Gerolsteiner überquert laufend die Alpen

Gerolstein · Die Überquerung der Alpen ist nicht erst seit Hannibal eine der größten Herausforderungen der Menschheit. Karl-Heinz Munkler aus Gerolstein lief in acht Tagen 261,3 Kilometer.

 Karl-Heinz Munkler aus Gerolstein (links) lief zusammen mit seinem Vetter Michael Munkler in acht Tagen über die Alpen.

Karl-Heinz Munkler aus Gerolstein (links) lief zusammen mit seinem Vetter Michael Munkler in acht Tagen über die Alpen.

Foto: privat


Für die Soldaten des Feldherrn aus Karthago war der Anblick der Berge 218 vor Christus der Horror. Im Gebirge drohten Verletzungen, Krankheiten und der Tod. Ganz anders bei den mehr als 600 Läufern, die sich 2231 Jahre später auf den Weg von Oberstdorf nach Latsch in Italien machen. "Man hat sich immer wieder auf den Tag gefreut", sagt Karl-Heinz Munkler über die Stimmung vor jeder der acht Etappen.

Der 51-Jährige aus Gerolstein nahm mit seinem Vetter Michael Munkler aus dem Allgäu am Transalpin-Run teil. Die Aufgabe: 261,3 Kilometer mit 15 879 Metern Aufstieg aufgeteilt auf acht Tagesetappen bewältigen. Nimmt man den Bergsprint über 6,3 Kilometer am fünften Tag heraus (Munkler: "Das war eine Art Ruhetag"), ergibt das einen Schnitt von 36,5 Kilometern pro Tag im alpinen Gelände. "An einem Tag sind wir 42,6 Kilometer gelaufen. Davon waren die ersten 28 Kilometer ein ständiges Auf und Ab. Dann ging es 1600 Höhenmeter nur bergauf. Dann merkt man auch die Höhe", erzählt Kar-Heinz Munkler. Zwischen sechs und acht Stunden war das Duo täglich unterwegs. Doch Munkler sagt: "Ich habe es mir schlimmer vorgestellt."

Mit einem Marathontraining mit knapp 80 Wochenkilometern hatte sich der vierfache Familienvater vorbereitet. Eine Ausnahme bildete die sogenannte "Gipfelwoche". "Da bin ich sieben Tage lang jeden Tag 21 Kilometer gelaufen", erzählt Munkler. Dabei habe er in der Eifel natürlich so viele Anstiege mitgenommen, wie möglich. Auf dem Eifelsteig übte er das Laufen auf schmalen Pfaden.

Zugute kam Munkler die Alpenerfahrung seines Vetters und dass er alljährlich Klettersteige begeht. "Auf den ersten drei Etappen fallen die meisten aus. Darunter viele, die mit dem alpinen Gelände nicht zurechtkommen", erklärt er. Nicht nur Ausdauer ist gefragt, sondern auch Trittsicherheit, Geschick, Schwindelfreiheit und Geduld. "An den ersten zwei, drei Tagen meint man oft, dass man schneller laufen könne. Aber das rächt sich später oft", sagt Munkler.

Der Transalpin-Run ist ein Mannschaftslauf. "Man muss zu zweit laufen und zusammenbleiben. Die Abstände dürfen ein gewisses Maß nicht überschreiten. Das wurde auch kontrolliert", erklärt der Gerolsteiner. Wie die Pflicht, einen Rucksack mit einer Notfallausrüstung (Mütze, Handschuhe, lange Hose, Regenjacke, Handy, Karten, Wasser) mitzuführen, dient diese Maßnahme der Sicherheit. Denn spätestens, seit beim Zugspitz-Extremberglauf 2008 zwei Menschen ums Leben kamen, ist klar, dass Rennen im Hochgebirge andere Maßnahmen erfordern, als Stadtmarathons.

Wobei Laufen im eigentlichen Sinne auf vielen Passagen gar nicht möglich ist. "Aufwärts wird meist zügig gegangen", erzählt Munkler. Anstrengender als das Erklimmen eines Passes sei aber der Abstieg. Manche Teilnehmer hätten sich Blasen gelaufen. Auf einer Etappe seien sie ein Stück mit einem Mann gelaufen, der einen Schuh ausgezogen hatte und nur mit einem Schuh lief. Die Blasen an dem einen Fuß schmerzten so sehr.

Damit hatte Munkler zum Glück keine Probleme. Das Rezept des Gerolsteiners: "Ich habe mir die Füße abends und vor dem Laufen mit Hirschtalg eingecremt."

Übernachtet wurde in Gemeinschaftsunterkünften. Die tropenfeuchte Luft, nachdem sich mehrere Hundert Menschen geduscht hatten, vermischte sich Schweißgeruch und dem Aroma von Franzbranntwein und anderen Mittelchen, mit denen sich die Läufer ihre Muskeln einrieben.

Munkler kam in den Gemeinschaftsschlafsälen (in der Schweiz wurde auch einmal in einem Bunker und im Parkhaus eines Vier-Sterne-Hotels übernachtet) die Erfahrung von vier Teilnahmen (2007-2010) an der Fairplay-Tour zugute. "Abends um neun oder halb zehn hat man im Schlafsack gelegen. Aber morgens um 4.15 Uhr bimmelten schon die ersten Handy-Wecker", erzählt er.

Zwar gab es beim Transalpin-Run auch die Möglichkeit, die Turnhallenquartiere hatten jedoch den Vorteil, dass man mit den anderen Läufern mehr Kontakte knüpfen konnte. So habe der spätere Sieger der Senior-Masters-Wertung (die beiden Teammitglieder kommen zusammen auf mehr als 100 Jahre) Thomas Miksch seinen Schlafsack auch immer in den Hallen ausgerollt. Der Arzt aus Kempten habe sich sogar die Zeit genommen, um sich die kleinen Wehwehchen seiner Mitläufer anzuschauen, erzählt Munkler.

Zusammen mit Michael Sommer, dem ehemaligen 100-Kilometer-Mannschaftsweltmeister und neunmaligen deutschen Meister auf dieser Distanz, siegte Miksch bei den Senior-Masters in 32:22:05 Stunden. Das Team "Munkler hoch zwei" belegte in dieser Altersklasse mit 51:10:29 Stunden den 23. Platz. Die Gesamtschnellsten, der Grieche Dimitris Theodorakakos und der US-Amerikaner Clayton Cameron benötigten nur 27:19:56 Stunden. Auf die Konkurrenz schielen Munkler und Munkler aber nur mit einem halben Auge. "Wir hatten uns Zeit gelassen, um den Lauf zu genießen und immer wieder Fotos gemacht." Das Erlebnis stand für sie im Vordergrund.

Link zur Transalp-Run-Homepage: http://www.transalpine-run.com

Link zur Ergebnisliste: http://services.datasport.com/2013/lauf/transalpine/

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