Silvesterlauf Konfetti im Mund und Laktat in den Lippen

Trier · Silvesterlauf der Rekorde: Sieger Isaac Kimeli verbessert nach 25 Jahren Strecken- und Richard Ringer als Zweitplatzierter den deutschen Rekord. Bei den Frauen sorgt Deborah Schöneborn für den fünften deutschen Sieg in Folge.

Der Belgier Isaac Kimeli beim verbessete beim 33. Bitburger-0,0%-Silvesterlauf in Trier nach einem Vierteljahrhundert den 8-Kilometer-Streckenrekord auf 22:18 Minuten.

Der Belgier Isaac Kimeli beim verbessete beim 33. Bitburger-0,0%-Silvesterlauf in Trier nach einem Vierteljahrhundert den 8-Kilometer-Streckenrekord auf 22:18 Minuten.

Foto: Holger Teusch

(teu) Zwei Lauf- und einen Wetterrekord brachte der Silvestertag Trier. Frühlingshafte Temperaturen über 15 Grad und eine trockene Laufstrecke bescherten dem ausrichtenden Verein Silvesterlauf Trier nach 25 Jahren einen neuen Streckenrekord im Bitburger-0,0%-Lauf der Asse über 8 Kilometer. Isaac Kimeli feierte in 22:18 Minuten seinen dritten Silvesterlauf-Sieg nach 2018 und 2019 (in den vergangenen beiden Jahren wurde wegen Corona nicht auf der Trierer Altstadtrunde gelaufen) und verbesserte damit die Bestzeit seines Namensvetters Isaac Kariuki (Kenia) aus dem Jahr 1997 um drei Sekunden. Vor 25 Jahren war es mit etwa zwölf Grad ebenfalls mild gewesen, aber nicht so warm, wie diesmal.

„Die Jungs haben von Anfang an Druck gemacht, aber ich bin entspannt geblieben“, erzählt Kimeli. Als die Spitzengruppe die ersten drei 1-Kilometer-Runden bereits nach 8:20 Minuten hinter sich gebracht hatte, dämmerte es Berthold Mertes, dass der Ausrichterverein wohl die Zusatzprämie für eine Bestzeit lockermachen muss. „Das ist immens schnell. Ich will ja keine Pferde scheu machen, aber das liegt im Bereich des Streckenrekords“, rief der Silvesterlauf-Mitbegründer ins Mikrofon.

Fast alle aus der Spitzengruppe beteiligten sich an der Führungsarbeit. Zwischenzeitlich auch der letzte deutsche Sieger Homiyu Tesfaye (TSV Pfungstadt), der dann das Rennen vorsichtshalber frühzeitig beendete, um eine alte Hüftverletzung nicht wieder aufplatzen zu lassen. Marathon-Europameister Richard Ringer (LC Rehlingen) und der deutsche Marathon-Rekordler Amanal Petros (TV Wattenscheid) hielten das Tempo hoch. „Ich hatte schon in der ersten Runde Laktat in den Lippen und dachte: Ob das gut war“, erzählt Ringer.

Es war gut! Auch für seinen Trainingspartner Kimeli. „Wenn jemand vor dir ist, mit dem du zusammen trainierst, weißt du, was der laufen kann“, erzählt der gebürtige Kenianer, der als 15-Jähriger zu seiner bereit in Belgien lebenden Mutter zog. Wie schon 2018 und 2019 verließ sich Kimeli auf seinen Endspurt: „Ich weiß, dass ich ein gutes Finish habe. Deshalb habe ich es auf die letzten 300 Meter ankommen lassen.“

Auf den letzten Metern gelang Ringer ganz knapp nicht mehr die Sensation wie bei seinem Europameisterschaftssieg in München: „Hinten raus habe ich wieder an die EM gedacht und dann die Zuschauer, was soll man da anderes machen, als noch mal Gas geben?“ Mit 22:20 Minuten stellte der 33-Jährige einen neuen deutschen Rekord über 8 Kilometer auf. Auch Petros blieb in 22:22 Minuten (eine Sekunde schneller als Lauflegende Haile Gebrselassie 2009) unter der Marke die Christoph Herle 1980 auch bei einem Silvesterlauf, aber dem in Zürich, aufgestellt hatte.

Bester Läufer der Region Trier war bei seinem letzten Start für die LG Vulkaneifel (ab diesem Jahr Silvesterlauf Trier) Samuel Fitwi als Siebtplatzierter. „Es war für mich ein komisches Rennen“, hadert der 26-Jährige. Auf den ersten 5 Kilometern lag er in der Spitzengruppe. Als dann das Tempo noch einmal etwas angezogen wurde, habe er schlecht Luft bekommen, erzählt der dreimalige Deutsche Crosslaufmeister, der seinen eigenen Silvesterlauf-Bezirksrekord von 2019 mit 23:03 Minuten nur um zehn Sekunden verpasste.

Im Sparkassen-Elitelauf der Frauen über 5 Kilometer bedeutet Silvesterlauf-Bestzeit auch deutschen Rekord. Den hatte die Spitze die Spitzengruppe mit fast allen deutschen EM-Heldinnen zwar nicht im Visier, von Anfang an sorgte aber Hindernislauf-Vizeeuropameisterin Lea Meyer bei ihrem letzten Start für den ASV Köln (nun TSV Bayer 04 Leverkusen) für ein hohes Tempo. Doch wie schon 2019 setzte sich wieder eine Marathonläuferin durch. „Nach der zweiten Gegenwind-Geraden hat es sich ergeben, dass ich in der Kurve vorne war und dann bin ich ab, habe einfach versucht meinen Schritt zu laufen und locker zu bleiben“, erzählt Deborah Schöneborn. Bei der 28-Jährigen (Portrait Sport xy) klingt der Weg zum Silvesterlaufsieg einfach. „Es war super cool und hat viel Spaß gemacht. Man musste aufpassen, dass man kein Konfetti einatmet“, erzählt die Sportmedizinerin.

 Der Belgier Isaac Kimeli beim verbessete beim 33. Bitburger-0,0%-Silvesterlauf in Trier nach einem Vierteljahrhundert den 8-Kilometer-Streckenrekord auf 22:18 Minuten.

Der Belgier Isaac Kimeli beim verbessete beim 33. Bitburger-0,0%-Silvesterlauf in Trier nach einem Vierteljahrhundert den 8-Kilometer-Streckenrekord auf 22:18 Minuten.

Foto: Holger Teusch

Schöneborn blieb in 15:56 Minuten (erst drei Deutsche waren bei ihrem Silvesterlaufsieg schneller) als einzige Läuferin unter 16 Minuten. Die EM-Zweite Lea Meyer musste sich als Viertplatzierte ganz knapp der Belgierin Lisa Rooms und der Polin Martyna Galant (alle drei kamen mit 16:04/16:05 Minuten innerhalb einer Sekunde ins Ziel) geschlagen geben. Chiara Bermes (LT Schweich/19. In 17:30) freute sich über den Sieg in der inoffiziellen Bezirkswertung vor Gesa Krause. „Die Stimmung war unfassbar gut. Ab der Nagelstraße haben die Zuschauer einen einfach nur getragen“, so die DM-Zehnte über 5000 Meter, die nicht widerstehen konnte, Krause, die im ersten Halbjahr ihr erstes Kind erwartet (Bericht Sport xy), am Ende zu überspurten: „Neben Gesa zu laufen, das hat natürlich gepusht und ich wollte dann natürlich auch einmal vorne sein.“

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