Marathon Hartes Stück Arbeit aus Dankbarkeit

Tokio/Bitburg · Thomas Koch aus Bitburg hat trotz Corona-Ausfällen die weltweit sechs wichtigsten Marathonläufe absolviert. Auf die 42,195-Kilometer-Strecke kam der 60-Jährige durch die Geburt seiner Tochter.

 Marathonläufer Thomas Koch aus Bitburg hat es im vierten Anlauf geschafft, den Tokio Marathon zu absolvieren und wurde so zu Six-Star-Finisher der World Marathon Majors.

Marathonläufer Thomas Koch aus Bitburg hat es im vierten Anlauf geschafft, den Tokio Marathon zu absolvieren und wurde so zu Six-Star-Finisher der World Marathon Majors.

Foto: privat

(teu) 25 Jahre Eifelläufe und wie 1994 reisten viele Teilnehmer der vereinsübergreifenden Trainingsläufe 2019 wieder zum New-York-Marathon. Mit dabei: Thomas Koch. Der Mediziner aus Bitburg ist ein Späteinsteiger in den Laufsport. Erst mit 49 Jahren begann er. 2016 lief er seinen ersten Marathon. Es sollte eigentlich eine einmalige Aktion zur Geburt seiner Tochter werden. „Ich habe damals gesagt: Wenn wir ein gesundes Kind bekommen, dann laufe ich Marathon aus Dankbarkeit“, erzählt Koch. So lief er 2016 Anfang Oktober 42,195 Kilometer durch Köln in 3.33:48 Stunden.

Einmalig blieb der Ausflug auf die Marathonstrecke aber nicht. Die Reise nach New York mit den Eifelläufern war der nächste Schritt. „Das war mein erster Major. Da habe ich Blut geleckt“, sagt Koch. Die Atmosphäre beim weltgrößten Marathon begeisterte ihn derart, dass er sich in den Kopf setzte, alle sechs Rennen der sogenannten Marathon-Major Serie zu bestreiten. Dazu gehören neben New York, Berlin, Boston, Chicago, London und Tokio.

2020 bekam Koch direkt einen Startplatz für das Rennen in Tokio als Nachrücker. Glück! „Es gibt 310.000 Bewerbungen für 30.000 Plätze“, erzählt er. Doch dann kam Anfang 2020 Corona. „14 Tage vor dem Rennen wurde es abgesagt. Das war der erste Rückschlag“, erinnert sich Koch. Das gleiche Spiel sollte sich 2021 und 2022 wiederholen.

Doch aufgeben kam für den Läufer aus der Eifel nicht infrage. Statt im Frühjahr in Tokio rannte er innerhalb von nur einer Woche im Herbst 2021 die Marathons in Berlin und London. „In Berlin wollte ich die Qualifikation für den Boston-Marathon erreichen und in London nur locker durchtraben.“ Beim weltältesten nicht-olympischen Lauf über die klassische Distanz (seit 1897) bekommt man nur einen Startplatz, wenn man gestaffelt nach Alter bestimmte Zeiten unterbietet. Es funktionierte: Koch blieb in der deutschen Hauptstadt mit 3:39 Stunden klar unter den Anforderungen für Boston (3:45) für sein Alter. Und anschließend in London war er nur zehn Minuten langsamer.

Nachdem Koch im Oktober vergangenen Jahres zusammen mit einem Lauffreund auch den Chicago-Marathon abhaken konnte, fehlte nur noch Tokio. „Bis November war unklar, ob der diesmal stattfinden würde. Man hatte den Eindruck, dass die Japaner lange Zeit selbst nicht daran geglaubt haben“, erzählt Koch. Es wurde trotzdem einer der schönsten seiner bisherigen Marathonläufe. „Ich glaube, ich habe noch nie so oft meinen Namen gehört, wie auf diesen 40 Kilometern.“ Dabei lief Koch in Tokio auf Sicherheit. „Alles, nur nicht Ausscheiden“, war sein Motto. Mit 4:26:27 Stunden blieb er zwar fast eine Stunde über seiner persönlichen Bestzeit, aber das war zweitrangig. Er konnte sich endlich die begehrte Medaille für alle sechs Marathon Majors umhängen lassen. „Es war ein hartes Stück Arbeit“, sagt Koch.

Die Medaille war ein Anreiz, jeder der „Majors“ sei aber etwas Besonderes, sagt Koch: „Jeder Lauf ist anders. Boston ist wie ein richtiger Landschaftslauf“, erzählt Koch von der hügeligen Strecke mit dem berühmt-berüchtigten Heartbreak Hill. Oder New York, wo jeder Läufer, und sei er noch so langsam, von den in Fünfer- oder Sechserreihen stehenden Zuschauern mit Anfeuerungsrufen regelrecht über die Strecke getragen wird. Faszinierend sind die riesigen Menschenmengen, die bei jedem der sechs Rennen mehr als 42 Kilometer laufen wollen. Die Internationalität hat Koch schon beim New-York-Marathon begeistert. „Man bekommt Kontakt zu so vielen Leuten!“

Dass er zum Laufen kam, sieht der Arzt als Glücksfall. Ja, als Jugendlicher in der Schule sei er bereits gerannt, habe dann aber jahrelang keinen Sport getrieben. „Laufen lässt sich ideal mit dem Beruf verbinden. Man ist superflexibel und kann direkt von der Arbeit weg noch eine Runde drehen“, sagt Koch und nennt noch einen weiteren Aspekt: „Wenn ich ein Problem bei der Arbeit habe, ist der Kopf nach fünf Lauf-Kilometern wie resettet. Die Gedanken fließen dann und man kommt beim Laufen auf Ideen für Lösungen, die einem später weiterhelfen können.“

Auch wenn Thomas Koch jetzt ein sogenannter Marathon Majors Six Star Finisher ist, beim Laufen und speziell vom Marathon wird er nicht lassen. „Ende April geht es mit den Eifelläufern zum Hamburg-Marathon“, erzählt er. Im Juni vielleicht auch den Eifelmarathon. Die Strecke entlang der Prüm von Waxweiler zum Bitburger Stausee und zurück kennt er zwar, aber der Lauf fehlt noch in Kochs Sammlung.

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