Queen begleitet Hospizläufer

Trier · Blitz und Donner trauten sich am Freitag und Samstag nicht, die größte Benefizlauf-Aktion der Region zu stören: 580 Läufer, Walker, Inline-Skater und Radfahrer, dazu einige Dutzend Organisatoren und Helfe beteiligten sich am elften Hospizlauf von Koblenz nach Trier.

Zwei Begleiter hatten die Hospizläufer in diesem Jahr: die schwüle Witterung mit Gewittergefahr und die River Queen. Die Urlauber auf dem Hotelschiff werden sich wahrscheinlich gewundert haben, dass sie sowohl am Freitagabend als auch am Samstagmorgen eine große Laufgruppe am Moselufer sahen. Vielleicht wird die Leistung der Läufer den ein oder anderen zum Nachdenken gebracht haben - ob nun auf dem Luxusschiff oder am Straßenrand. Denn "Die Hospizbewegung hat es in Deutschland immer noch schwer", bemerkte Triers Bürgermeisterin und Sportdezernentin Angelika Birk bei der Ankunft der Läufer am Hospizhaus.

Während die River Queen zuweilen mit ihren Abgasen störte, machten die Gewitter den Organisatoren mehr sorgen. Die Unwetterwarnungen im Radio gehörten zum Pflichtprogramm von Thorsten Ries und den anderen im Begleittross: Vorsicht in Prüm, Achtung in Bad Kreuznach, hieß es, aber um die Hospizläufer machten die Gewitter einen Bogen. Nach 50 Kilometern in Cochem grollte der Donner vom dunklen Himmel zwar bedenklich, aber es schien, als habe selbst das Wetter Respekt vor der Leistung für die gute Sache.

Unsicherheitsfaktor Wetter hin oder her, die elfte Auflage ließ auf den rund 200 Kilometern entlang der Mosel mit 580 noch mehr Läufer die Schuhe schnüren, als im Jubiläumsjahr zuvor. Vom Deutschen Eck an lief Koblenz' Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig die erste Etappe mit.

Manch einer wuchs dank der guten Stimmung über sich hinaus. "Ich wollte von Zell bis Bernkastel laufen", erzählte Uli Urbanek. Das wären schon mehr als 40 Kilometer. Morgens um Viertel vor Vier fühle er aber sich noch so gut und von der Atmosphäre beschwingt, dass er kurzerhand noch knapp zwölf weitere Kilometer bis Wintrich dran hing.

Wie Urbaneks Verein LG Meulenwald Föhren besetzte auch der SV Gonzerath die komplette Distanz mit vor allem auch jungen Staffelläufern. "Das ist etwas, das vergisst man sein ganzes Leben nicht", sagte das Vorstandsmitglied des Sportvereins aus dem Hunsrück Ralf Klingel begeistert.

Zahlreiche Vereine und Gruppen übergaben schon am Hospizhaus ihre gesammelten Spenden dem Vorstand der Trierer Hospizstiftung. Wie viel Geld in diesem Jahr zusammenkommt (2013 waren es mehr als 20 000 Euro), wird erst in einigen Wochen feststehen. Die Gonzerather übergaben statt eines Schecks beispielsweise erst einmal ihren Staffelstab. Der werde auf jeden Fall eine vierstellige Euro-Summe wert sein, versicherte Klingel.

Manch einer wurde kreativ, wie die Walker von Spiridon Hochwald. Weil nicht schnell genug für den Lauftross, gingen sie die letzten Kilometer durch Trier kurz vorher ab und baten in Geschäften und bei Passanten um Spenden. Die Rosen, die sie in einem Blumenladen geschenkt bekamen, gaben sie zum Dank an die Spender weiter.

Extra: Florian Neuschwander
100 Kilometer von Koblenz bis Burg und zwölf Kilometer von Schweich bis zum Hospizhaus lief Florian Neuschwander beim selbst erklärten Abschiedlauf aus der Region (er zieht nach Frankfurt). "Das hat mehr wehgetan, als der Transvulcano", sagte der 33-Jährige. Die komplette Distanz war schnell kein Thema. Schon nach 60 Kilometern schmerzten dem Vizeweltmeister im Ultratraillauf (über 75 Kilometer) Knie und Hüfte. Das Problem: das für Neuschwander langsame Tempo von zirka neun Stundenkilometern. Auf dem Weg nach Zell sei er mal zehn Kilometer in 40 Minuten vorgelaufen. "Danach dachte ich, es geht noch mal." Aber als er die 100 vollgemacht hatte, war Schluss bis zum nächsten Morgen. Den emotionalen Zieleinlauf ließ sich Neuschwander trotz aller Schmerzen aber nicht entgehen. "Irgendwann versuche ich die 200 Kilometer", versprach der Marathon-Bezirksrekordler.

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