"Der Rekord kann morgen fallen"

Mertesdorf · Seit 22 Jahren hält Jörg Peter mit 2:08:47 Stunden den deutschen Rekord im Marathonlauf. Der ehemalige DDR-Läufer glaubt nicht, dass dies eine Zeit für die Ewigkeit ist. Jörg Peter feierte seinen 55. Geburtstag beim marathonlaufenden Weingutsbesitzer Herbert Weis in Mertesdorf.

Kein Deutscher lief bisher 42,195 Kilometer so schnell wie Jörg Peter. Die 2:08:47 Stunden des nur 1,73 Meter großen Dresdners sind seit jenem 14. Februar 1988 in Tokio unerreicht. - Und werden es nach Auffassung der meisten Laufexperten auch bleiben. Jörg Peter teilt diese Meinung nicht: "Mein Rekord kann schon morgen gebrochen werden", sagt er und fügt verschmitzt hinzu: "Von einem eingebürgten Kenianer."

Jörg Peter feierte am vergangenen Samstag seinen 55. Geburtstag. Nicht in seinem Einfamilienhaus bei Leckwitz nahe Dresden sondern in Mertesdorf. Der Moderator des Trierer Stadtlaufs, Artur Schmidt, hatte Jörg Peter, seiner Frau und einem befreundeten Ehepaar die kleine Feier im Weingut von Herbert Weis geschenkt.

Auch für den Hausherrn ein besonders Ereignis: "Schnelle Hilfe kann ich immer gebrauchen", scherzte Herbert Weis, als er Jörg Peter seine Weinberge zeigte. In diesem Jahr sei er angesichts der Witterung wegen der Lese so nervös wie seit 30 Jahren nicht mehr. Der deutsche Marathonrekordler durfte es allerdings mit dem Blick durchs Refraktometer belassen und sich einige Trauben zum Probieren abschneiden.

Während andere ehemalige DDR-Spitzensportler nach der Wende ihre Karriere im Kapitalismus fortsetzen, gab Jörg Peter nur ein kleines Intermezzo. 1990 und 1991 gewann er den Hamburg-Marathon. Beim Berliner Wiedervereinigungs-Marathon 1990 belegte er den dritten Platz. Die Rennen hatten auch den Zweck, Geld für das elterliche Fuhrunternehmen, dass er weiterführte, zu verdienen.

Der große Wurf gelang Jörg Peter aber weder in der DDR, noch nach deren Zusammenbruch. 1988 hätte es eine olympische Medaille werden können. Doch ihm wurden fünf Marathonstarts innerhalb eines Jahres verordnet. "Beim Höhepunkt streikte dann der Körper", erzählt er. Mit Achillessehnenschmerzen stieg er in Seoul aus. 1984 durfte er wegen des Boykotts der Warschauer-Pakt-Staaten als Weltjahresbester nicht in Los Angeles starten. Hallen-EM-Bronze (1978) ist somit Jörg Peters einziger internationaler Medaillen-Lohn für penibel protokollierte 137 660 Trainings-Kilometer bis 1993. Wochenpensum: Bis zu 320 Kilometer. Wie man das aushält? "Man wächst da rein", sagt Jörg Peter. Genauso hat er sich an den Kapitalismus gewöhnt - als Fuhrunternehmer.

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