sehen und etwas haben von der Tortur." Mit unbezahlbaren Eindrücken, aber restlos "platt und groggy" kam Schmidt ins Ziel. Nach 3:54,09 Stunden. Was eine Platzierung als sechstbester Europäer in einem kunterbunt gewürfelten Feld von Läufern aus aller Welt bedeutete.
Das aber ist weitaus weniger aussagekräftig und von Bedeutung für Schmidts bisher größtes Laufabenteuer. jüb

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