Ein Frühaufsteher wird Vizemeister

Roth/Trier · Wenn für Peter Joecken die Nacht zu Ende ist und das Training beginnt, gehen manche erst ins Bett. Einer der Ersten ist der 57-Jährige aus Trier auch im Triathlon. In Roth ist er deutscher Vizemeister bei den 55- bis 59-Jährigen geworden.

Roth/Trier. Der Wecker kann bei Peter Joecken brutal sein: "Ich stehe an Trainingstagen um 3.30 Uhr auf und setze mich dann in meinem Büro aufs Ergobike oder gehe in die Stadt laufen. Dabei begegne ich regelmäßig den Nachschwärmern, die sich über mich wundern", erzählt der Triathlet, der seit sechs Jahren in Trier wohnt. Aber Disziplin ist eine Voraussetzung für Erfolg. Und Erfolg hat Joecken. 25-mal wurde der Trierer für seinen Club Tri-Sport Saar-Hochwald saarländischer Meister. Bei der Challenge Roth, dem traditionsreichsten deutschen Triathlon über die Ironman-Distanz, in dessen Rahmen diesmal die deutschen Challenge-Meisterschaften ausgetragen wurden, belegte der 57-Jährige in der Altersklasse M55 Platz zwei.
Dabei stand das Rennen unter keinem guten Stern. Wegen hartnäckiger Achillessehnenschmerzen musste Joecken drei Monate mit dem Lauftraining aussetzen. "Ich dachte sogar, ich könne gar nicht starten", erzählt er. Als Achter der M55 stieg der gebürtige Mönchengladbacher nach 3,8 Kilometern Schwimmen in 1:14:46 Stunden aus dem Main-Donau-Kanal. Auf dem Fahrrad (180 Kilometer), wie Joecken sagt seiner "Sahnedisziplin", fuhr er trotz eines Kettenrisses bis auf weniger als zwei Minuten an den Führenden Hans-Ludwig Sattler (Mainz) heran. "Es war ein kleines Wunder, dass die Kette genau gegenüber einer Servicestelle riss und schnell repariert werden konnte", sagt Joecken. Doch beim abschließenden Marathonlauf (42,195 Kilometer in 4:14:50 Stunden) musste er den ehemaligen Senioren-Weltmeister Sattler unter Schmerzen wieder davonziehen lassen.
10:44:37 Stunden benötigte Joecken bei seinem 30. Langdistanz-Triathlon für die rund 226 Kilometer. Bei seiner Bestzeit war er fast exakt eine Stunde schneller (9:46 Stunden). Aber die Anfänge waren sehr bescheiden. Aus einer Bierwette heraus nahm der Pflegedirektor der Kliniken Hermeskeil und Lebach 1991 am Mitteldistanz-Triathlon in Losheim teil. "Als Letzter hatte ich ständig Kontakt mit dem Besenwagen", erzählt er lachend. Doch der Ehrgeiz des ehemaligen Fußballspielers war geweckt. 1993 absolvierte er in Roth sein Ironman-Debüt.
Was in Joeckens Erfolgsbilanz neben einem Deutschen Meistertitel noch fehlt, ist ein Start beim Ironman auf Hawaii. Qualifiziert war er schon einmal. Doch dann starb seine erste Frau. Die Teilnahme am Ironman-Klassiker hat Joecken aber nicht aus den Augen verloren. "Mit 60 möchte ich mich für Hawaii qualifizieren. Darauf arbeite ich hin", sagt er. Der Wecker wird also noch einige Male um 3.30 Uhr klingeln und viele Nachschwärmer werden sich noch die Augen reiben, wenn Joecken frühmorgens durch Trier läuft.

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