Regelmäßige körperliche Aktivität macht zehn Jahre jünger

Trier · Stetig betriebenes Ausdauertraining wie beispielsweise Laufen, sportliches Gehen, Nordic Walking, Wandern, Radfahren und Schwimmen stärkt Herz und Kreislauf und senkt das Krankheitsrisiko aller anderen Organe.

Körperliches Training schützt die Zellschicht an den Innenwänden der Blutgefäße. Ablagerungen aus Cholesterin und verschlissenem Zellmaterial, die zu einer Verengung der Gefäße und damit zur Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) führen, werden verhindert. "Durch körperliche Bewegung werden Abkömmlinge von Stammzellen, die die Regeneration der Gefäßwand fördern und zur Neubildung von Gefäßen beitragen, angeregt", erklärt der Sportmediziner Dr. Lothar Schwarz.

Zusammen mit Dr. Markus Schwarz vom Sportwissenschaftlichen Institut der Saar-Uni hat er "Das Herz-fit-Buch" geschrieben. Das jüngst erschienene Werk informiert unter anderem über aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse der Herz-Kreislauf-Forschung.

So kommt dem Herzen und den Blutgefäßen bei der Verzögerung der alterstypischen Erkrankungen und der Verbesserung der Leistungsfähigkeit eine entscheidende Rolle zu. Alle Zellen des Körpers können nur überleben, wenn das Herz ununterbrochen Blut und somit Sauerstoff durch den Organismus pumpt. Störungen dieser Pumpfunktion oder der Ventile, der Herzklappen, haben daher fatale Auswirkungen auf Gehirn, innere Organe, Muskulatur und Haut. "Das Herz ist bis ins hohe Alter gut trainierbar. Doch die beste Medizin, die regelmäßige Bewegung, wird immer noch viel zu selten eingesetzt", bedauert Lothar Schwarz. "Die meisten Erwachsenen bewegen sich weniger als 30 Minuten am Tag auf ihren Beinen."

Zwar nimmt bei jedem Menschen die Herzkraft mit zunehmendem Alter ab, doch regelmäßiges Training verlangsamt diesen Prozess. Der Körper muss dann zum Beispiel weniger Adrenalin ausschütten, ein Stresshormon, das ansonsten ein träges Herz bereits bei geringer Beanspruchung antreiben muss.

Wer Sport treibt, hält auch die sogenannten Freien Radikalen in Schach. Es handelt sich um Atome und Molekülbruchstücke, die den Zellen und sogar den Genen, dem Erbgut, sehr aggressiv zusetzen können, indem sie chemische Verbindungen zerstören ("Oxidation"). Dadurch werden womöglich irreparable Schäden verursacht. Sport in vernünftiger Dosierung aktiviert indes Antioxidantien und Reparaturmechanismen. "Aktuelle Studien belegen, dass regelmäßig aktive Ausdauersportler sich im Vergleich zu Sportmuffeln um bis zu zehn Jahre jünger trainieren können", berichtet Lothar Schwarz.

Ein Ausdauertraining beeinflusst Organsysteme, wie etwa den Verdauungsapparat, das vegetative Nervensystem sowie die Leber als Entgiftungszentrale, und auch die hormonelle Balance und nicht zuletzt die Psyche positiv. Wissenschaftlich ist auch mehrfach belegt, dass der Substanzverlust des Gehirns, der normalerweise mit dem Alter einhergeht, bei sportlich aktiven Personen geringer ist. "Körperliches Training regt die Neubildung von Nervenverbindungen und sogar von Nervenzellen an", erklärt Lothar Schwarz.

Was in der Kindheit den Aufbau im Gehirn fördern kann, erweist sich im Alter als Schutz vor Abbauprozessen. Mit Ausdauertraining ist das Risiko nachweislich geringer, dass Parkinson- und Alzheimer-Erkrankungen auftreten. Sport wird zudem als begleitende Therapie bei Depressionen eingesetzt. (ml)

Hintergrund

Damit ein Ausdauertraining zu positiven Effekten führt, sollte man mindestens zwei- bis dreimal pro Woche jeweils 20 bis 30 Minuten lang trainieren. Schwieriger ist es, die richtige Intensität festzulegen. Studien haben gezeigt, dass die subjektive Einschätzung häufig zu einer Fehlbelastung führt. Auch die alleinige Benutzung allgemeiner Faustformeln für die richtige Herzfrequenz beim Training ist im Einzelfall wenig hilfreich. Im "Herz-fit-Buch" werden individuelle Tipps und Tests zur richtigen Belastungsdosierung dargestellt, so dass jeder seinen maßgeschneiderten Trainingsplan erstellen kann. Wer nicht immer seinen Puls am Handgelenk oder Hals messen oder sich ein Pulsmessgerät zulegen will, liegt nicht falsch, wenn er sich beim Laufen zwar etwas mühsam, aber doch artikuliert unterhalten kann.

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