Das gefürchtete Schienbeinkantensyndrom ist vermeidbar

Wien · Schlechte Schuhe, eine falsche Lauftechnik und eine schwache Muskulatur können das Laufen zur Tortur machen. Das wird verhindert, wenn man sich beim Schuhkauf vom Experten beraten lässt und Krafttraining betreibt.

 Viele Freizeitläufer, die bei Wettbewerben voller Ehrgeiz starten, erreichen das Ziel nicht, weil sie verletzt oder erschöpft aufgeben müssen. Häufig macht die schwache Muskulatur schlapp. Foto: Frank Rot/Visum

Viele Freizeitläufer, die bei Wettbewerben voller Ehrgeiz starten, erreichen das Ziel nicht, weil sie verletzt oder erschöpft aufgeben müssen. Häufig macht die schwache Muskulatur schlapp. Foto: Frank Rot/Visum

Wien. Untersuchungen im Institut für Röntgendiagnostik am Wiener Donauspital haben ans Licht gebracht, dass Läufer öfter stärkere Vorschäden an ihren Kniegelenken aufweisen, wenn sie noch andere Sportarten betreiben. "Das ist besonders bei Fußballspielern der Fall, die durch häufige Stopps und Richtungswechsel im Spiel ihre Gelenke stark belasten und dadurch abnutzen", erläutert der Radiologe Dr. Wolfgang Krampla.
Er weist auch darauf hin, dass schlechte Schuhe und eine falsche Lauftechnik schmerzhafte Probleme verursachen können. Laufschuhe, die beispielsweise im Fersenbereich nicht optimal angepasst sind, können beim Aufsetzen des Fußes zu einer muskulären Überlastung vor allem des vorderen Schienbeinmuskels führen. Die schmerzhafte Form ist als Schienbeinkantensyndrom bekannt. Bei Läufern mit Knick-Senkfüßen knickt das Fersenbein stark nach innen ab. Um dem entgegenzuwirken, ist im Schuh an der Innenseite eine Stütze erforderlich. "Oft jedoch ist diese Stütze zu weit vorn oder zu weit hinten platziert", erklärt der Saarbrücker Experte für Lauf- und Ganganalysen, Dr. Oliver Ludwig. Die Folge kann ebenfalls das schmerzhafte Schienbeinkantensyndrom sein, weil die Muskulatur versucht, die ungünstige Knickbewegung abzufangen und damit auf Dauer überlastet ist.
"Spitzenläufer erreichen eine Schrittgröße von zwei Metern", informiert Wolfgang Krampla, "Amateure treten hingegen deutlich kürzer. Gute Läufer kommen auf 1,50 Meter." Wahrscheinlich gibt es für die großen Schritte eine genetische Veranlagung, so dass sie nur in geringem Umfang antrainiert werden können. Bei Profi-Marathonläufern ist auch zu beobachten, dass sie über die gesamte Distanz von 42,2 Kilometern auf dem Vorfuß laufen. Dadurch sind eine schnellere Kraftentfaltung und ein besserer Abdruck vom Boden möglich. Ein Vorfußlauf, bei dem man auf dem Zehenballen aufsetzt, kostet die beteiligten Muskeln allerdings viel mehr Kraft als der Rückfußlauf, bei dem der Läufer auf der Ferse aufsetzt und dann auf dem Fuß zu den Zehen hin abrollt.
Jedoch müssen bei beiden Laufstilen die Schienbeinmuskeln, die den Fuß heben, und die Wadenmuskeln, die den Fuß strecken, während des ganzen Laufes ihre Spannung halten. Fast immer ist die Wadenmuskulatur besser trainiert als die Schienbeinmuskulatur, weil sie im Training und Wettkampf stärker beansprucht wird. Daher ermüden die Schienbeinmuskeln über längere Distanzen eher. Die Spannung der Muskeln lässt dadurch nach, und oft verspürt der Läufer Muskelschmerzen an der Schienbeinkante. Die fehlende Spannung verändert den Laufstil, weil ein kraftvolles Abdrücken nicht mehr möglich ist.
Ein zusätzliches Krafttraining kann solche Ungleichheiten verhindern oder beseitigen. Doch nur wenige Freizeitsportler absolvieren ein Ausgleichstraining, weil ihnen das Problem der ungleichmäßig ausgeprägten Muskulatur nicht bewusst ist. ml

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