Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften Keine Ausreden!

Braunschweig · Die WM-Dritte Gesa Krause vom Verein Silvesterlauf Trier gibt über 3000 Meter Hindernis bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig auf und verpasst ihren sechsten nationalen Titel in Folge.

 Gesa Krause vom Verein Silvesterlauf Trier gab das 3000-Meter-Hindernisrennen bei den deutschen Meisterschaften 2020 nach zwei Dritteln der Distanz auf.

Gesa Krause vom Verein Silvesterlauf Trier gab das 3000-Meter-Hindernisrennen bei den deutschen Meisterschaften 2020 nach zwei Dritteln der Distanz auf.

Foto: Holger Teusch

Was für ein Paukenschlag! Gesa Krause verpasst bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Braunschweig ihren sechsten Titelgewinn über 3000 Meter Hindernis. Die 28-Jährige vom Verein Silvesterlauf Trier beendete das Rennen, in dem sie klare Favoritin war, nach knapp zwei Dritteln der Distanz. Es siegte in 9:50,31 Minuten Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald), die 2018 den Bitburger-0,0%-Silvesterlauf in Trier gewonnen hat.

Was ist passiert? Mit dem Startschuss ging am späten Samstagnachmittag Elena Burkhard in Führung. Krause an ihren Fersen. Nach dem ersten Wassergraben lief das Duo Schulter an Schulter. Dahinter das komplette Feld der übrigen neun Läuferinnen. Das Tempo, nicht hoch. Der erste Kilometer: 3:19,78 Minuten, was auf eine Endzeit von knapp zehn Minuten hinausläuft. Fast eine Minute über Krauses deutschen Rekord (9:03,30).

So weit, so taktisch. Ein typisches Meisterschaftsrennen bei 36 Grad möchte man sagen. Doch schon zu diesem Zeitpunkt lief bei Krause wenig zusammen. „Selbst bei diesem lahmen Tempo fiel es mir schwer“, sagte sie am Tag danach.

Bei den aus dem Stadion vor die Fernsehbildschirme verbannten Fans keimten erste Befürchtungen auf, als sich eine Lücke zwischen Burkard und Krause auftat. Nicht die zweimalige Europameisterin, sondern die Berliner Agnes Gers versuchte den Anschluss zu halten.

Kurze Zeit später stand Krause mit von Enttäuschung und physisch Schmerzen verzerrten Gesicht mit Tränen in den Augen an der wegen der Gluthitze aufgebauten Wasserstation.

Eine Erklärung? Wirklich begründen kann Gesa Krause ihr erstes DNF (did not finish) bei einer DM nicht. Die Fernsehreporter suchten nach einer Verletzung, die sie sich zugezogen haben könnte. Die es aber „glücklicherweise“ (Krause) nicht gibt. „Ich hätte sagen können, das es eine muskuläre Verspannung war. Aber das wäre eine Lüge gewesen. Mir taten die Beine einfach total weh“, sagt die zweimalige WM-Bronzemedaillengewinnerin.

Die Hitze in Braunschweig will Krause auch nicht als Entschuldigung gelten lassen. „Ich will keine Ausreden suchen. Es waren für alle die gleichen Bedingungen.“ Allerdings reiste sie erst zwei Tage vor dem Rennen aus dem Höhentraining in den Schweizer Alpen nach Braunschweig. „In Davos hatten wir zuletzt sechs bis acht Grad“, erzählt sie. In Niedersachsen war es 30 Grad wärmer. Das habe sie in gewisser Weise schon umgehauen.

Ungewöhnlich für die Läuferin, die sich sonst bei Wärme wohlfühlt. Dann deutet Krause an, dass sie sich schon in der Woche vor dem Rennen nicht fit gefühlt habe. Aber bei den deutschen Meisterschaften wollte sie unbedingt dabei sein. Zumal sie sich vehement für die Austragung auch der Langstrecken-Wettbewerbe auch in der Corona-Zeit eingesetzt hatte. „Wenn ich nicht an den Start gegangen wäre, hätte es sich angefühlt, als hätte ich mich gedrückt“, erklärt sie.

Wie geht es weiter? Einerseits kennt Gesa Krause die Situation, wie es ist, wenn man bei einem Rennen vorzeitig beendet. „Letztes Jahr bin ich beim Pfingstsportfest in Rehlingen über 1500 Meter ausgestiegen“, erzählt sie. Später holte sie WM-Bronze. Aber weiterzumachen sei nach so einem Erlebnis umso schwerer. Geplant sind noch einige Rennen, unter anderem über 3000 Meter Hindernis am 13. September in Berlin. Zunächst werde sie sich aber durchchecken lassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort