Trierer Silvesterlauf Erst Kipchoge geschlagen, jetzt New York und dann zweiter Silvesterlaufsieg?
Trier · Für den Marokkaner Zouhair Talbi war der Sieg beim Trierer Silvesterlauf ein Sprungbrett. Er ist der einzige Marathon-Debütant, der jemals Eluid Kipchoge geschlagen hat. Am 31. Dezember kehrt Talbi an die Mosel zurück.
Nur ein Dutzend Läufer weltweit können von sich sagen, dass sie in einem Marathonrennen schneller als Eluid Kipchoge waren. Nur einem Läufer gelang dies bei seinem Debüt auf der 42,195-Kilometer-Distanz: Zouhair Talbi. Vor knapp sechs Jahren gewann der Marokkaner den Asselauf beim Bitburger-0,0%-Silvesterlauf in Trier.
Ein Sprungbrett für den damals 22-Jährigen! „Ich kann die unglaubliche Erfahrung nicht vergessen. Allzu gerne möchte ich wieder ein Teil davon sein“, teilte Talbi Silvesterlauf-Renndirektor Berthold Mertes kürzlich mit, dass er immer noch Gänsehaut bekommt, wenn er an das Rennen 2017 und das frenetisch anfeuernde Trierer Publikum denkt.
Nach nach seinem Silvesterlaufsieg zog es den Universiade-Silbermedaillengewinner zum Studium in die USA. Im amerikanischen College-Sportsystem entwickelte er sich weiter und schloss sein Studium (Bachelor in Human Performance) ab. Seit Jahresbeginn trieb Talbi nun seine Straßenlaufkarriere voran, lief 1:01:08 Stunden über 21,1 Kilometer und musste sich beim New Yorker Halbmarathon nur den Weltrekordlern Joshua Cheptegei (5000 Meter und 10.000 Meter) und Jacob Kiplimo (Halbmarathon, beide Uganda) geschlagen geben.
Im April dann sein Marathon-Debüt beim weltältesten Rennen dieser Art in Boston. Talbi lief in der Spitzengruppe mit, musste nach der Halbmarathonmarke (1:02:15 Stunden) aber etwas abreißen lassen, brach aber nicht wie viele andere Konkurrenten auf dem hügeligen Bostoner Parcours ein. Läufer um Läufer sammelte Talbi wieder ein - und plötzlich tauchte der Weltrekordler (2:01:09 Stunden, am vergangenen Wochenende auf 2:00:35 Stunden verbessert) vor ihm auf. Er habe gemerkt, dass sich Kipchoge schlecht fühle, einen schlechten Tag habe, erzählte Talbi in einem Interview. Kurz nach seinem 28. Geburtstag war es für ihn aber natürlich ein besonderer Moment.
Einer, der mehr bedeutete, als der fünfte Platz in 2:08:35 Stunden (Kipchoge wurde in 2:09:23 Stunden Sechster) aussagt. „Von diesem Augenblick habe ich gewusst, dass alles möglich ist, wenn man sich selbst vertraut“, sagt Talbi.
Möglich ist deshalb trotz des Umstiegs auf die Marathondistanz Talbis zweiter Sieg beim „deutschen Sao Paulo“. Nachdem der Marokkaner 2017 zuletzt auf dem Trierer Hauptmarkt triumphierte, hieß der Gewinner nur noch Isaac Kimeli. Der Belgier mit kenianischen Wurzeln gewann 2018 und 2019 und nach der Corona-Pause 2022. Der 29-Jährige könnte als erster Läufer bei vier aufeinander durchgeführten Silvesterläufen siegen. Rekordgewinner Moses Kipsiro aus Uganda stand zwar fünfmal ganz oben auf dem Podest, aber wie Kimeli nur dreimal in Folge (2005-07, außerdem 2012 und 2014).
Beim Silvesterlauf-Ausrichterverein hofft man natürlich, dass Vereinsmitglied Samuel Fitwi vielleicht doch als lachender Dritter aus dem Duell hervorgeht. Doch während Talbi bereits Anfang November in New York seinen nächsten Marathon plant, peilt Fitwi erst im Dezember in Valencia einen weiteren Angriff auf die Olympianorm von 2:08:10 Stunden an (in Berlin blieb er mit Rheinland-Pfalz-Rekord in 2:08:28 Stunden knapp darüber). Eine Alternative wäre ein Start in Dubai Anfang Januar. Um einen Silvesterlauf-Sieg anzupeilen ist beides nicht ideal. Aber vielleicht treffen sich Fitwi und Talbi ja an der olympischen Marathon-Startlinie von Paris - gemeinsam mit Kipchoge.