Laufwettkämpfe Frust und Hoffnung

Trier/Dillenburg/Stuttgart/Berlin · Die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften sollen ohne Läufe ab 1500 Meter stattfinden. Gesa Krause ist sauer. In Berlin gab es erstmals seit dem Corona-Shutdown wieder einen Straßenlauf.

 Gesa Krause vom Verein Silvesterlauf Trier wird ihren im vergangenen Jahr gewonnen fünften DM-Titel über 3000 Meter Hindernis dieses Jahr wahrscheinlich nicht verteidigen können, wenn die Meisterschaften auf dieser Strecke ausfallen.

Gesa Krause vom Verein Silvesterlauf Trier wird ihren im vergangenen Jahr gewonnen fünften DM-Titel über 3000 Meter Hindernis dieses Jahr wahrscheinlich nicht verteidigen können, wenn die Meisterschaften auf dieser Strecke ausfallen.

Foto: Holger Teusch

„Kein Hindernislauf und keine Mittelstrecken bei den Deutschen Meisterschaften in diesem Jahr - ich bin sprachlos“, so kommentierte Gesa Felicitas Krause auf Instagram die Entscheidung des DLV für eine Rumpf-DM an zweiten August-Wochenende. Im Konzept des Deutschen Leichtathletik-Verbands wird auf sämtliche Laufwettbewerbe ab 800 Meter verzichtet. Das betrifft damit auch die 3000-Meter-Hindernis-Strecke, auf der die für den Verein Silvesterlauf Trier startende Krause im vergangenen Herbst WM-Bronze gewann.

„Corona ist und war ein großes Thema, aber man spielt Fußball mit 22 Athleten auf dem Platz und ein Meisterschaftsfinale mit acht bis zwölf Läufern/Läuferinnen soll nicht möglich sein?!“, schreibt die im hessischen Dillenburg lebende Krause weiter. „Das ist und wird doch so keine richtige Deutsche Meisterschaft...“, schlug sich Deutschlands beste Sprinterin Gina Lückenkemper in ihrer Antwort auf Krauses Instagram-Post auf deren Seite. Die 100-Meter-Vizeeuropameisterin kann nach dem DLV-Konzept dabei starten (siehe Info).

Von Seiten des DLV wurde schnell auf die Kritik reagiert. Man verstehe die Enttäuschung. Aber besser eine abgespeckte, als gar keine DM, lautet offensichtlich das Motto. „Um überhaupt eine Chance auf eine Genehmigung unseres Sonderantrags zu haben, müssen wir uns in unserem Konzept streng an diese Auflagen halten“, postete der DLV in Krause Instagram-Account. Mindestabstände von zwei Metern, wie sie in Niedersachsen gefordert sind, scheinen bei Läufen, die nicht in Bahnen durchführbar sind, können nicht eingehalten werden. „Sollte es aufgrund von weiteren Lockerungen und Genehmigungen die Möglichkeit geben, Mittel- und Langstrecke bei der DM durchzuführen, werden wir das tun,“ machte DLV-Generaldirektor Idriss Gonschinska in einem offiziellen Statement den Mittel- und Langstrecklern zumindest ein bisschen Hoffnung. Möglich könnte auch die Integration der längeren Meisterschaftsläufe ins Berliner ISTAF am 13. September sein.

Außer Krause wäre von den Läufern aus den Vereinen der Region auch Chiara Bermes vom DM-Ausschluss der Langstrecken betroffen. Die 26-Jährige vom Post-Sportverein Trier (PST) war 2019 16:58,67 Minuten 5000-Meter-Beste im Leichtathletik-Verband Rheinland. Damit hatte sie die bis dato geltenden DM-Qualifikationszeit erfüllt.

 Chiara Bermes vom Post-Sportverein Trier blieb im vergangenen Jahr mit 16:58,67 Minuten klar unter der 5000-Meter-DM-Norm, doch die Langstrecken sollen bei der Corona-bedingten Rumpf-DM Anfang August aus dem Programm fallen.

Chiara Bermes vom Post-Sportverein Trier blieb im vergangenen Jahr mit 16:58,67 Minuten klar unter der 5000-Meter-DM-Norm, doch die Langstrecken sollen bei der Corona-bedingten Rumpf-DM Anfang August aus dem Programm fallen.

Foto: Holger Teusch

Für sie war die DLV-Mitteilung ein schwerer Schlag, sagt Bermes: „Erst das Hoch durch die DM-Quali, mit der man nicht gerechnet hatte und dann heißt es, ihr dürft doch nicht laufen.“ Zwei Tage lang habe ihr die Motivation gefehlt, die Laufschuhe zu schnüren, sich dann aber wieder aufgerafft. „Ein 80-Minuten-Lauf am Sonntag war gut für den Kopf“, erzählt Bermes. Wenn sie dieses Jahr nicht zur DM könne, werde es schwierig. „Aus beruflicher Sicht kann ich überhaupt nicht sagen, ob ich das Training weiter so durchziehen kann“, sagt die Mathematikerin, die nach Abschluss ihres Studiums in Trier im Bereich autonomes Fahren bei Mercedes-Benz in Stuttgart angefangen hat.

Hoffnung, dass auch Langstreckenrennen wieder stattfinden können, machte am Sonntag der erste Straßenlauf-Wettkampf auf deutschem Boden. Beim „Berlin 10k Invitational“ gab es dabei durch die 10 000-Meter-EM-Vierte Alina Reh (Ulm) mit 31:26 Minuten eine Weltklassezeit über zehn Kilometer. Die Trierer Silvesterlauf-Gewinnerin Katharina Steinruck (Frankfurt) wurde in 32:41 Minuten Zweite. „Ich hoffe, dass dieses Rennen jetzt ein Zeichen gesetzt hat und andere motiviert, auch etwas auf die Beine zu stellen“, sagte die Tochter der Marathon-Olympia-Dritten Katrin Dörre-Heinig und von Krauses Trainer Wolfgang Heinig dem Internetportal laufen.de. Das Einladungsrennen mit sieben Frauen und acht Männern wurde von SCC Event, den Organisatoren (des abgesagten) Berlin-Marathons ausgerichtet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort