Leichtathletik Samuel Fitwi läuft bei Marathon-Debüt Landesrekord

Sevilla · Von Kilometer 20 bis 30 in 30 Minuten: Weil der Tempomacher etwas Zeit rausholen wollte, bekam der Langstreckler vom Verein Silvesterlauf Trier beim Sevilla-Marathon muskuläre Probleme. Bisher waren bei ihrem Debüt erst zehn Deutsche schneller als Fitwi mit 2:12:13 Stunden.

Fitwi (Silvesterlauf Trier) Landesrekord Marathon-Debüt
Foto: privat

Samuel Fitwi ist nun auch auf der Marathon-Distanz einer der schnellsten deutschen Läufer! Der 27-Jährige debütierte am Sonntagvormittag in Sevilla über 42,195 Kilometer in 2:12:13 Stunden. Erst zehn Deutsche waren bei ihrem ersten Marathon jemals schneller. Gleichzeitig verbesserte Fitwi, der seit Jahresbeginn für den Verein Silvesterlauf Trier startet (zuvor LG Vulkaneifel) den rheinland-pfälzischen Landesrekord (bisher 2:13:57) um fast zwei Minuten.

Bis Kilometer 35 schien sogar die Olympia-Norm für Fitwi möglich. Die Halbmarathonmarke hatte der Schützling von Trainer Yannik Duppich in 1:04:13 Stunden nur unwesentlich zu langsam absolviert. Doch der Tempomacher sah wohl seine Felle davonschwimmen, sollte doch die 21-Kilometer-Marke knapp unter 1:04 Stunden erreicht sein. „Der Pacemaker hat dann ein bisschen aufs Gas gedrückt“, erzählt Fitiws Trainer Yannik Duppich. Den dritten Zehn-Kilometer-Abschnitt lief Fitwis Gruppe in exakt 30 Minuten. Als der „Hase“ nach 30 Kilometern (1:30:56 Stunden) seinen Job erledigt hatte, fingen für Fitwi die Leiden an. „So um Kilometer 32 herum haben die Oberschenkel zugemacht“, erzählt der in Gerolstein lebende Läufer. „Ich konnte keinen langen Schritt mehr machen.“

Mit dem kurzen Schritt wurde Fitwi immer langsamer. Aufgeben war bei seinem ersten Marathon aber keine Option: „Ich wollte einfach durchlaufen. Egal wie!“ Außer den Oberschenkeln schmerzte auf den letzten sieben Kilometern die Tatsache, dass der Traum von einer Zeit um 2:08 Stunden immer mehr zerrann.

„Es war ganz wichtig, dass Samuel den Marathon zu Ende gelaufen ist“, betont Duppich. Auch für den Kopf mit Blick auf die nächsten Rennen voraussichtlich im Herbst. Erst am Tag vor dem Rennen habe man sich entschieden, dass Fitwi mit der zweiten statt der dritten Gruppe loslaufen sollte. Zielzeit 2:08 statt 2:10 Stunden. „Wir sind das Risiko bewusst eingegangen, weil Samuel mit Leuten aus dieser Gruppe in Äthiopien trainiert hat“, erklärt Ullmann. Fitwi kannte seine Mitläufer. Hätte es funktioniert, wäre er nun Deutschlands schnellster Marathondebütant. Mit Doppel-Olympiasieger Waldemar Cierpinski (1976 in Montreal 2:09:55), dem ehemaligen deutschen Rekordler Arne Gabius (2014: 2:09:32) und im vergangenen September dem Hamburger Hafton Welday (2:09:06) ist es erst drei deutschen gelungen, bei ihrem ersten Marathon im einstelligen Minutenbereich hinter der Zwei-Stunden-Ziffer zu bleiben.

Den bisherigen Rheinland-Pfalz-Rekord hatte im Oktober 2012 Sören Kah von der LG Lahn-Aar-Esterau mit 2:13:57 Stunden aufgestellt. Der deutsche Rekord steht seit gut einem Jahr aufgestellt von Amanal Petros (damals TV Wattenscheid, jetzt SSC Berlin) bei 2:06:27 Stunden. Wie stark die deutsche Marathon-Szene in den letzten Jahren geworden ist, zeigt, dass von neun Deutschen mit Bestzeiten unter 2:10 Stunden, ein Drittel diese Zeit 2021 oder 2022 gelaufen sind.

Ähnlich groß ist die Konkurrenz bei den Frauen. Hier konnte Deborah Schöneborn einen großen Schritt in Richtung Olympische Spiele machen. Die Gewinnerin des Trierer Silvesterlaufs unterbot in Sevilla die internationale Norm (2:26:50) um exakt eine Minute. Die Berlinerin ist mit ihren 2:25:50 Stunden damit sechstschnellste Deutsche aller Zeiten.

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