Jungfrau-Marathon: Langsurer Läufer auf dem Gipfel

Langsur/Trier/Interlaken. · Im Ziel sind sie alle wieder vereint: die über 4200 Läufer, die an diesem Tag von Interlaken bis hoch an die Eiger Nordwand gelaufen sind. In ihren Gesichtern liegt ein glückliches Lächeln, ein verschmitztes Grinsen, aber auch eine große Portion Erschöpfung. Denn zwischen dem Start am Thuner See und dem Ziel auf der Kleinen Scheidegg liegen nicht nur die obligatorischen 42,195 Marathon-Kilometer, sondern auch über 1800 Höhenmeter, die es zu überwinden gilt.

 Erschöpft aber glücklich: Marcus Planer und Manuel Kölker nach dem Zieleinlauf beim Jungfrau-Marathon.

Erschöpft aber glücklich: Marcus Planer und Manuel Kölker nach dem Zieleinlauf beim Jungfrau-Marathon.

Foto: Manuel Kölker
 Alphornklänge auf dme Weg zum Gipfel.

Alphornklänge auf dme Weg zum Gipfel.

Foto: Manuel Kölker
 Laufen im Hochgebirge: Die letzten zehn Kilometer beim Jungfrau-Marathon sind eine echte Herausforderung.

Laufen im Hochgebirge: Die letzten zehn Kilometer beim Jungfrau-Marathon sind eine echte Herausforderung.

Foto: Manuel Kölker

Von unserem Mitarbeiter
Manuel Kölker

Marcus Planer aus Trier, vier Läufer der LG Langsur und zwei weitere Trierer haben neben dem Autor dieser Zeilen und 4200 Teilnehmern den Lauf absolviert, und sie alle berichten von grandiosen Erlebnissen: "Mir standen die Nackenhaare zu Berge, als ich über die Muräne gelaufen bin. Der Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau, auf den Gletscher - da erfüllte mich eine wahnsinnige Ergriffenheit", schildert Marcus Planer die letzten zwei Kilometer vor dem Ziel.

Vergessen, dass er seine angestrebte Zielzeit bei seinem sechsten Jungfrau-Start um eine halbe Stunde verfehlen wird. "Kurz nach Wengen habe ich Krämpfe bekommen, zwischen Kilometer 31 bis 36 ging nicht mehr viel", berichtet er später nach 4:45:23 Stunden im Ziel. Ehefrau Alessandra und Tochter Caren haben ihn in dem Bergdorf, das die Läufer nach 30 Kilometern passieren, noch einmal angefeuert, wenig später streiken jedoch die Muskeln. "Natürlich haben diese fünf Kilometer wenig Spaß gemacht, aber das Erlebnis an sich ist unbeschreiblich." Etwas, das er immer wieder erleben will. Und so hat sich Planer auch schon für das kommende Jahr angemeldet, wenn der Lauf sein 20. Jubiläum feiert. Vielleicht klappt es ja dann mit der Zielzeit.

Etwas zu zögerlich sei er wohl heran gegangen, sagt Kurt Dietz-Wägelein von der LG Langsur nach 5:19:14 Stunden - und das, obwohl er mit sechs Stunden gerechnet hatte. Denn bevor es wirklich in den Berg hineingeht, stehen vor dem Läufer 26 relativ flache Kilometer durch romatische Dörfer, über reißende Bäche und vorbei an tosenden Wasserfällen. Dann beginnt der Lauf quasi zum zweiten Mal: zunächst mit 26 Serpentinen hoch nach Wengen, erfurchtsvoll auch die "Wand von Wengen" genannt, mit mörderischen Steigungen und Passagen, die selbst Wanderen die Schweißperlen auf die Stirn treiben.

"Das ist schon Wahnsinn. Laufen bringt da gar nichts, da musst du einfach gehen", sagt Dietz-Wägelein. Er und Michael Hurt, Herbert Jostock sowie Marieke Reus, alle von der LG Langsur, sind zum ersten Mal beim Jungfrau-Marathon am Start, dementsprechend groß ist auch der Respekt. Nicht nur durch viele Trainingskilometer, sondern auch durch Mental-Training hatten sie sich in und um Langsur auf den Lauf vorbereitet - die Mühen haben sich gelohnt.

"Dieses Panorame war einfach sensationell - auch wenn die letzten Kilometer richtig heftig waren", so Dietz-Wägelein. Dann nämlich krakseln die Läufer über Stock und Stein, passieren schließlich die Baumgrenze. Und auf einmal stehen da Alphornbläser und Fahnenschwenker - Erlebnisse, die sich einbrennen, auch wenn die Muskeln brennen. "Das kann man nur genießen, auch wenn man eigentlich endlich im Ziel sein will."

Gewonnen hat übrigens Markus Hohenwarter aus Österreich in einer Zeit von 3:01:52 Stunden. Schnellste Frau war die Französin Aline Camboulives in 3:29:55 Stunden.

Während Planer samt Familie am Sonntag schon wieder Richtung Heimat und Weinfest Grevenmacher unterwegs war, genoss das Langsurer Quartett noch die Landschaft bei einer Bootstour. Erst am Dienstag geht es dann wieder zurück an die Sauer.

Die Ergebnisse aus Trierer Sicht:543. (228., Altersklasse M20) Manuel Kölker (Der TV bewegt), 4:36:19722. (159., AK M45) Marcus Planer, 4:45:23917. (116., AK M50) Michael Zweynert, 4:53:431550. (93., AK M55) Kurt Dietz-Wägelein (LG Langsur), 5:19:142160. (57. AK M60) Hans-Joachim Wunsch, 5:44:022179. (297., AK M50) Michael Hurt (LG Langsur), 5:44:332399. (556. AK M45) Herbert Jostock (LG Langsur), 5:55:25517. (194. AK F20) Marieke Reus (LG Langsur), 5:55:26

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