Durchgestartet

Konz · Sophia Junk aus Konz-Oberemmel ist eine der besten deutschen Nachwuchs-Sprinterinnen. Nach Gold und Silber bei den Europameisterschaften in Italien hat der TV die 18-Jährige jetzt an einem Ort getroffen, an dem ihre Karriere so richtig begann.

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Foto: Holger Teusch (teu), Holger Teusch ("TV-Upload Teusch"

Sophia Junk sitzt auf den großen Betonstufen der Tribüne. Da, wo sie vor fast genau zehn Jahren das erste Mal auf den Beginn ihres ersten Leichtathletik-Trainings gewartet hat. Ein kleines Mädchen, das bei den Bundesjugendspielen schneller lief als die Jungs. "Keiner aus der Klasse wollte gegen mich laufen", erinnert sich Sophia Junk. Weil sie so flott war, nahm sie ein Nachbarsjunge mit zur TG Konz. Zum Schnuppern. Da stand sie dann in einer großen Gruppe von Kindern. "Ich wurde sofort herzlich aufgenommen", erinnert sie sich. Am 1. September 2007 trat Junk in den Verein ein, um regelmäßig zu laufen, aber auch zu springen und zu werfen. "Ballwurf machte mir keinen Spaß. Das musste ich immer mit Sprint und Weitsprung wettmachen", erzählt Junk lachend vom altbekannten Dreikampf, und wie stolz sie war, als auf einer Urkunde erstmals "erster Platz" stand. "Ich bin dankbar, dass man mich so vielseitig ausgebildet hat", betont sie.
Zehn Jahre liegen zwischen diesen ersten Lauf-ABC-Einheiten bei der TG Konz und dem Gewinn der Gold- und Silbermedaille bei den U20-Europameisterschaften. Wenn Junk vom vergangenen Wochenende im italienischen Grosseto erzählt, glänzen ihre Augen. Eine Einzelmedaille als Vizeeuropameisterin über 200 Meter und Europameisterin mit der 4 x 100-Meter-Staffel, damit gehen für die Gymnasiastin Träume in Erfüllung. "Ich dachte eigentlich, die Junioren-EM kommt für mich ein Jahr zu früh", sagt die 18-Jährige, die auch noch 2018 bei der U20 startberechtigt ist. Quasi als Sahnehäubchen lief das DLV-Quartett im Staffel-Vorlauf in 43,27 Sekunden Weltrekord in dieser Altersklasse.
Für Junk sind diese Erfolge auch der Lohn für ihr Durchhaltevermögen. Schon 2015 und 2016 hätte sie bei internationalen Meisterschaften dabei sein können. Doch immer wieder verhinderten Verletzungen einen Start. "Wenn man dann da sitzt und sieht, wie andere die Medaillen gewinnen, das ist schon hart", sagt Junk. Sie habe lernen müssen, auf ihren Körper zu hören. "Ich habe über die Jahre gelernt, Stopp zu sagen." Lieber mal ein Rennen weniger, im Training mal einen Tempolauf weniger, als sich zu verletzen. Letztendlich leben Sprinter von ihrem Talent, davon, ihre schnellen Muskelfasern zu hegen und zu pflegen, die Bewegungsabläufe in Detailarbeit zu optimieren. Junks Trainer Martin Schmitz analysiert jedes Training per Video.
Vier Trainingseinheiten pro Woche klingen wenig für eine der weltbesten Nachwuchssprinterinnen. "Im Winter kommt vielleicht eine fünfte Einheit hinzu", sagt sie. Doch Junks Tagesablauf ist schon so von Sport und Schule bestimmt. Zum Training kommen unter anderem Physiotherapie-Termine. "Eigentlich mache ich jeden Tag etwas mit Sport."
Seit Jahresbeginn arbeitet Junk außerdem mit dem Mentaltrainer Markus Paquée zusammen. "Ich glaube, er hat einen großen Anteil an dem Erfolg", sagt Junk. Sobald sie bei der EM die Kunststoffbahn betreten habe, sei alle Nervosität wie weggeblasen und sie vollkommen konzentriert gewesen. "Ich weiß jetzt: Ich muss cool bleiben, dann läuft's!" Vor allem: Paquée sei genauso wie Trainer Schmitz immer für sie da.
Der Sprint-Verbandstrainer holte Junk 2015 zur LG Rhein-Wied. Nach einem schweren Unfall, durch den ihr bisheriger Trainer Winfried Weires im Rollstuhl sitzt, hing die damals 15-Jährige in der Luft. "Winnis Unfall hat mich total geschockt. Er war auch immer für mich da", erzählt Junk. Zunächst pendelte die damalige Zehntklässlerin freitags mit der Bahn zum Training nach Neuwied. Aber in der Oberstufe und mit Nachmittagsunterricht wurde das schwierig. Mit 16 wechselte Junk deshalb ans Sportinternat nach Koblenz. Eine schwere Entscheidung für das jüngste von drei Kindern der Familie Junk. "Die Probetage haben mir gar nicht gefallen. Aber es war die einzige Möglichkeit, den Sport so weiter zu betreiben", sagt sie. Und im Nachhinein hat sich die Wahl als goldrichtig erwiesen.Extra: SOPHIA JUNK

 Die 18-jährige Sophia Junk aus Konz-Oberemmel hat es aus dem Saar-Mosel-Stadion von Konz zur Europameisterin und Weltrekordlerin geschafft. TV-Foto: Holger Teusch

Die 18-jährige Sophia Junk aus Konz-Oberemmel hat es aus dem Saar-Mosel-Stadion von Konz zur Europameisterin und Weltrekordlerin geschafft. TV-Foto: Holger Teusch

Foto: Holger Teusch (teu), Holger Teusch ("TV-Upload Teusch"


Geboren: 1. März 1999 Wohnort: Konz-Oberemmel/Koblenz Beruf: Angehende Abiturientin (Abschluss 2018), Leichtathletik seit 2007 Vereine: bis 2014 TG Konz, seit 2015 LG Rhein-Wied Trainer: bis 2014 Winfried Weires, seit 2015 Martin Schmitz Bestleistungen: 100 Meter 11,52 Sekunden, 200 Meter 23,42 Sekunden Erfolge: U20-Europameisterin 4 x 100 Meter, U20-Vizeeuropameisterin 200 Meter, U20-Weltrekord 4 x 100 Meter (43,27 Sekunden), deutsche U18-Meisterin 200 Meter 2015/16

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