Der Farmer aus Kenia und der Läufer aus Trier

Trier · Der schnellste Läufer beim 21. Bitburger-Silvesterlauf weilte von den Top-Läufern am längsten in Trier. Eine Woche trainierte Micah Kogo mit Marc Kowalinski vom PST Trier.

 Bleibt bodenständig trotz Konfettiregen: Silvesterlauf-Gewinner 2010 Micah Kogo.

Bleibt bodenständig trotz Konfettiregen: Silvesterlauf-Gewinner 2010 Micah Kogo.

Foto: Willy Speicher

(teu) Marc Kowalinski hatte nur eine Sorge: „Ich hoffe, dass es nicht zu langsam war“, sagte der zurzeit beste Läufer der Region nach seinem ersten Training mit Micah Kogo. Der Hallen-DM-Dritte vom Post-Sport-Telekom Tier (PST) zeigte dem Olympiadritten aus Kenia das Trainingsrevier der Trierer Läufer, den tief verschneiten Weißhauswald. Slippery, rutschig, war das meist benutzte Wort der vergangenen Woche.

„Mit jemand zu laufen, der bis vor wenigen Monaten Weltrekordler war, war ein Erlebnis. Ich habe ihn gefragt, ob es mittlerweile ein Ammenmärchen ist, dass die Kenianer zur Schule laufen“, sagt Kowalinski. Kogo erzählte, dass er selbst fünf Kilometer Schulweg hatte und auf dem Land in Kenia die meisten Wege immer noch zu Fuß zurückgelegt werden. „Micah hat sich gewundert, dass die deutschen Kinder fast überall hin gefahren werden“, berichtet Kowalinski.

Zu erfahren, dass Laufen Micah Kogos Haupterwerbsquelle ist, war keine Überraschung. Nur der Afrikaner schaute ein wenig verwundert, dass ein nationaler Medaillengewinner wie Kowalinski in Deutschland neben dem Sport einem normalen Beruf nachgeht (Kowalinski arbeitet als Sportlehrer an der Europäischen Sportakademie). Aber auch Kogo sorgt für die Zeit vor, in der er seine Familie nicht mehr vom Laufen ernähren kann. Zwar lebt er mit seiner Frau und drei Kindern mittlerweile im Läufer-Mekka Eldoret. In seiner Heimatregion Burnt Forest besitzt der 24-Jährige allerdings Farmland. „Das lasse ich jetzt bewirtschaften, weil ich das ja nicht selbst machen kann“, erzählt er.

Für die Zeit nach der Laufkarriere hat Kogo bereits Pläne: Noch einmal die Schulbank drücken, studieren. „Bildung ist das wichtigste“, sagt er. Kogo weiß, dass es nur wenige kenianische Läufer wie er ganz nach oben schaffen und gut vom Sport leben können. 800 Euro Prämie für den Sieg beim Bitburger-Silvesterlauf in Trier sind in Kenia viel Geld.

Marc Kowalinski schrammte als Neunter knapp an den Preisgeldrängen vorbei. Trotzdem: Das Training mit Micah Kogo war für ihn eine zusätzliche Reisenmotivation. Der 2010 erfolgreichste deutsche Läufer Carsten Schlangen musste den Trierer bremsen. „Ich habe Marc am Anfang gesagt: Lass' uns nicht ganz so schnell machen“, erzählt der Vizeeuropameister über 1500 Meter.

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