Ausdauertraining ist das einzige Anti-Aging-Mittel

Trier · Wir alle werden älter. Das ist eine Binsenweisheit. Doch während die einen mit dem Alter zusehends an Saft und Kraft verlieren, strotzen andere vor Vitalität und Gesundheit. Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben zweifelsfrei nachgewiesen, dass körperliche und geistige Bewegungsarmut meist die Hauptgründe für den Verlust der Leistungsfähigkeit sind.

Wenn sich schon ab dem 35. Lebensjahr die körperliche und geistige Fitness vermindert, ist dieser Prozess nur im geringen Maße altersbedingt. Vielmehr tragen unsere Lebensgewohnheiten dazu bei, das stundenlange Sitzen am Computer, im Auto und vor dem Fernseher sowie die Unlust zu körperlicher Aktivität. Das biologische Altern ist also zu einem wesentlichen Teil die Folge von Bewegungsmangel.

"Umgekehrt gilt, dass regelmäßige Aktivität und richtig dosierte Bewegung das beste Rezept sind, um Jugendlichkeit und Dynamik lange zu bewahren", erklärt der Sportmediziner Dr. Lothar Schwarz vom Institut für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes.

Trotz aller Werbeversprechen gibt es kein Wundermittel, das schnell und ohne eigenes Engagement das Altern verhindert. Zwar laufen die Geschäfte mit Verjüngungspillen, synthetischen Vitalstoffen und von Hormonen abgeleiteten Anti-Aging-Präparaten glänzend, doch es gibt keinen Beweis für die Wirksamkeit. "Die vollmundigen Verheißungen der Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln sind wissenschaftlich nicht belegt. Sie wirken eher als ‚Beruhigungspillen' für das schlechte Gewissen und lenken häufig von der hochwirksamen aktiven Gesundheitsvorsorge durch Bewegung und gesunde Ernährung ab", betont Lothar Schwarz.

Der einzige erfolgversprechende Weg, dem biologischen Altern und dem körperlichen und geistigen Abbau vorzubeugen, ist regelmäßiges Training. "Sauerstoff ist das Anti-Aging-Elixier schlechthin", erläutert Schwarz. "Daher kommt der Stärkung des Herz-Kreislaufsystems eine Schlüsselrolle zu, weil es übergeordnet alle Zellen unseres Organismus mit Sauerstoff versorgt."

Die durchschnittliche Lebenserwartung hat in Deutschland in den vergangenen 150 Jahren relativ konstant um zwei bis drei Monate pro Jahr zugenommen. Für Frauen liegt sie heute bei 82 Jahren, für Männer bei 77 Jahren. Organe wie das Herz, die ohne Pause im Einsatz sind, müssen heute 30 Jahre länger durchhalten als vor 100 Jahren. Das bedeutet eine Mehrarbeit von etwa einer Milliarde Herzschlägen. "Studien belegen, dass regelmäßige sportliche Betätigung den Alterungsprozess von Zellen und Blutgefäßsystem verlangsamt."

Um seine Lebensfähigkeit zu erhalten, bildet unser Organismus ständig neues Gewebe. Ein Teil der Zellen teilt sich fortwährend. Das Erbgut der Mutterzelle wird auf die beiden neuen Tochterzellen übertragen. So entstehen frische, leistungsfähige Zellen. Forscher des Max-Planck-Instituts für Biochemie in Martinsried schätzen, dass der menschliche Körper aus etwa 100 Billionen Zellen besteht und dass in jeder Sekunde rund vier Millionen Zellen durch Zellteilung neu gebildet werden.

Doch jede Zellteilung lässt die menschlichen Chromosomen an ihren Enden altern. Die länglichen, nur fünf tausendstel Millimeter großen Chromosomen, die die Gene ("Baupläne") enthalten, lagern in den Zellkernen. Kardiologen der Universitätsklinik des Saarlandes haben erst kürzlich in einer weltweit beachteten Studie nachgewiesen, dass regelmäßiger Ausdauersport die Alterung der Chromosomen und somit der Zellen deutlich verzögert.

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