Sport steigert die Fitness in jedem Alter

Es ist nie zu spät, mit Sport zu beginnen", sagt der Saarbrücker Sportmediziner Professor Dr. Wilfried Kindermann.

 Durch regelmäßiges Training sind sogar im Alter noch außergewöhnliche sportliche Leistungen möglich. Das Foto zeigt die beiden Senioren-Leichtathleten Helmut Schweitzer (74, links) und Martin Wiench (73) bei einem Zehnkampf-Wettbewerb des Turnverein Dillingen. Fotos: np

Durch regelmäßiges Training sind sogar im Alter noch außergewöhnliche sportliche Leistungen möglich. Das Foto zeigt die beiden Senioren-Leichtathleten Helmut Schweitzer (74, links) und Martin Wiench (73) bei einem Zehnkampf-Wettbewerb des Turnverein Dillingen. Fotos: np

Er hat die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die in ihrem bisherigen Leben keinen Sport getrieben haben, die starke Raucher und gute Esser sind, sich in der Mitte des Lebens oft sehr unwohl fühlen. "Einige beginnen dann, regelmäßig Sport zu treiben. Manche werden sogar Marathonläufer. Das zeigt, dass Sport in jedem Lebensalter die Fitness steigert", erklärt Kindermann.
Gemeinsam mit Kollegen hat der Sportmediziner das Herz-Kreislauf-System von über 50-Jährigen Ausdauersportlern untersucht. "Bei einem Lauftraining von 100 und mehr Kilometern pro Woche kann sich auch bei älteren Menschen ein Sportherz entwickeln." Dieses zeichnet sich durch eine angestiegene Muskelmasse der linken und rechten Herzkammer aus und ist besonders leistungsfähig.
Zahlreiche Studien lassen keinen Zweifel daran, dass sich das Herz bis ins hohe Alter trainieren lässt. Auch wenn sich im Freizeit- und Gesundheitssport kein Sportherz entwickelt, weil das Training nicht intensiv und umfangreich genug ist, wird das gesamte Herz-Kreislauf-System fitter. Ein trainiertes Herz braucht weniger Schläge als ein untrainiertes, um die gleiche Menge Blut in der gleichen Zeit zu pumpen. "Außerdem verbessert sich die Funktion der Blutgefäße und die Anzahl der kleinen Blutgefäße, der Kapillaren, nimmt zu. Dadurch werden die Zellen besser mit Sauerstoff versorgt", listet Wilfried Kindermann auf.
Ein regelmäßiges Ausdauertraining regt auch die Bildung von Blutplasma an, des flüssigen Bestandteils des Blutes, so dass dieses dünner wird und besser fließen kann. "Auch der Fettstoffwechsel wird günstig beeinflusst. So wird mehr günstiges HDL-Cholesterin gebildet, das vor Gefäßverkalkung schützen kann." Zudem regt das Training im Knochenmark die Bildung sogenannter Vorläuferzellen an, die sich zu Endothelzellen entwickeln. Diese bilden die Gefäßinnenhaut, also jene tapetenförmige Auskleidung der Blutgefäße, und reparieren sogar Beschädigungen.
Als Gradmesser für Fitness gilt in der Sportmedizin die maximale Sauerstoffaufnahme. 20 bis 30 Jahre alte Untrainierte können maximal 45 Milliliter Sauerstoff pro Kilogramm Körpergewicht in der Minute aufnehmen. "Durch ein Ausdauertraining ist es Freizeitsportlern möglich, diesen Wert bis auf etwa 60 Milliliter zu steigern", berichtet der Experte. Spitzensportler erreichen sogar 80 Milliliter und mehr.
Kindermann weist jedoch darauf hin, dass selbst bei regelmäßigem Ausdauertraining die maximale Sauerstoffaufnahme schon ab dem 30. Lebensjahr zurückgeht. Zwischen 30 und 40 Jahren liegt der Rückgang bei drei bis sechs Prozent, zwischen 50 und 60 Jahren schon bei acht bis zehn Prozent. "Trainierte haben aber in jedem Lebensalter eine größere Fitness als Untrainierte", sagt Kindermann, "ein gut trainierter 60-Jähriger kann eine höhere maximale Sauerstoffaufnahme haben als ein 30 Jahre alter Sportmuffel."
Wie schnell die Fitness verlorengeht, verdeutlicht der Sportmediziner an einem Beispiel: "Ist ein 20-jähriger Untrainierter drei Wochen lang streng bettlägerig, altert er leistungsphysiologisch betrachtet in diesen wenigen Wochen um zirka 30 Jahre und hat nur noch die maximale Sauerstoffaufnahme eines untrainierten 50-Jährigen."

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