Ausdauersport Marathonläufer und Triathlet dank Neujahrs-Vorsatz

Utzerath · Weshalb sollte man auch als Rentner noch Sport treiben? Um fit zu bleiben? Ja! Aber vor allem, weil es gute Laune macht, sagt der 69-jährige Herbert Diederichs vom SC Blau-Weiß Schalkenmehren.

 Erst mit Anfang 50 kam Herbert Diederichs aus Utzerath zum Ausdauersport, ist aber auch mit 69 noch mit Freude dabei, wie hier bei den Deutschen Meisterschaften im Crossduathlon.

Erst mit Anfang 50 kam Herbert Diederichs aus Utzerath zum Ausdauersport, ist aber auch mit 69 noch mit Freude dabei, wie hier bei den Deutschen Meisterschaften im Crossduathlon.

Foto: Holger Teusch

Die Mountainbike-Strecke bei den Deutschen Meisterschaften im Crossduathlon führte Anfang März vom Trierer Waldstadion hinauf auf den Kockelsberg. Mit verzerrten Gesichtern drückten die meisten Teilnehmer die Pedale herunter. Herbert Diederichs hatte bei aller Anstrengung aber noch Luft, die Zuschauer anzulächeln. „Ich muss mir nichts mehr beweisen. Ich mache so schnell, wie es geht, halte mir aber immer ein bisschen was auf“, sagt der 69-Jährige.

Der Spaß am Sport darf bei den Senior des SC Blau-Weiß Schalkenmehren nicht zu kurz kommen. Trotz des oft als undankbar bezeichneten vierten Platzes in der DM-Wertung der Altersklasse M 65, dass er den Zuschauern zugelächelt hat, hat Diederichs die Medaille nicht gekostet. Der Drittplatzierte, Klaus Pullmann aus dem hessischen Groß-Zimmern, blieb nach fünf Kilometer Crosslauf, 23 Kilometer MTB fahren und noch einmal 2500 Meter Laufen 3:37 Minuten unter zwei Stunden. Diederichs lag um diese Zeitspanne über der Marke.

Der vierte DM-Platz war für Diederichs ein schöner Erfolg, um die es dem Utzerather gar nicht so geht. Sport oder Bewegung bedeutet für den Rentner Lebensqualität. „Wenn ich mal drei Tage nur 'rumsitze, dann spüre ich: Ich muss mich bewegen“, erzählt er. „Sport macht einfach gute Laune. Du fühlst dich einfach gut nachher“, sagt er. Deshalb ist Diederichs vier- bis fünfmal pro Woche auf dem Mountainbike (mit dem Rennrad kann er sich nicht anfreunden), in Laufschuhen, schwimmend oder beim Tischtennis unterwegs. Zum Rückschlagspiel kam er, als in der Corona-Zeit der Saal im Bürgerhaus von Utzerath meist leer stand. Diederichs mit ein paar Freunden kauften in Absprache mit dem Bürgermeister kurzerhand eine Tischtennisplatte. Immer wenn es die Bestimmungen zulassen, spielt die Gruppe mit dem Zelluloid-Ball.

Ursprünglich hatte Diederichs Fußball gespielt. Aber nicht von Kindesbeinen an. „Als Kind durfte ich nicht“, erzählt er. Seine Mutter hatte Angst, dass er sich verletzten würde. Entsprechend habe er immer technische Defizite gehabt. „Aber ich konnte immer laufen“, erzählt er. Seine Rückennummer: die Sechs, hinteres Mittelfeld. Als Diederichs mit Anfang 30 merkte, dass er nach der Winterpause Probleme bekam, mit den jungen Spielern mitzuhalten, begann er im Winterhalbjahr zu joggen. Aber das war nur Mittel zum Zweck.

Zum richtigen Ausdauersportler wurde er erst, als er in der Neujahrsnacht 2006 zusammen mit zwei Freunden den Entschluss fasste, am Köln-Marathon teilzunehmen. Da war Diederichs schon über 50 und nach Fußball oder Tennis spielen tat der Rücken weh. Laufen erwies sich als gute Alternative. Die 42,195 Kilometer bewältigte er zehn Monate nach dem Entschluss zusammen mit seinen Freunden mit Bravour. Zwei weitere Marathonläufe, noch einer in Köln und einer in Athen, folgten.

2010 beobachtete Diederichs die Premiere des Vulkan-Cross-Triathlons in Schalkenmehren. „Das hat mich total fasziniert“, erzählt er. Im nächsten Jahr war auch am Start. Zunächst mit einer Staffel, dann aber auch allein in allen drei Disziplinen. Ins Gelände habe es ihn schon immer gezogen. Ob zum Crosslauf oder bei der Alpenüberquerung mit dem Fahrrad (einmal von Nord nach Süd und einmal von Ost nach West). Oder beim Hospizlauf von Koblenz nach Trier. Die Knapp 200 Kilometer absolvierte Herbert Diederichs 2019 zusammen mit seiner Tochter Janine. „Sie ist 70 Kilometer gelaufen, ich 60 und den Rest haben wir uns mit dem Fahrrad aufgeteilt. Einer von uns war während der 24 Stunden immer unterwegs“, erzählt er. Beim Crossduathlon in Trier war sein Sohn Erik mit dabei. „Das ist einfach toll, wenn die Kinder mitmachen“, sagt Herbert Diederichs.

Möglich, dass das am 30. Juli wieder der Fall ist. Der Vulkan-Cross-Triathlon seines Vereins ist in diesem Jahr natürlich ein Ziel für Herbert Diederichs. Und 2023 vielleicht die Deutsche Meisterschaft. Denn dann ist er neu in der Altersklasse M 70. Und solange es Spaß und gute Laune macht, schadet ein bisschen Ehrgeiz auch nicht.

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