Gegen die Mauer von Wengen

Trier/Interlaken · Der Jungfrau-Marathon in der Schweiz gilt als einer der schönsten und schwersten Läufe der Welt. Die Teilnehmer müssen nicht nur 42,195 Kilometer überstehen, sondern auch einen Anstieg von 1800 Metern bewältigen. Dieser Herausforderung werden sich am 10. September auch Läufer aus der Region stellen.

 Marcus Planer aus Filsch hat bereits fünfmal den Schweizer Marathon hinauf zum Jungfrau-Massiv bestritten. Foto: privat/Archiv

Marcus Planer aus Filsch hat bereits fünfmal den Schweizer Marathon hinauf zum Jungfrau-Massiv bestritten. Foto: privat/Archiv

Trier/Interlaken. Kurt Dietz-Wägelein ist Läufer durch und durch. Seit den 57-Jährigen 1996 das Marathonfieber gepackt hat, hat er 53 Läufe über die magische Distanz von 42,195 Kilometer absolviert. Und wenn es mal etwas länger wurde, wie beim Swiss Alpin-Run über 78 Kilometer, dann stellte ihn auch das vor kein größeres Problem. "Allerdings liegt das auch schon elf Jahre zurück. Mal sehen, wie es jetzt wird", sagt der Trierer mit Wurzeln in Baden-Württemberg vor seiner Premiere beim Jungfrau-Marathon. Mit Michael Hurt, Herbert Jostock und Marieke Reus, alle erfahrene Läufer der LG Langsur, wird er sich am 9. September in die Schweiz aufmachen, um sich einen Tag später aufs Jungfrau-Massiv zu quälen. Und eine Qual ist es in der Tat.
Fast 25 Kilometer absolvieren die Läufer nach dem Start in Interlaken auf relativ flachem Geläuf, ehe es in die Berge bis hoch zur Kleinen Scheidegg geht. Die "Mauer von Wengen" ist berühmt-berüchtigt, über 26 Serpentinen klettern die 4000 Läufer nach Wengen - und haben dann erst 800 Höhenmeter hinter sich. "Mettlenalp, Wengern-alp, Baumgrenze und ein Panorama, das den letzten Atem nimmt", beschreiben die Organisatoren auf der Internetseite zum Lauf die noch kommenden 1000 Höhenmeter. Über saftige Wiesen, vorbei an schroffen Felsen und entlang der höchsten Eiswände der Alpen geht es schließlich bis auf 2200 Meter hoch.
Für Marcus Planer aus Filsch nichts Neues. Er läuft den Jungfrau-Marathon zum sechsten Mal. Zwei bis drei Marathons absolviert er seit 2000 pro Jahr. Bestzeit 3:15 Stunden - im Flachland. 2006 überquerte er nach 4:16 Stunden die Ziellinie am Fuß der Eiger Nordwand. "Wenn ich es in diesem Jahr in 4:15 Stunden schaffe, wäre ich zufrieden", sagt der ehemalige Bundeswehr-Pilot.
Anders als Dietz-Wägelein bereitet sich Planer allein auf den Lauf vor. Drei Einheiten in der Woche müssen reichen, die fünfjährige Tochter will ihren Vater schließlich auch noch sehen. Laufrevier sind das Ruwertal, Irsch und Kasel. "Hier geht es ja immerhin auch etwas bergiger zu", sagt der 44-Jährige.
"Ich strebe eine Zeit unter sechs Stunden an und möchte einfach einen grandiosen Lauf erleben", sagt dagegen der 57-jährige Kurt Dietz-Wägelein, der noch immer unter der Vier-Stunden-Grenze bei einem Flachland-Marathon bleibt. Trainiert wird quasi schon das ganze Jahr, aktuell mit Zehn-Wochen-Trainingsplänen vier bis fünfmal in der Woche.
Außerdem schaut das Quartett der LG Langsur aufs Gewicht. "Schließlich soll kein unnötiger Ballast den Berg hoch geschleppt werden. Einfach ist das nicht, an der Mosel gibt es einfach zu leckere Weine und gutes Essen." Das gibt es auch in der Schweiz - für die Läufer allerdings erst nach ihrer Mammut-Aufgabe.
volksfreund.de/laufen

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