Deutsche Crosslaufmeisterschaft Krankenhaus statt Meisterfeier: Läufer Samuel Fitwi gewinnt Cross-DM

Sindelfingen · Samuel Fitwi von der LG Vulkaneifel gewinnt als erster Läufer aus der Region Trier einen Einzeltitel bei Deutschen Crosslaufmeisterschaften auf der Männer-Langstrecke - und muss danach mit sieben Stichen genäht werden.

 Samuel Fitwi von der LG Vulkaneifel gewann als erster Läufeer der Region Trier den deutschen Crosslaufmeistertitel auf der Männer-Langstrecke.

Samuel Fitwi von der LG Vulkaneifel gewann als erster Läufeer der Region Trier den deutschen Crosslaufmeistertitel auf der Männer-Langstrecke.

Foto: Holger Teusch

Sindelfingen (teu) Samuel Fitwi Sibhatu kann weiterhin lachen: „Siegerehrung, Dopingkontrolle, Krankenhaus, das war meine Siegesfeier“, scherzte der 24-Jährige von der LG Vulkaneifel (LGV) am Samstagabend am Telefon, als er das Krankenhaus in Sindelfingen verließ. Das ist am Samstagabend gegen 21 Uhr. Etwa vier Stunden zuvor war Fitwi Deutscher Crosslaufmeister auf der Männer-Langstrecke geworden - als erster Läufer aus der Region Trier und zweiter eines rheinland-pfälzischen Vereins überhaupt (sein Vorgänger war 1983 und 1984 Hans-Jürgen Orthmann vom VfL Wehbach im Westerwald).

Ein Sieg souverän, aber am Ende schmerzhaft. Ganz links im Läuferfeld startend hielt sich Fitwi zu Beginn des Rennens über 9900 Meter zunächst zurück. „Am Anfang war es nicht schnell. Vielleicht 3:30 Minuten pro Kilometer. Nach drei Runden habe ich mich entschieden Gas zu geben“, erzählt er. Von da konnte keiner Fitwi folgen. Der ehemals aus Eritrea geflüchtete junge Mann, der seit 2018 einen deutschen Pass hat, schien über den tiefen Morast des Badezentrums Sindelfingen zu schweben. „Die Bedingungen waren in Sindelfingen ähnlich wie bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften. In Laubach war es Wasser, hier war Schlamm“, vergleicht Fitwi das Geläuf der DM mit dem der Landesmeisterschaften am 1. März.

Als er nach knapp zehn Kilometern in 32:34 Minuten winkend das Ziel erreicht, muss Fitwi noch gut eine Minute warten, bis Simon Boch (33:39) und Maximilian Zeus (33:44, beide LG Telis Finanz Regensburg) im Endspurt die beiden restlichen Medaillen unter sich aufteilten. Der Vizemeister hatte vier Stunden vorher bereits das Mittelstreckenrennen gewonnen.

Erst im Ziel erkannte Fitwi, wie groß seine Verletzungen waren. Er habe während der zweiten der 1,1 Kilometer langen Runden nur gemerkt, dass jemand ausgerutschte und ihm am linken Fuß berührte, erzählt er. Nun sah er, dass sein Rennschuh kaputt war und er außer am Fuß noch am Knie eine Wunde hatte. Also Siegerehrung, Dopingkontrolle und dann ins Krankenhaus, wo der Deutsche Meister fast viermal so lange bis zu seiner Behandlung warten musste, wie das rennen gedauert hatte. Die Verletzung am Knie wurde mit sieben Stichen genäht. Die am Fuß ebenfalls.

„Ich mache jetzt drei bis vier Tage Pause und dann mal sehen“, bleibt Fitwi aber gelassen. Trainer Yannik Duppich, der aus den USA das Rennen verfolgte, hofft, dass sein Schützling am kommenden Wochenende im niederländischen Bunssum wieder starten kann. Mitte April geht es dann dann in die USA zum Trainingslager und am 8. Mai zu 10 000-Meter-Rennen nach Stanford. Dort soll für den Rheinland-Pfalz.-Rekordler nach der über die Halbmarathondistanz auch die Norm über die 25 Stadionrunden fallen.

