Fairplay-Tour Corona-Schock gemeistert

Trier/Föhren · Die Fairplay-Tour rollte erstmals seit 21 Jahren wegen der Corona-Pandemie nicht durch die Großregion. Statt der ausgefallenen Benefiz-Radtour gab viele Benefizaktionen. Am vergangenen Wochenende fuhr Ultra-Radfahrer Helmut Wolf die 730 Kilometer lange Originalstrecke nonstop.

 Abschluss der ausgefallenen Fairplay-Tour 2020 mit Ultra-Radfahrer Helmut Wolf

Abschluss der ausgefallenen Fairplay-Tour 2020 mit Ultra-Radfahrer Helmut Wolf

Foto: Holger Teusch

„Ich möchte jetzt kein Fahrrad mehr fahren“, sagt Helmut Wolf. Wer kann es dem Extremsportler verdenken, dass er am Sonntagnachmittag nach mehr als 30 Stunden im Rennradsattel vor der Porta Nigra nur noch Schatten sucht. Alles tut weh nach rund 750 Kilometern über die für acht Tagesetappen geplante Strecke der ausgefallenen Fairplay-Tour: Beine, Arme, Hände. „Aber das muss so sein, wenn man so lange im Sattel sitzt“, sagt Wolf.

Der sechsjährige Felix aus Kordel, der infolge einer Blutvergiftung beide Beine verloren hat, begleitete am Samstagmorgen auf seinem neuen, ebenfalls mit Spenden mitfinanzierten Handbikes Wolf auf den ersten Metern seiner Mammuttour. Nach einem Abstecher nach Birkenfeld ging es für Wolf in die Eifel. „Von Daun bis Bleialf habe ich mit Übelkeit, Magenkrämpfen und Krämpfen in den Beinen gekämpft“, erzählte Wolf, dass es ihm schon nach einem Viertel der Gesamtdistanz schlecht ging. „Ich hatte Wadenkämpfe wie ich sie noch nie gehabt habe.“ Aufgeben und ins Begleitfahrzeug zu steigen war aber nie eine Option, betont er: „Wenn ich sage, ich fahr los, dann komme ich auch an.“

Wolfs Einstellung passt damit gut zur in diesem Jahr ausgefallenen Fairplay-Tour. Dabei fuhren rund 300 Kinder und Jugendlichen mit ihren Betreuern in den vergangenen zwei Jahrzehnten in der letzten Schulwoche vor den Sommerferien rund 100 Kilometer täglich. In einer so großen Gruppe, in der es nicht nur auf die individuelle Leistung, sondern auf das miteinander, auf Solidarität, Toleranz und gegenseitige Hilfe ankommt, ebenfalls kein Zuckerschlecken. „Kinder sollen stark gemacht werden, damit sie niemals aufgeben, aber trotzdem immer locker bleiben“, erklärt Fairplay-Tour-Mitbegründer Herbert Ehlen. Der ehemalige Lehrer an der Jünkerather Graf-Salentin-Schule glaubt an die positiven Wirkungen, die das Meistern solcher Herausforderungen auf den Charakter der jungen Menschen hat.

 Abschluss der ausgefallenen Fairplay-Tour 2020 mit Ultra-Radfahrer Helmut Wolf

Abschluss der ausgefallenen Fairplay-Tour 2020 mit Ultra-Radfahrer Helmut Wolf

Foto: Holger Teusch

Aufgegeben haben auch die Fairplay-Tour-Teilnehmer nach der Absage der diesjährigen Tour wegen den der Corona-Pandemie nicht. „Das war erst einmal ein Schock. Aber wir haben gesagt, das Jahr kann man nicht so einfach vorübergehen lassen und einen Ideenwettbewerb ins Leben gerufen“, erzählt Ehlen. Denn die Fairplay-Tour soll nicht nur Schüler hierzulande stark machen, es sollen auch Spenden für Kinder und Jugendliche in Ruanda und Burundi gesammelt werden. Schulbauprojekte in den beiden afrikanischen Ländern drohten stillzustehen.

Mit vielen kleinen, dezentralen Aktionen, vom Kuchen- und Pizzabacken bis zum privaten Saar-Mosel-Sauer-Marathon, wurde Geld gesammelt (siehe Extra). „Ein Highlight war die Vet-Concept Fairplay Corona-Challenge. Ganz viele Leute sind so am Radfahren dran geblieben“, sagt Ehlen. Und weil der Titelsponsor zehn Cent pro gefahrenen Kilometer zusicherte, kamen 10 000 Euro zusammen. „Ich finde, das sollte man auch für die kommenden Jahre beibehalten“, kann sich Ehlen vorstellen, dass das Kilometer-Sammeln in Zukunft gut ins Vorbereitungskonzept der Fairplay-Tour passt.

 Abschluss ausgefallene Fairplay-Tour mit Ultra-Radfahrer Helmut Wolf

Abschluss ausgefallene Fairplay-Tour mit Ultra-Radfahrer Helmut Wolf

Foto: Holger Teusch

Das Beste aus einer Situation machen, war ja auch für Helmut Wolf das Motto. Denn eigentlich wollte er sich in diesem Jahr beim Ultraradrennen quer durch Deutschland fürs berühmte Race across America qualifizieren. Als das ausfiel und ihm ein Freund aus Gönnersdorf (Vulkaneifelkreis) auf die Fairplay-Tour aufmerksam machte, reifte schnell die Idee, diese 730 Kilometer mit ihren knapp 8000 Höhenmetern zu bewältigen. Übrigens mit einem Stundenmittel von 26 km/h.

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