Laufen mit Herzschrittmacher Wie ein neues (Läufer-)Leben

Trier · Bei Frank Knodt aus Trier hilft ein Herzschrittmacher den Takt vorzugeben. Nachdem der 44-Jährige den Taktgeber implantiert bekommen hat, will er wieder laufen und andere Sportler für das Thema Herzmuskelentzündungen sensibilisieren.

 Der Trierer Frank Knodt läuft mit Herzschrittmacher.

Der Trierer Frank Knodt läuft mit Herzschrittmacher.

Foto: Holger Teusch

Der Griff mit Zeige- und Mittelfinger zu Handgelenk oder Halsschlagader oder der Blick auf die Puls-Uhr: Die Herzfrequenz ist seit je her die populärste Messgröße im Ausdauersport. Je schneller das Herz schlägt, desto höher die Belastung. Die Pumpe versorgt dafür, dass der Körper mit Blut durchströmt und alle Körperzellen mit Sauerstoff versorgt werden. Wenn das Herz aus dem Takt kommt, gibt es Probleme.

Wie sich das anfühlen kann, das hat Frank Knodt in diesem Jahr erlebt. „Die Odyssee hat im Februar angefangen“, erzählt er. Im Badezimmer bracht der 44-Jährige bewusstlos zusammen. Er könne von Glück sagen, dass seine Frau wie er selbst als technischer Assistent an einem Krankenhaus in Luxemburg beruflich einen Beruf im medizinischen Bereich habe und schnell reagierte. Frank Knodt hatte einen kurzzeitigen Herzstillstand. Doch die Pumpe sprang von selbst wieder an.

Von behandelnden Arzt habe er bald wieder das Okay bekommen, seinem beliebten Laufsport nachzugehen, erzählt Frank Knodt. Aber es lief - im wahrsten Sinne - nicht.„Selbst zehn Kilometer waren schwer durchzuhalten.“ Auch seine Leistungsfähigkeit im Alltag war durch ständige Müdigkeit und Schwindelattacken eingeschränkt. Im Herbst brach der Familienvater ein weiteres Mal zusammen.

Die Diagnose: Sick-Sinus-Sydrom (siehe Info). „Der Sinusknoten ist bei mir vernarbt“, erzählt der Familienvater. „Ich hatte zeitweise eine Ruheherzfrequenz von unter 30 Schlägen pro Minute.“ Für Ausdauersportler ein niedriger Ruhepuls nichts besonderes. Aber bei Frank Knodt war nicht der durch jahrelanges Training größere und stärkere Herzmuskel Ursache, sondern dass der Sinusknoten einen zu langsamen Takt vorgab. Mitte Oktober bekam er im Trierer Mutterhaus deshalb einen Herzschrittmacher implantiert. Seitdem fühlt er sich wieder topfit. „Ich habe keinerlei Symptome mehr. Die Müdigkeit ist weg und auch die Schwindelanfälle“, erzählt Frank Knodt.

Wieso ausgerechnet er, der gesund lebende Sportler im besten Alter Herzprobleme bekommen könnte, habe er aus seinem Bekanntenkreis oft als Frage zu hören bekommen, erzählt Frank Knodt. Seit er 1993 als 17-Jähriger erstmals am Trierer Silvesterlauf teilnahm, hat ihn der Ausdauersport nicht mehr losgelassen. Bis auf 38:46 Minuten schraubte das Vereinsmitglied beim Lauftreff Schweich seine persönliche Zehn-Kilometer-Bestzeit. Aber eine gesunde Lebensführung und sportliche Fitness sei keine Garantie, weiß er. Funktionsstörungen des Sinusknotens können beispielsweise durch Herzmuskelentzündungen entstehen. Frank Knodt hat als Ursache für seine Beschwerden einen Verdacht: „Ich hatte im Januar eine schwere Erkältung. Ich vermute da einen Zusammenhang.“

Mit Sicherheit sei das aber nicht festzustellen. Das Tückische: Man merkt oft gar nicht, dass eine übergangene Infektion Schäden verursacht hat. Frank Knodt appelliert deshalb an alle Sportler, auch über seine Social-Media-Kanäle unter dem Hashtag #herzsignal, jede auch noch so leichte Erkältung ernst zu nehmen. „Ich war früher auch so und bin mit Schnupfen noch laufen gegangen. Das ist mir jetzt vielleicht zum Verhängnis geworden“, sagt der Trierer.

Aber nicht ausweglos. Mit seinem Herzschrittmacher werde er wieder Sport treiben. „Das ist wie ein neues Leben“, sagt er über den technischen Taktgeber, der sich seinen Aktivitäten anpasst. „Er erkennt über Atemfrequenz und Erschütterungen wenn ich in Bewegung bin“, erklärt Frank Knodt und ergänzt: „Wie sagte mein Kardiologe: Damit kann ich vielleicht noch mal Bestzeit laufen.“

Frank Knodt will wieder ein strukturiertes Training aufzunehmen. Nahziele: Trierer Firmen- und Stadtlauf, die 2021 hoffentlich wieder stattfinden. Aber der Wettkampf ist nicht seine Hauptmotivation. „Laufen ist nicht nur laufen. Es ist viel mehr. Es hat so viele positive Aspekte. Ich kann beim Laufen zum Beispiel optimal Stress abbauen“, erzählt er.

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