Einen gelungenes Cross-DM-Debüt feierte Rebecca Bierbrauer. Die noch 15-Jährige vom Verein Silvesterlauf Trier belegte als Schnellste des Geburtsjahrgangs 2004 im Rennen der unter 18-Jährigen (U 18) den dritten Platz. „Ich konnte das alles vorher gar nicht einschätzten“, erzählte die Deutsche Triathlon-Nachwuchsmeisterin von der Ungewissheit vor ihrer ersten Leichtathletik-DM. „Aber am Ende waren genau die vorne, die ich schon kannte.“ Wie Bierbrauer auch im Triathlon unterwegs ist auch die neue U-18-Titelträgerin Jule Behrens (ASC Darmstadt), die das 4,4-Kilometer-Rennen in 17:35 Minuten gewann. „Nach zweieinhalb Runden ist die weggezogen und hat mich aus dem Konzept gebracht, weil ich überlegt habe, ob das schon der Endspurt sei“, erzählt Bierbrauer. Wie alle übrigen 70 Starterinnen konnte auch die Triererin der Darmstädterin nicht folgen. Im Endspurt musste sich die Silvesterlauf-Athletin (Endzeit: 17:55 Minuten) nur der älteren Johanna Pulte (SG Wenden/17:53) geschlagen geben. Bierbrauers Bronzemedaille ist das erste Einzel-Edelmetall für den Nachwuchs der Region Trier seit zwölf Jahren bei einer Cross-DM. 2008 wurde Julia Dobmeier vom TV Hermeskeil in der gleichen Altersklasse ebenfalls Dritte.

Zur DM-Medaillensammlerin des Winters mauserte sich in Sindelfingen Julia Moll. Die knapp 45-Jährige vom Post-Sportverein Trier (PST) sammelten ihre DM-Medaillen Nummer vier und fünf innerhalb von gut einer Woche. Nach Seniorinnen-Edelmetall in der Halle über 4 x 200 Meter (Gold mit der PST-Staffel), 800 Meter und 3000 Meter (jeweils Bronze), fügte sie 26 Jahre nach ihrem letzten Start bei nationalen Geländelaufmeisterschaften den Vizetitel in der Altersklasse W 45 hinzu. „Letzte Cross-DM Silber 1994 mit der Mannschaft und jetzt wieder. Guter Cross-DM-Wiedereinstieg“, freute sich Moll. Als U-23-Juniorin und unter ihrem Mädchennamen Herber hatte sie zusammen mit Bettina Moll und Sabine Wollscheid ebenfalls im damals allerdings schwarzen PST-Trikot Silber gewonnen. Zu einer Teammedaille, allerdings der bronzenen, führte Moll (25:32 Minuten für 5500 Meter) das durch Moni Vieh (7. W 45 in 26:49) und Annika Gäb (5. W 35 in 27:18) komplettierte PST-Seniorinnen-Team der 35- bis 49-Jährigen.

Mit Lotta Schlund statt Gäb belegte die PST-Mannschaft in der offenen Frauen-Wertung den zehnten Platz. Schlund erwischte über 5,5 Kilometer direkt einen guten Start und eine gute Gruppe und lag am Ende in 22:27 Minuten als Zehntplatzierte nur eine Minute hinter der neuen Deutschen Meisterin Domenika Mayer (Regensburg/21:24). Nach dem dritten Platz vor einem Jahr sicherten sich die LGV-Senioren Willi Jöxen, Richard Luxen und Viktor Lieder diesmal die Vizemeisterschaft in der M 60/65-Teamwertung.

Zwar (noch) ohne Medaille gab auch der PST-Nachwuchs eine starke Vorstellung. „Ich war schon ein bisschen nervös, als Giulio da vorne weg gelaufen ist. Nach eineinhalb Runde hatte er schon schwere Beine. Für die Umstände hat er es dann am Ende mit Platz zwölf recht gut gemacht. Bei einer anderen Renneinteilung hätte er den ein oder anderen Platz weiter vorne sein können“, sagte PST-Lauftrainer Marc Kowalinski zu Giulio Ehses Mut, sich im U-23-Juniorenrennen über 7,7 Kilometer direkt an die Spitze zu setzen. Hoffnung macht auch die Mannschaftsleistung. Zusammen mit dem Brüdern Abraham und Adrian Wirtz belegte Giulio den sechsten Platz in der Teamwertung. Der wie Ehses und Abraham Wirtz erst knapp 20-jährige Johannes Hein kam zeitgleich mit dem zwei Jahre älteren Adrian Wirtz ins Ziel wurde von der EDV aber nicht ins Dreierteam genommen. „Wenn man gedenkt, dass alle Jahrgang 2000 sind und in den nächsten Jahren noch Möglichkeiten haben“, glaubt Kowalinski.

Der ehemalige deutschen Crosslaufmeister (2006 mit dem PST-Mittelstreckenteam) freute sich auch über den neunten Platz von Simon Quint im U-18-Rennen über 4400 Meter. „Simon ist absolut klasse gelaufen und hat sich das Rennen auch taktisch gut eingeteilt“, sagte der 41-Jährige. Für Felix Moll und Constantin Fuchs, die eher auf den 800 Metern auf der Bahn zu Hause seien, sei der 39. und 47. Platz über lange 6,6 Kilometer in Ordnung.

Ergebnisse:

Frauen, 5500 m: 1. Domenika Mayer (Regensburg) 21:24 Minuten, 10. Lotta Schlund 22:27, 63. Julia Moll (2. W 45) 25:32, 86. Monika Vieh (7. W 45) 26:49, 90. Annika Gab (5. W 35) 27:18. - Team: 10. PST (Schlund, Moll, Vieh). W 35-45: 3. PST (Moll, Vieh, Gäb).

Männer, 4400 m: 1. Simon Boch (Regensburg) 14:03 Minuten, 54. Jakob Gieße (LGV) 16:10. 9900 m: 1. Samuel Fitwi Sibhatu (LGV) 32:34, 2. Simon Boch (Regensburg) 33:39, 3. Maximilian Zeus (Regensburg) 33:44, 25. Martin Müller (LG Meulenwald Föhren) 37:13, 37. Nicolas Krämer (LGV) 39:34.

Juniorinnen U 18, 4400 m: 1. Jule Behrens (Darmstadt) 17:35 Minuten, 2. Johanna Pulte (SG Wenden) 17:53, 3. Rebecca Bierbrauer (SL) 17:55, 4. Hannah Rödel (Rehlingen) 18:12

Junioren U 18, 4400 m: 1. Anas Belfqih (Wiesbaden) 15:39 Minuten, 9. Simon Quint (PST) 16:22, 72. Jan Gerth (SL) 18:46, 89. Jan Rinnenburger (SL) 22:29. U 20, 6600 m: 39. Felix Moll (PST) 27:30, 47. Constantin Fuchs (PST) 28:12. U 23, 7700 m: 1. Markus Görger (Karlsruhe) 26:01, 12. Giulio Ehses 28:45, 27. Abraham Wirtz 30:29, 35. Adrian Wirtz 31:31, 36. Johannes Hein 31:31 (alle PST). - Team U 23: 6. PST (Ehses, Wirtz, Wirtz).

Senioren M55, 6600 m: 8. Alwin Nolles 26.40 Minuten, 21. Thomas Nolles 30:04 (beide LG Meulenwald Föhren). M 60, 5500 m: 14. Willi Jöxen 23:24, 15. Richard Luxen 23:25, 16. Viktor Lieder 23:44 (alle LGV). - Team: 2. LGV (Jöxen, Luxen, Lieder).

Abkürzungen: LGV = LG Vulkaneifel, PST = Post-Sportverein Trier, SL = Silvesterlauf Trier

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